Nudeln mit Gulaschsuppe

Heute am Morgen, auf dem Weg zu meinem Termin, habe ich im Aegi eine der neuen Bahnen erwischt. Ich fuhr in eine Gegend der Stadt, in die ich sonst nie fahre. Die jetzt viel leiseren neuen Triebwagen, die helle LED-Beleuchtung und dazu noch eine Parfumwolke, die in den Wagen eingebracht worden war und sich mit dem Geruch der neuen Sitze und Türdichtungen vermischte, also wie im Duty-Free-Shop im glitzernden Flughafen, etwa Schiphol. Noch dazu saß ich als alternative Version meiner selbst dort auf den neuen Schalensitzen, mit der lila Krawatte und in Gedanken bereits im Flugmodus, so dass ich mich, mehrere Sekunden lang, tatsächlich in einer groß angelegten Transit-Situation befunden haben muss, denn auch die Zeit verging viel schneller, als sie es normalerweise tut.

Dann der Wechsel zum letzten geklauten Dienstag, bis in unvorhersehbarer Zukunft. Rückfahrt entlang der an der Bahnstrecke aufgereihten Hannoverschen Kaffeemühlen (der Pfeffersäcke, damals wie heute), Nudeln mit Gulaschsuppe, am Nachmittag im Erdgeschoss-Kino im Anzeiger-Hochhaus. „Monsieur Pierre geht online“. Der alte Pierre Richard und ich hingegen seit 1 1/2 Tagen auf der Suche nach einem französisch erinnerten Namen, wie mich jeder fünfte beim Abspann daran erinnert, ist eine andere Geschichte.

Regenbogen aus Holz

Müde. Treffen mit M. am Vormittag. Vor dem Bahnhof hat ein Kurator aus Hamburg einen Regenbogen aus Holz aufstellen lassen, durch einen ihm bekannten Künstler namens Darko Caramello Nikolic. Als wenn das der echte Name wäre! Zum ersten Mal(!) in der Ernst-August-Galerie gewesen, für ungefähr eine halbe Minute. Sogar bei Starbucks gewesen, aber weder etwas gekauft, noch auf der Toilette, sondern nur kurz in die Schlange gestellt, dann schnell wieder weg, weil Text von M. kam, sie wäre jetzt wieder drin. Oder draußen? Jedenfalls haben wir uns dann getroffen. Drinnen. Sind dann raus. Sind dann in das andere Kettencafé im Bahnhof, weil man dort in der Sonne sitzen konnte, zwischen den Wolken und mit Blick auf den Regenbogen aus Holz, der derweil für eine Photosession herhalten musste.

Der Presseladen ist zu und der andere Presseladen hatte die Edit nicht, aber Compact und Tichy’s Einblick ebenfalls schön zwischen den Satiremagazinen (Titanic, Eulenspiegel, Mad-Magazin) platziert. M. hat die Cosmo gekauft, die jetzt aussieht wie eine Puppenausgabe der Cosmo, für 1,- Euro. Ich habe sie dann noch in den Zug nach Salzgitter gesetzt.

Gestern war ein schöner Tag

Am Abend bis kurz nach 11 auf der Fête gewesen, zum Schluss am Leineufer, wo momentan, wie überall, vieles in einer Baustelle mündet. Der Fluss und das Sommerlicht und das Wissen, dass ein Foto hiervon zu machen sinnlos wäre. Calenberger Neustadt, zum Kiosk, weil der Bierstand nicht genug Limo für Alster eingeladen hatte. Calenberger Straße, am Ende ist der hohe Turm des Ihmezentrums, zu sehen Ihmeplatz 1. Das allerdings wäre über den zweiten Fluss. Wie nah hier doch alles beisammen liegt, letztenendes.

Gleich wird es dann vielleicht doch ein Gewitter geben.

Elfmeterschießen

Ein halbes Pfund Lakritze & auf Insta Bilder aus dem Neandertal. Ich bin der Fisch im Trüben, mein Fahrrad parkt an der Laterne da vorn. Die leuchtet ihr gelbes Licht auf die ölige Straße herab.

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Der letzte Dienstag war ein geklauter Dienstag, jedenfalls ab 12 Uhr ungefähr. Wir waren dann am Nachmittag wieder einmal im Hochhaus-Kino, welches jedoch nach wie vor im Parterre stattfindet. Nur statt dem Sammelsurium teurer Sessel hat man sich mittlerweile für die unbequemsten entschieden. Sind inzwischen ja routinierte Müßiggänger, wenn wir mit den Rentnern in die Nachmittags-Vorstellung gehen. Ein Kuss von Béatrice mit einer tollen Catherine Deneuve, die ich zuletzt in „Das brandneue Testament“ gesehen habe, an Karfreitag 2016, wobei entweder das КИНО auf Risiko spielte und den Film trotzdem (gerade deswegen) zeigte, oder aber die Moralzensurbehörde es versäumt hatte, den Film auf den vermaledeiten Feiertags-Index zu setzen. Ich wollte immer eine Kritik dazu schreiben, die aber bisher nicht zustande kam. Jedenfalls so ein toller Film ist es, dass er eigentlich am Karfreitag nicht gezeigt werden dürfte, ginge es nach der Obrigkeit und der Katholischen Kirche.

