Komm gut nachhause

Die Frau die dem Mann in der Bahn erzählt von der Gegend in der es nicht hell wird, sondern immer nur Nacht ist, vielleicht ein wenig Dämmerung. Er erzählt ihr, wo das ist. Dann weiß sie von wem, der wohnt dort und geht zum Eisfischen. Sie kann sich das garnicht vorstellen so zu leben. Der Mann sagt aber das ist ganz normal für die. Dann erzählt sie noch von einer anderen Gegend, in der es nie dunkel wird. Ja aber das ist ja auch dort. Echt das ist auch dort? Ja im Sommer. Im Winter liegt überall Schnee und die fahren mit Motorschlitten. Mit Motorschlitten das möchte ich auch Mal machen. Danke das Du mitgekommen bist! OK komm gut nachhause! Dann steigt sie aus, draußen ist es schon dunkel.

Ein Tatsachenbericht

aus dem Mai des Jahres,
herbeitelegraphiert mit
dem Telefon aus Blech
dose und Bindfaden:

Sternschnuppen, Satelliten,
nur am Abend Katharsis
maschine, Lack und Blumen
draht. Taschen voller Zellstoff,
Murmeln die Knochenaugen
Schwarz auf Weiß ins Ohr.

Sitze am Schreibtisch und
sieh den Fingernägeln beim
Wachsen zu. Entschuldigung
das ich Ihnen auf den Gold
zahn fühlen musste.

*»Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark«

In der Nordstadt und Herrenhäuser Gärten unterwegs mit jemandem, den kenne ich sehr lange und der sehr lange nicht mehr dort gewesen ist, wohl seit dem Jahr 2000 ungefähr, wie er sagt. Wie das Herumlaufen und nebensächliche Zeigen den eigenen Blick auf die veränderte Stadt freimacht und wie ich sehe, dass er Einiges so nicht erwartet hätte. Erstaunen über die Möglichkeiten, vielleicht. Hinzukommt, dass wir direkt zu Beginn und gegen Ende auf Menschen treffen, die ich kenne — passiert mir aber sonst eigentlich nie. Jeweils nur ein kurzes Grüßen im vorbeigehen/fahren. Selbst das eine Haus auf dem Sprengel hat einen neuen Anstrich bekommen — auf dem anderen steht weiterhin, was dort schon immer stand*. Dann schieben wir noch die Räder durch einen hässlicheren Teil der Stadt, in Richtung Hauptbahnhof. An der Hamburger Allee trennen sich unsere Wege, ich muss noch die gelbe Weste anziehen und das Licht anbauen, es ist mittlerweile fast dunkel. Als ich losfahren möchte und gleich darauf auf einer sog. Verkehrsinsel gestrandet bin, kreuzt ein Elektro-Lastenrad meinen Weg, einen Sessel transportierend. Ein paar Meter dahinter ein weiteres, mit einem zweiten Sessel. So geht es hier nämlich zu, mittlerweile. Kein einziges Foto gemacht.

Aus den Briefen – 12 – „Für Billy“

Ich habe gerade meine Schrauben sortiert. Vor einem Jahr ungefähr hatte ich Nupsies gekauft, die 6 Wochen lang auf einem Containerschiff aus China hierher geschwommen sind. Weil die neuen Billy-Regalböden ein neues Nupsie-System haben. Die sind jetzt in einer Schachtel wo einmal Ohrstöpsel drin waren und ich habe mit Edding „Für Billy“ drauf geschrieben.

Jetzt der traurige Regen

Auf Umwegen zur Arbeit und am Abend zurück. Aus dem Busfenster schauen, die Gegend interessant aber vollkommen hoffnungslos. An einem Laternenpfahl hängt ein Plakat auf dem wird ein vermisster Hund oder eine Katze gesucht, die Fenster sind beschlagen. Verloren gehen Kinder durch den nassen Schnee, in der Schule vielleicht war eine Faschingsfeier mit Abstand. Schöne Namen der Straßen wie Luise-Blume-Straße, Tempelhofweg

Erzählt eine Frau im Pelzmantel einer anderen alles mögliche auf Russisch. Die Kaserne ist in großen Teilen abgerissen, da wird jetzt etwas anderes gebaut. Erinnerung wie ich hier falsch hingefahren bin, den Musterungsbefehl in der Jackentasche, die Wache gefragt habe, die erzählte ich müsste ganz woanders sein, fest davon überzeugt, die Musterung findet in der Kaserne statt und dies war die Kaserne, die ich kannte. Die hätten viel zu tun gehabt mit mir in der Armee

„Was habt ihr mit dem Feuerlöscher!“ der Bahnfahrer öffnet die Tür zum Abteil und die Jungen versuchen noch was „Was mit dem Feuerlöscher ist!“ sagt er jetzt da sind sie raus aus dem Wagen, dann pafft er seinen Dampf aus der zum Bahnsteig geöffneten Kabinentür. Zehlendorfweg, Vahrenheider Markt

Ein größeres Wunder als das Internet

Heute froh über das Radio. Die Vorstellung, dass die Magnetfelder ständig da sind, sie sind nur unsichtbar. Ein größeres Wunder als das Internet — auch viel verlässlicher. Traurig über die Mittelwelle, weil es immer weniger Sender gibt, und sie hier nicht mehr wirklich empfangen werden kann — vermute das die einfältigen Nachbarn einen Rechner im Dauerbetrieb haben, der den Empfang stört.

Dies ist ein kleines Stück Geräusch, welches sich mit dem Radio beschäftigt.

Hunde und ihre Besitzer

Die Idee gehabt, sich in die Fußgängerzone zu setzen, mit einer Zeitung mit Kucklöchern, um bspw. unauffällig Hunde und ihre Besitzer beobachten zu können.

