Kurz knistert und glitzert

Die aufgeschnittene Zwiebel (wer wollte sie umständlich häuten?) kann auf dem Brettchen in der Küche liegen, neben einem Stück Zitrone. Im Radio ein schwerer Dub aus Hamburg.

Manchmal Mord und Totschlag in den Träumen, manchmal unbekannte Gegenden in der Stadt, die bunten Häuser an der Hildesheimer bspw., mit dem Fahrrad in die Rabatten beim »Alten Haus Lans«.

Heute spielte der Akkordeonspieler auf dem Wochenmarkt „Que séra“ und letztes Mal „La Vie en rose“. Heute spielte ein Gi tarrespieler auf dem Wochenmarkt „Streets of London“.

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Unrasierte Tage, blasser Schimmer. Sprich nicht in Zungen von der Liebe. Wickel stattdessen den Fisch von gestern ein in die Zeitung von morgen. Kurz knistert und glitzert die Stadt auch in Zeiten von Pandemie und Lockdown, in denen nichts passierte, außer die Schiffe den Kanal und die Tomaten im Tetra Pak.

La Ola einarmig

Ich kann mich nicht erinnern, wie in Peine die Busstopps aussehen. Es war dunkel und vielleicht war es auch Salzgitter. Die Winkekatzen machen La Ola einarmig zum Geisterspiel, noch laufen die Wetten auf das Jahr der Ratte in Metall. Die großen Elephanten trinken an der Wasserstelle. Manchmal aber spielt auch das alte Europa ein Lied mit Akkordeon auf den Transistoren, in der Pfanne sind dann die Puffer, immerhin. Das Licht im September, die Wolken und die Erinnerung an alle Sommer, an alle Geister.

Getarnt als nasser Hund,

 
wiederum regenbedingt, hatte ich mich am Samstag an einen noch unbekannten Ort bewegt auf dem scheppernden Rad und zwar, um ein Koncert der Formation WNU zu hören. In einem Hinterhof in einem sehr nahe an der Innenstadt gelegenen Industriegebiet, in dem naturgemäß die Umsätze in ihrem Wachstum mit dem der Nachtschattengewächse im Wettberwerb stehen, und wie sollte es auch anders sein. Der Regen, der seit Tagen ergiebig auf die Stadt herunterkam, hatte mich fast zur Umkehr bewogen, allerdings dauerte die Fahrt 1.) nur ungefähr 10 Minuten und 2.) hatte ich ⅓ der Musiker mein Kommen versprochen, und am Ende war es dann nicht weiter schlimm.

WNU sind Wilson Novitzki (Gitarre), Nils Schumacher (E-Bass) und Uli Hoffmann (Schlagzeug)

Denn da saß also ich als der nasse Hund und hörte zu, wie man sich schöne Songtitel ausdachte (»Nacht der Algorithmen«) und noch schönere Komplexitäten zusammenimprovisierte, sodass das Denken verwinkelter Zusammenhänge, zumindest für die Dauer des Koncerts, eingestellt werden konnte. Projektionsflächen aus Tönen zogen sich durch den Raum, der ansonsten voller Bilder war, die jedoch nicht alle zu hängen gekommen waren, sondern in an die Wand gelehnten Stapeln standen. Ein Plakat kündigte einen Maskenball direkt nach Beginn der Fastenzeit an. Es war natürlich viel lauter, als die Stücke auf der Soundcloud-Seite sich anhören. Zwischendurch, beim zuhören, tatsächlich für einige Momente aus der Zeit gefallen, was ja immer besonders schön ist. Häufig.

Hier noch ein kurzes Video der Formation von einem Auftritt in Berlin

Während die Glocken schon den Abend einläuten

Als ich am Lister Platz aus der U-Bahn-Station komme, da sitzt jemand auf der Bank bei den Betonbögen, die das Überdach des Ausgangs begrenzen, und spielt auf der Gitarre, während die Glocken schon den Abend einläuten, neben ihm sitzen Leute und unterhalten sich. Ich gehe ein Stück die Meile hinunter zur Bank, im Weggehen höre ich noch die ersten Akkorde von „Wish You Where Here“. Vor dem Eingang kommt mir langsam ein Mensch mit einem Rollator entgegen, bevor ich durch die Tür gehe sehe ich noch, es ist einer von denen, die wir verkaufen. Da läuft die Diktierfunktion auf dem Handy schon nicht mehr. Als ich wieder herauskomme, sitzt er auf einer der Holzbänke vor dem Fischladen und raucht, eine selbstgedrehte, er hat einen weißen Bart und seine Frau steht in einem Anorak neben ihm und spricht mit ihm. Ich gehe ausnahmsweise durch die Passage und dann an der Edenstraße nach rechts, an der Ecke in dem Laden kaufe ich Brot. Heute ist der kurze Weg, den ich hier am Abend mache, wieder ein wenig so, als würde ich durch einen dieser schönen Kinofilme laufen und gleich könnte es vielleicht zu regnen anfangen. Gegenüber der Bushaltestelle preist eine in grellem Rot blinkende Laufschrift zuerst „Nudel gerichte“ und dann „Doner“ an. Ich nehme den Bus 121 in Richtung Haltenhoffstraße.

