Kurz knistert und glitzert

Die aufgeschnittene Zwiebel (wer wollte sie umständlich häuten?) kann auf dem Brettchen in der Küche liegen, neben einem Stück Zitrone. Im Radio ein schwerer Dub aus Hamburg.

Manchmal Mord und Totschlag in den Träumen, manchmal unbekannte Gegenden in der Stadt, die bunten Häuser an der Hildesheimer bspw., mit dem Fahrrad in die Rabatten beim »Alten Haus Lans«.

Heute spielte der Akkordeonspieler auf dem Wochenmarkt „Que séra“ und letztes Mal „La Vie en rose“. Heute spielte ein Gi tarrespieler auf dem Wochenmarkt „Streets of London“.

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Unrasierte Tage, blasser Schimmer. Sprich nicht in Zungen von der Liebe. Wickel stattdessen den Fisch von gestern ein in die Zeitung von morgen. Kurz knistert und glitzert die Stadt auch in Zeiten von Pandemie und Lockdown, in denen nichts passierte, außer die Schiffe den Kanal und die Tomaten im Tetra Pak.

Schiffnamen (4)

2.11., morgens: Eider, Tara, Bizon-82, Mississippi
3.11., morgens: Charon, Bienenbüttel(?)
5.11., morgens: Lijia(?), Saturnus, Arcturus, Meggy
6.11., Nachmittag: Stadt Lindenfels

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Es ist jetzt dunkel abends, die Namen sind nicht zu erkennen. Viele Schiffe haben Licht auf Deck. Am Kanal gibt es keine Straßenlaternen. Viele dieser neuen Radbeleuchtungen sind zu hell.
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11.11., morgens: Lagda(?), Polaris, abends: Tara, angetäut am Listholze.
12.11., morgens: Ikaros (überholt), Tom Burmester (von Ost nach West), Laura am Listholze. Abends: Athena (am Listholze festgemacht).

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Fahrradfahren am Morgen und am Abend. Dann riecht es von den Schrebergärten auch nach Feuer im Ofen, am Abend vom Wagenplatz nach Möbellack im Feuer, oder Spanplatte, vielleicht, vom kalten Wind die Tränen.
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Heute am Abend die Gänse auf dem Feld mit der Wintersaat, die gerade aufkeimt. Athena liegt vor der Brücke am Listholze, aus der tschechischen Republik, in der Kombüse steht ein Topf mit Erbsensuppe auf dem Herd, der Duft von Erbsensuppe und Speck liegt in der Abenddämmerung. Überall sind die anderen Leben.
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13.11., morgens: Amber

19.11.: BM-5241, Heinrich
20.11.: Pollux, Stanley

26.11., morgens: Labe 15, Annegret. Abends Oberon (angetäut am Listholze)
27.11., morgens: Oberon (angetäut am Listholze). Abends: Fossa (von West nach Ost), Oliwia (angetäut am Listholze)

30.11., Muflon-65

La Ola einarmig

Ich kann mich nicht erinnern, wie in Peine die Busstopps aussehen. Es war dunkel und vielleicht war es auch Salzgitter. Die Winkekatzen machen La Ola einarmig zum Geisterspiel, noch laufen die Wetten auf das Jahr der Ratte in Metall. Die großen Elephanten trinken an der Wasserstelle. Manchmal aber spielt auch das alte Europa ein Lied mit Akkordeon auf den Transistoren, in der Pfanne sind dann die Puffer, immerhin. Das Licht im September, die Wolken und die Erinnerung an alle Sommer, an alle Geister.

Ganz umhüllt sind Deine Schritte

So haben die Krähen Dir das Lied gesungen an diesem frühen Morgen in der letzten Januarwoche des Jahres 2018. Mit Schritten, die bald nicht mehr Deine sein würden, liefst Du in das Dämmerlicht hinein, den Schatten auf der Seele nachspürend, weil dieser Morgen noch unsicher ist, nicht ganz vorhanden und passiert.

Als würdest Du durch Schnee laufen klingen Deine Schritte, bis Du stehen bleibst und der frühen Amsel die Straße und den Morgen lässt. Hier kommen die Krähen vom nahen Stadtwald herüber, überfliegen die Villen aus dunkelrotem Backstein (wie geronnenes Blut), in ganzen Schwärmen sitzen sie in den Wipfeln und singen das Lied vom Winter und den Menschen. Ganz umhüllt sind Deine Schritte und ist die ganze Dämmerung vom Krähengesang und wenn es dann so kommt, wie es kommen muss, wieviel essen sie von uns und wieviel andersrum?

Gleich kopfüber

Wie bereits gestern trinke ich den Rest des Kaffees aus, der übrig ist, heute jedoch mache ich nicht den Fehler, die ‚Apollo‘ von Eno / Lanois / Eno zu hören, die ich mir nach dem Hören einer sehr langen Radiosendung spontan beim Onlineauktionshaus kaufte, und darüber die Zeit zu vergessen. Auch werde ich (zunächst) keine Gedicht|e lesen, sondern mich gleich kopfüber. Gestern Rückmeldung von S. zu den eigenen Gedichten, er hat ja mit allem recht was er schreibt.