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„Ein Kuss von Béatrice“ ist auch ein toller Film, in dem Catherine Frot zeigt, dass sie der Deneuve jedenfalls durchaus den Whisky reichen kann. Gut, dass ich mich nicht davon irritieren ließ, dass die Elle den Film auch gut fand, wie der Trailer vermeldet. Das Schöne an dem Film jedenfalls ist, oder das Besondere, vielmehr, das einerseits der grundlegende Konflikt nicht weiter erklärt wird, denn es ist einfach viel zu lange her. Auch gut, dass das bittere Ende nicht gezeigt wird. Wir wissen alle, was passieren wird, aber es ist nicht notwendig, hier ins Detail zu gehen.

Danach weiter mit dem Rad durch die große Baustelle, die sich seit Neuestem vom Steintor bis zum Clevertor erstreckt und die Stadt so schön improvisiert erscheinen lässt, an dieser Stelle. Kabelstränge hängen, an Holzmasten befestigt, über die Fahrbahn. Die Frau im Da Piu erzählt, dass sie die Weinstöcke Anfang der 80er eingepflanzt hat. Die blonden Frauen neben uns am Tisch zeigen Fotos ihrer vergangenen und zukünftigen Hochzeitskleider auf ihren Smartphones. Dann holt die eine einen Beutel Tabak raus und dreht sich eine Zigarette und ich bin überrascht, wie schnell ich mir ein Urteil erlaube und wie wenig es braucht, dies wieder in Frage zu stellen.

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Auch am Donnerstag vibriert die Luft vor Ambivalenzen. Seit 12 Uhr hängt das Gewitter im unentschiedenen Himmel und wartet auf das Elfmeterschießen. Später Gesprächstermin am frühen Abend, danach treffe ich mich mit R. und F. im Biergarten an der Yachtschule. Drinnen geschlossene Gesellschaft, stellenweise Applaus für irgendwas auf der Außenterrasse. Wir sitzen unter einen Schirm, der aber, wie sich bald herausstellt, keinen Schutz gegen wolkenbruchartigen Regen mit eher horizontalem Verlauf bietet. Kalt ist es nicht, aber mein Hemd ist bald vollkommen durchnässt. Als ich einmal auf die Toilette, die sich der Biergarten mit der Restauration teilt, gehe, halte ich Herbert Schmalstieg, dem ewigen Bürgermeister, die Tür auf, der mir von drinnen entgegenkommt. Aber wir trinken trotz Unwetter noch die Biere aus und laufen dann den Altenbeckener Damm hoch zur Haltestelle, als das schlimmste Unwetter vorüber ist und versuchen nicht in die matschigen Pfützen zu treten. R. zählt weiterhin – 21 – 22 – 23 – – wie weit das Zentrum des Unwetters von uns entfernt ist.

Karteikarten

Am Vormittag die Mappe, in welche die Beraterin beim Bildungsträger die Werbung usw. hineingetan hatte, zu Karteikarten zerschnitten, wie ich sie zur Ordnung der Fotoabzüge brauche. So wird alles wieder verwendet und geht von einem Ordnungssystem in ein anderes über, zu dem es wohlmöglich sogar in Opposiotion steht, aber das würde jetzt zu weit führen.

 

Die Kartoffeln, die ich schälte, hatte ich auf dem Markt gekauft am letzten Mittwoch. Sie sind allesamt etwas nierenförmig gewachsen, so dass das Schälen der nach innen gewölbten Seite recht schwierig war.

Nachmittags nach Linden gefahren und wieder zurück. Die Stadt brummt und es ist warm. Wie üblich fahren alle auf die Kreuzungen, sobald es grün ist, was im Endeffekt noch viel größere Staus verursacht. Sobald jedoch ein Mensch im Auto am Steuer sitzt, besteht nunmehr nur noch die eingeschränkte Fähigkeit, die Mitmenschen wahrzunehmen oder das kleine Einmaleins anzuwenden.

Als ich zurückkam, fing wieder der Regen an. Habe jetzt mithilfe von Ventilatoren die Wohnung um 0,5 Grad herunterkühlen können. Auf dem Dachfirst gegenüber eine Dohle. [30.5.2017]