Verschollene Freunde und amerikanische Präsidenten

Eine längere Strecke mit einer der neuen Bahnen gefahren, am gestrigen Tag. Lektüre: „Das Schloß“, Kafka, traumhaftes Erzählen, unklare Verhältnisse, aus der Situation heraus entsteht die Handlung, Bier und Wirtshäuser und Schnee. Auch hier hat der Wetterbericht für heute nacht Schneefall angekündigt.

Pfarrstraße Stammestraße, wo ich lange Zeit nicht gewesen bin und auch garnicht mehr weiß, warum ich das letzte Mal dort war. Wenige Häuserreihen vor dem Deich zur Leinemasch. An einem Haus ein Schild, das den Wasserstand 1946 anzeigt, knapp auf Kopfhöhe. Ein paar verregnete Fotos gemacht, die hier nicht gezeigt werden. Eine schöne, bescheidene Gegend die sich nichts weiter einbildet. Kurz bevor die Stammestraße in den alten Dorfkern mündet, muss ich dann abbiegen zu K. und L.

Wolkenhimmel im Küchenfenster, immer wieder Regen. Katzen und Spinnen, die Spinnen haben keinen Hunger, die Katzen haben immer Hunger. Die Katzen essen auch das Spinnenfutter, aber die Spinnen essen kein Katzenfutter. Reden über all die Umstände, die privaten und die weltpolitischen. Verschollene Freunde und amerikanische Präsidenten. Haken in der Decke und wie ich jetzt endlich das alles einmal zu erledigen beginnen kann. Was als nächstes kommt, Käsebrötchen Kartoffeln mit Spinat und Spiegelei. K. „Rauten001“ nachträglich zum Geburtstag geschenkt.

Später hören wir Radio Niedersachsen im Küchenradio, noch später dann Albert Ayler, wie er so etwas wie „Oh Tannenbaum“ spielt auf Free Jazz. K. erzählt, er wurde 34-jährig tot aus dem East River gefischt, die genauen Umstände wären nicht weiter ermittelt worden, er war ja nur ein schwarzer, drogensüchtiger Jazzmusiker. Wunderschöne Musik. Dann noch The Fugs: Nothing. Jetzt ist es auch schon dunkel.

EX+: Kunstausstellung im T.A.K.

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EX+ sind Iris Schmitt und Nils Schumacher und die beiden machen Kunst – gemeinsam, alleine und manchmal auch mit Freunden, die sie zur Session in das Hinterhof-Atelier in Hannover-Linden einladen. Iris ist in der Malerei zuhause, während Nils sich u.a. mit Collagen beschäftigt. Zuletzt waren verschiedene Werke der beiden in Braunschweig in der Galerie einRaum5-7 zu sehen. Unter dem Titel „nicht von Pappe“ wurden vorwiegend neue Werke gezeigt. Hier sind sie auch als „Band“ aufgetreten, denn die beiden machen auch Musik und nutzen Ausstellungseröffnungen und Finnisagen für Auftritte. Ich selber habe sie ehrlich gesagt noch nie live gesehen, war aber mehr oder weniger die ganze Zeit dabei, als die Aufnahmen für die Soundcloud-Seite digitalisiert wurden — die sind nämlich ursprünglich und wie es genau richtig ist, mit Kassetten aufgenommen.

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Gemeinschaftsarbeit von EXhoch+, Acryl auf Leinen, 2015

Vernissage im T.A.K. am 1.11.

Auch bei der Ausstellungseröffnung im Theater am Küchengarten Anfang November wird es einen Auftritt geben. Das kleine Theater Vis-á-Vis des Ihmezentrums ist das Stammhaus des 2013 verstorbenen Dietrich Kittner gewesen. Über Weihnachten und bis ins neuen Jahr wird hier eine kleine Werkschau gezeigt, wobei auch wieder einige neue Sachen zu sehen sein werden.

Quarterpounder – Brood

Weil der ausgedachte Mensch, der ich bin und der dieses Blog schreibt, ein neugieriger Mensch ist, sucht er manchmal im Internet nach alten Freunden, die tw. ebenfalls ausgedacht sind. In diesem Fall 1.) mit Erfolg und machen sie 2.) immer noch ganz wunderbare Musik. Die passende Schublade wäre Jazzmusik, das aber ist eigentlich egal. Ich kenne mich sowieso nicht mit Musik aus und schon garnicht mit Jazz.

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Foto © Quarterpounder

Die ersten vier Stücke fließen fast schon ineinander wie die vorbeiziehenden Gegenstände einer Landschaft, sagen wir auf einer Schifffahrt auf einem Fluss oder an einer Küste entlang. Mit den offenen Räumen, die die Klarinette gleich im ersten Stück  beschreibt. dann die Trompete (die eine Posaune ist), all die verschachtelten Sätze die einfach erscheinen im auf und ab der Melodien. Der Kontrabass redet mit und fügt eine Ecke ein und eine Kante, verbindet Rhythmus und Melodie, das Schlagzeugbecken ist die Oberleitung, das Schlagzeug zählt die Worte ab und nach. Jetzt kommt wer und sagt, Schiffe hätten keine Oberleitung. Das ist zu kurz gedacht.