Gegen Morgen wild geträumt, verschlungene Pfade, mit Ranken fast überwuchert, bemooste Steine, eine ratternde, achterbahnähnliche Bergbahn (die Schienen jedoch ausschließlich auf dem Boden). Dann in einer Art Gartenwirtschaft, jemand stellt Bier auf den Tisch, es ist eine Leinwand aufgebaut, auf der ein apokalyptischer Film läuft, in einer Steppe spielt sich eine Szene ab, in der Autowracks o.ä. am Rande einer Straße stehen und diese tw. blockieren. Ein Mensch, der mit mir am Tisch sitzt, stürzt sich in die Leinwand hinein, ist dann in dem Film, wir sehen ihn, wie er beginnt, die Trümmer zur Seite zu schieben. Dann bin ich selber in dem Film und helfe dabei.

Dann laufe ich außen auf einem geländerlosen Balkon im obersten Stockwerk eines Hauses entlang, an einer Ecke befindet sich eine Sicherung, die sich jedoch als viel zu wackelig herausstellt. Hier geht es nicht weiter. Der Rückweg kann nur durch ein Fenster gehen, welches in ein Zimmer führt, der Bewohner ist da und ich kenne ihn wohl auch, jedenfalls darf ich durch das Fenster hinein. Es laufen drei Fernseher, einer steht auf einem kleinen, runden Tisch, zwei auf dem Boden. Es sind alte Röhrenfernseher, auf denen unterschiedliche Szenen aus einer Kinderserie gezeigt werden, in der es um die Erlebnisse lebendiger Lokomotiven geht. Auf dem Boden sind mindestens zwei kleine, voneinander unabhängige Spielzeugeisenbahnen aufgebaut, legobunt, die beständig im Kreis fahren und eine Lichterkette mit bunten Lämpchen verstärkt meinen Eindruck, hier hat sich jemand eine kleine Wunderwelt erschaffen. Ich finde es unangenehm, hier so einzudringen, aber es besteht ja keine andere Möglichkeit.

 

Die freundlichsten Hunde in der Wohnlandschaft

Nachts wenn wir die Zähne fletschen und knurrend in den Betten liegen, wenn dann um 5 Uhr am Morgen die erhabenen Zweifel sich ergeben, Hände hoch, denken wir an Euch und an die Bäume, an die wir pinkeln könnten. Sei der Erste dem das gefällt. Sei einzigartig. Sei lieber noch der frühe September, wenn die Mauersegler schon wieder in den Süden geflogen sind. Reise ihnen noch ein stückweit hinterher, in unseren letzten Tagen in Freiheit. Wenn sich die lichten Gedanken erheben, leicht flüchtig um 5 Uhr in der Früh, weil der Magen knurrt und die Hunde sich endlich, müde vom Heulen, zur Ruhe legen, wenn die Stunde schlägt in der Zwischenzeit, während der erste Stein bereits fliegt, aber noch nicht getroffen hat.

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Die klaffenden Abgründe zwischen die Zeilen verbannt und huschhusch ins Körbchen Ihr Hunde, all dies soll uns eine Mahnung sein, im Morgengrauen durch den Briefschlitz geschoben, hörst Du den Umschlag aufschlagen, auf dem Flurboden, während draußen bereits die Alte aus dem Nachbarhaus den Gehsteig fegt, um nicht ganz verrückt zu werden. Die Dinge, die wir tun, um nicht ganz verrückt zu werden, in unseren letzten Tagen in Freiheit, die ungeöffneten Briefe, die zu hinterlassen uns eine große Ehre und noch größere Verpflichtung ist, die geöffneten Sandsäcke, die verschwendete Zeit und die letzten Sonnenstrahlen über dem Kanal, ein Schiff, das unter allen Brücken der Stadt hindurchfährt, auf denen die Menschen stehen und winken, eingehüllt vom süßen Dieselduft. All die verschwendeten Gedanken, um 5 Uhr in der Früh, all die ungeschriebenen Gesetze, unsere Daten sind das neue Öl im Feuer.

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All die ungeschriebenen Gedichte & der Morgen erscheint nun bereits mit langen Schatten, an manchen Tagen steht der Nebel in den Straßen. Wir aber nehmen all den Mut zusammen und fahren immer wieder ans Meer. Wie still die Welt sein kann. Wie sehr man sich auf die Wellen verlässt, am Strand, dass sie wieder und wieder kommen. Wir bezeugen stumm. Dann erinnern wir uns, wie Nachts der Magen die Decke anknurrt, wie die hungrigen Hunde darin wohnen, in unserer Mitte, wie das Flimmern vor den Augenliedern, wenn wir schlafen, aber weniger wird, je länger die Bildschirme ausbleiben. Wie wir Stein von Stein wieder lösen und zurückkehren in die Hütten. Alle Feinde sind entschwunden.