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Am Montag sehe ich auf der Kreisstraße einen Laubhäcksler, der als Anhänger hinterhergezogen wird. Gleich die Szene aus „Fargo“ präsent.

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Ich sage zum Koch, dass ich heute mal zwei Scheiben Käse nehme statt Käse & Marmelade, er sagt Leben am Limit, und sofort muss ich mich an den Käse-Sketch erinnern, den mein Klassen- und Englischlehrer Chris L. zusammen mit meinem Mathelehrer Peter B. bei einer Fasching-Feier aufgeführt hat. Der Käse-Sketch ging ungefähr so, das einer der beiden, kostümiert mit einer abgewetzten Jeansjacke und einem aufgepunkteten Stoppelbart, einen Käse-Abhängigen mimte, der einem Interviewer (das war mein Klassenlehrer) erzählte, wie er erst mit dem harmlosen Zeug, wie Gouda und Butterkäse, angefangen hat, bis er schließlich und konsequent bei Roquefort und Ziegenkäse gelandet ist.
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***
Spatzen sitzen nicht auf Dächern, aber in Hecken, am Morgen zwitschern sie alle gemeinsam an verschiedenen Stellen, so am Hundeweg und hinten an der Mühle, aber auch dazwischen noch bei anderen Gelegenheiten.

Notiz aus dem Sommer noch

Dann riecht das Wasser also mineralisch, viel mehr, oder vielleicht anders als der Geruch nach Eisen jedenfalls, den der Kanal neulich hatte an einem der ersten warmen Morgen. Alle Gerüche der vergangenen Sommer fahren mit auf dem Rad, nur habe ich es nicht notiert, wie es gerochen hat, als wir noch unsterblich waren, in den frühen Sommern der Zeit.

Was kostet mehr Akku Bildschirm oder Musik?

Wir waren alle in der Klasse, weil wir die zwei Stunden noch nachholen mussten, die wir wärend der Abiturkurse versäumt hatten, in einem nicht näher definierten Fach. In der Pause lief ich durch die Gänge, da kam mir mein Mathe-Lehrer entgegen und fragte, was ich denn hier machen würde. Ich erklärte ihm kurz die Lage, er schaute ungläubig aus der Wäsche, ich sagte so etwas wie „ja, ich weiß, manchmal träumt man ja sowas, dass man noch einmal zur Schule muss, was ja immer sehr merkwürdig ist, aber diesmal ist es wirklich so“. Kurz darauf [aufgew.].

 

Manche Texte entstehen dann so, dass sie aus ein paar auf dem Weg zu oder von der Arbeit in das Telephon geschriebenen Sätzen gebildet werden, die zu einem längeren Text geschrieben werden, welcher dann, noch recht unausgegoren, in den Entwürfen liegt, da wieder rausgenommen wird, mit einem Messenger oder über eine txt-Datei aus der Cloud zwischen Telephon und PC hin- und hergeschoben werden, Versionen sind, und ich weiß die ganze Zeit, dass der Text noch nicht fertig ist. Ich bin jetzt gerade gespannt, ob dieser Text so einer wird, oder ob er gleich fertig sein könnte. Was kostet die Welt, was kostet mehr Akku Bildschirm oder Musik? Dann kommt der Moment, an dem alles verworfen wird, und etwas ganz neues aus den Einzelteilen sich zusammensetzt, und am Ende stehste da und wunderst Dich. Wer behauptet, vor einem »und« könne es kein Komma geben, lügt.

 

Morgens im Linienbus, der mich durch die Einflugschneise fährt, sehe ich ein Flugzeug am Himmel und denke daran, wie ich selbst aus dem Kabinenfenster auf die H0-Welt blicke und die Faller-Häuser und die Wiking-Autos und den Linienbus über die Landstraße fahren sehe und mir dann die kleinen Menschen mit ihren Leben vorzustellen versuche, die durch den Blick von oben aus der Zwischenwelt sehr abstrakt und unwirklich aussehen, und dann denke ich daran, wie dort jemand sitzt und aus dem Fenster schaut, im Landeanflug auf HAJ, und sich das vorstellt wie dort jemand jetzt im Bus sitzt und zur Arbeit fährt.

 

In Awb. gibt es tatsächlich viele Häuser, die mich an die Modelle erinnern, die der Vater in der Kindheit zusammengeklebt hat und die bei der Oma in einer Pappschachtel verwahrt wurden, kleine, in einer hellen, weißgelben Farbe verputzte Einfamilienhäuser, in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts modern, genau so stehen sie in der Nachbarschaft aaO., die kleine, heile, konservierte Welt, der deutsche Mittelstand: Die in der Fachwerk-Bauweise konstruierte Bushaltestelle, die hilflosen Skulpturen auf den Kreiseln an den Ortseinfahrten, dass Schild auf dem steht „Willkommen in Kirchhorst“, „Willkommen in Elend“, „Willkommen in Schlimmerenden“. Die jungen Mädchen beraten sich, welche Fotos sie von ihren Pferden ins Internet veröffentlichen sollen, die niedersächsischen Kartoffelschnuten, die Jungs sagen immerzu „Digger“ zueinander, was kostet mehr Akku Bildschirm oder Musik?

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fabe vor 1 Minute (29. Februar 2020, 22:43:54)
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Das Blog steht noch auf Sommerzeit, gleich ist der Schalttag endlich vorbei und dann kommt ja auch bald die Zeitumstellung, dann stimmt es wieder. In vier Jahren denke ich wieder an Dich.

 

Revisionen

fabe vor 1 Minute (1. März 2020, 17:20:04)
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