Denn wie alle Musik höre ich Quarterpounders „Brood“ vor allem in der U- bzw. Straßenbahn, je nach dem auf welchem Teil der Strecke. Manchmal scheint es mir zu schnöde, die Musik gegen die Invasion und das Geplapper der Perlenbeohrringten zu setzen, die mit mir in der Bahn unterwegs sind, ein wenig so, wie es mir manchmal eskapistisch vorkommt, das Foto von diesem Viertel am Meer als Monitor-Hintergrundbild auf der Arbeit in der Aktiengesellschaft zu haben. Aber so ist nun einmal das Leben im Spannungsfeld von Kapital und Kunst und was sollte uns retten wenn nicht die Poesie und die Lieder. Bei „We’re Not Here To Save You“ geht es richtig los und rund. Und dann bald kommt die Ente und beginnt einen Satz mit und, mit dem Stück „Irk“ und dem Beginn der 2. Seite der LP, hätte ich das Album auf Vinyl. Was durchaus möglich wäre, denn Quarterpounder machen auch Platten, was ich natürlich toll finde. Sie erinnern mich ein wenig an das Arte Quartett mit Pierre Favre, aber eher sind es die nach oben hin ausgestreckten Himmel, die ich mir vorstelle, die hoffnungsvolle Abgeklärtheit, die hier und da hörbar wird und das beharren auf einem Thema, immer wieder. Jetzt tue ich so, als würde ich was von Jazz verstehen, was ich nicht tue. Deshalb wäre es am besten die Musik selber zu hören, vermutlich. Siehe weiter oben.

Die Band:

Anders Bast: Tenorsaxophon, Bassklarinette
Petter Hängsel: Posaune
Mathias Wedeken: Kontrabass
Rasmus Lund: Schlagwerk

quarterpounder.net/

HULLCURVE 2x KURZ

Hull Curve: www.hullcurve.de

(Noch befor wir es ganz erforschen konnten & verstehen ist dieses Medium schon wieder verschwunden, noch befor der erste abendfüllende Experimentalfilm oder zumindest ein Besäufnis an der Bushalte mit einem Nokia 6230i aufgenommen werden konnten, gibt es das nicht mehr. Ungeahnte und unzählige Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Diese wären zumindest einmal anzudeuten — wie etwa hier. Fortsetzung folgt schweren Fußes. Hull Curve schreibt man in zwei Worten.)

The Nylon Standard

War und ist vielleicht noch immer der Name, unter dem ich Sounddateien, Musik, Klänge, wie man es immer nennen möchte, veröffentlicht habe. Es gab dazu eine eigene Seite und diverse Auslagerungen bei unterschiedlichsten Anbietern für so etwas, z.B. Myspace, Soundcloud, etc.

Die Domain für das Projekt ist lange gekündigt, das Blog liegt hier noch in einem verwaisten Unterverzeichnis. Der vollständigkeit halber und weil ich einfach nichts wegschmeißen kann, werden unter dem Stichwort „The Nylon Standard“ einige Einträge daraus — inkl. Verweise auf die Klangerzeugnisse — aufbewahrt.

Die Soundcloud-Seite wird vermutlich bleiben, alles andere vermutlich eher nicht.

Initialer Text zur Seite www.the-nylon-standard.de

Über diese Seite

 

Lumumba squad. Summa Sumarum Lirum Larum Löffelstiel. Damm Dasela Dusela Dimm (Bamm Dasela Bumm). Doktrin Dioptrin Dogma Oligarchie Hilversum. Summa Dogma, Damm Bumm (Larum Larum), Sirconflex negativ Abrakadabra was raschelt im Stroh! Nebenan auf dem Bild ein typisches Musikinstrument welches Verwendung und Verwindung findet (so es sie sucht). Nebst Blechkeksdosendeckeln, Chinesischen Wunderheilerkugeln, Alufolie (siehe Abbildung dort an der Seite auch), Draht und Obstkisten sowie noch anderem. Ein Computer bspw.

THE NYLON STANDARD is a tale of tow cities: New York and London (that makes the word of: NYlon). It’s about the capital city of all the W’s. The Newspaper of this imaginotory Town of Nylon. Metropolis (as mentioned in Fritz Lang’s „Metropolis“ and in „Superman“). Nevermind. Blaze of Glory. A Superstar (that’s what you are),hilversum hilversum rex!

THE NYLON STANDARD ist die Geschichte von zweier Städte: New York und London (das macht das Wort von „NYlon“. „NYlon“ war und ist die Hauptstadt der 3 Ws, denn hier sind die meißten Zugänge (gewesen) (dereinst). Metropolis (Wie in dem Film von Fritz Lang erwähnt sowie in „Superman“). Hilversum hingegen liegt am Meer.