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Viele Freunde hatten wir nie. Nachts, wenn wir die Zähne fletschen und die Beißschienen zerkauen, wenn der Sinuston in unserm Innern wieder lauter wird. Wir stehen zwischen den Steinen und produzieren weitere Trümmer für das große Gebirge, dass wir Zeit nennen. Wenn wir einen Brief schreiben auf unserer Arbeit und uns ein  Finger ausrutscht bei einem Datum, wenn dann dort plötzlich 20163 steht, dann erschaudern wir und ziehen die Schultern zusammen, ducken uns weg unter der Erwartung an die Zukunft. Wir produzieren Inhalte, als würde es kein Morgen geben, bringen die Meldung als erste, immer mit einem Lächeln im Gesicht und hängen es an die große Glocke. Die Menschen entscheiden dann selber, was wichtig für sie ist, für die löchrigen Identitäten und das Flickwerk, das wir ich nennen und Du auch. Wir sind die freundlichsten Hunde in der Wohnlandschaft, wir beißen nicht und wenn dann nur so viel wie nötig. Die Kinder auf den Spielplätzen fürchten sich nicht einmal vor uns, sie nehmen uns kaum wahr, sie spielen mit ihren Apparaten und beschäftigen sich mit sich selbst. Wenn die Kinder uns sehen, schauen sie uns an und dekodieren uns, zählen null und eins zusammen und haben ein neues Monster gefangen, das sie versorgen können mit Kokosnuss-Marshmallows und der Milch aus gemolkenen Wolken, Tabletten und ihrer ganzen Liebe. Wir aber träumen von Haustieren, die große Käfer sind, die wir füttern, wenn wir sie an unser Herz halten und ganz still sind dabei.

Ganz regelmäßig schlägt das Herz, synchron. Ganz leise ist die Wut darin geworden, wie ein ewiges Licht leuchtet sie in die dunkle Nacht hinein, Infrarot und unsichtbar.

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Holzschutzfarbe

sogar, liegt eine Katze auf dem Verbundpflaster vor der Garage,
der Carport riecht nach Holzschutzfarbe und auch die Grillen
neben dem Splitweg sie singen das Abschiedslied (als wenn
es Morgen niemals geben würde und immerzu)
Sogar auf dem Fahrrad ziehen alle Sommer vorüber.
Es müssen Gräser stehen am Rande der Straßenbahnschienen
viel mehr leuchten und leise summen es könnte doch könnte
doch eine Essenz von Regenwasser
destilliert werden, mit den Gießkannen, es müssten Gräser stehen.
Am Feuerlöschteich, sogar am Zaun und das trockene, gemähte,
neben dem leeren Messeparkplatz riecht, leise, zum Feierabend,
müsste dann das Katzenauge verloren gehen, am Wegesrand,

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risikokapital sozialkapital

& goldrand fast ganz abgewaschen
& was auf den tisch kommt

die zeiten sind alt geworden

der krieg ist aus aber zum
frühstück malerkrepp & beton
wüsten der halben wahrheit &
der nägel mit den köpfen

300 zeichen bilder kodiert
in wohnwelten ein montiert und
angehalten mitten in der be

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wegung rubbellose vom penny
markt und wie das bier riecht
aus der frisch mit dem feuer
zeug geöffneten flasche das

habe ich noch das habe ich
nicht verkauft für die arbeit
im glasbunker das feuerzeug ist

gelb es liegt auf dem schreib
tisch neben dem zettel auf
dem die flüge notiert sind und
all das mit schwarzem stift

mitten in der bewegung werden

wir unterbrochen stockt der atem
kurze hose holzgewehr stockt
der fisch an der wäscheleine

das blut der frühen jahre im
einklang mit der natur sim

sala bim bam basela dusela dim
die ergebnisoffene ader, lass
dich ein denn unser grau muss
bunter werden

in etwa so wie gravitationswellen
farbenfrohes gefieder tragen in
die ewigkeit hinein ins nichts
ist für die katz

Frühstück

Schmier die Marmelade um das Loch im Brot herum
um dann über geheizte Weichen durch die Stadt zu
gleiten in verschiedenfarbigen Ausführungen ein
Bild des Tages gemalt das keine Zustimmung findet
weder hier noch in den still schweigenden Überein
künften redet man nicht man redet sowieso nur so halbe
Sätze die genuschelt werden aus den Mundwinkeln am
Ende eines langen Weges aus Holz und Sisalgeflecht
die schwankenden Brücken über die Abgründe Deiner
Träume die vergessene Hoffnung um 5 Uhr am Morgen
des langen langen Tages das Ticken der Uhr bedeutet
immerhin dass Zeit vergeht zwischen den Abständen die
der Zeiger sich zu beschreiben erlaubt ist was gefällt
werden Entscheidungen und Douglastannen im Abstand
von drei Tagen jeweils eine im Jahresmittel der
Zwecklosigkeit, des Beharrens auf dem Irrtum, der
nicht enden wollenden Sätze der Verfertigungen der
gläsernen Wände der Arbeitsstätten der Bürotürme der
Landschaft der Ruinen im Großen und Ganzen im
Allgemeinen ein jedes für sich genommen mit Sand be
träufelt in Abwägung aller Risiken mit dem Zug gleiten
durch das grüne Flackern der beiden Seiten der Strecke
geblieben ist nur die Gewissheit, dies Alles sei kein
Augenblick zu früh gewesen.