Der Morgen des 7. November war der Beginn eines dieser schönen Novembertage mit grauem Himmel und einem Windhauch Nieselregen. Im Park ein Mensch, hört Radio in einer Sprache, die ich nicht verstehe, aber auch nicht muss. Hunde, eine Gruppe von Frauen, die in einer slawischen Sprache sprechen und ernst schauen.Der übliche Donnerstagstermin. Darnach ganz kurz in der einen Kneipe gewesen am halben Kreisel, einen Tisch für morgen Abend zu reservieren.Ein paar Blätter hingen noch an den Bäumen, als ich die Jakobi hinunterfuhr mit dem Fahrrad. Beim Bäcker ein Schokocroissant kaufen. Eine Frau, die kaum noch gehen kann, schiebt einen Einkaufstrolley vor sich her, auf dem sie sich abstützt, bewegt sich schrittweise nur über die Kreuzung, Schritt für Schritt für Schritt. Ein Rollator würde vielleicht besser helfen, aber eigentlich ein Elektro-Rollstuhl. Als ich aus der Bäckerei komme, ist sie immer noch auf der Kreuzung, schiebt den Wagen vor sich her, beide Hände umgreifen die Haltestange, der Wagen wird ein Stück nach vorne geschoben, dann wenige kleine Schritte, die Füße gerade so eben über dem Boden, Schritt für Schritt für Schritt. Am Tag zuvor hatte Amerika wieder den Lügner und Betrüger Donald Trump zum Präsidenten gewählt und am Tag zuvor hatte der zu stille Kanzler den Finanzminister entlassen. You are fired, wird er wohl gesagt haben, oder etwas in der Art. Das Geräusch des nassen Laubs unter den Fahrradreifen, dazu der Geruch der Pilze, die das Laub jetzt schon zu zersetzen begonnen hatten.
Hannover
Am Abend des 8.6.2024
fuhren wir mit dem Fahrrad vom Stadtrand nachhause in die Innenstadt zurück. Lindener Hafen, Kanalbrücke am Eichenbrink, Leine, Nordstadt. Die Stadt pulsiert von Musik, überall sind junge Menschen unterwegs, kein bißchen Weltuntergang. [8.6.24]
Verteilerkästen (7) – Mittsommer
Kurz darauf sagte ich, jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich üblicherweise jmd. treffe, und dann war es zwei Minuten später so.
„Wie es ist schon kurz vor 11? Da haben wir ja total die Zeit vergessen, aber zur Entschuldigung, wir haben auch zwei Flaschen Champagner getrunken, aber nur weil der Crêmant alle war.“
Im armseeligen Grün
Als ich am Mittwoch mit dem Fahrrad nachhause fahre: Gegenüber vom REWE-Parkplatz, neben der ARAL-Tankstelle und schräg hinter den Altglas-Sammelbehältern, befindet sich nicht mal ein Park; Ein kleines Stück Grün nur, von einigen Büschen notdürftig vor Blicken geschützt. Hier steht bisweilen eine kleine Wanderschau, etwa ein Kaspertheater und ein Wohnwagen, für den Kasper. Dort hören einige Säufer nun gut vernehmbar ein Stück Musik, das ich sehr gut kenne, »The Sound of Silence« und zwar die Live-Version vom Koncert im Central Park. Soeben ist der Song zuende, Applaus.
Es besteht, über die Entfernung, über die vergangene Zeit hinweg, eine Verbindung zwischen diesen vielleicht fünf Menschen im armseeligen Grün und den mehr als einer halben Million Zuschauern in New York, 1981. Wie ist das möglich? Und wo bin ich dann die Variable in dieser Gleichung, mit meiner Cassette, die ich von der Doppel-LP aufgenommen habe, die bei uns zu Hause in der Plattensammlung steht? Gibt es diese Cassette noch? [20.3.2024]
Später lesen
Neulich im Bus, als ich wieder auf dem Telefon die Blogs las, von hier aus ausgehend u. A. hierhin gelangt und dort auch die Links zumindest gemerkt und in „später lesen“ gespeichert, wo sie dann vergessen werden können.
Während ich den Text lese, bellt der kleine Aberaber-Hund immer mal wieder aus Impulsreflex. Als ich den Link zu ARTS OF THE WORKING CLASS sehe, fällt mir der eine Abend anfang Dezember wieder ein. Auf dem Weg nachhause lief ich noch kurz über den Weihnachtsmarkt vor dem Hauptbahnhof, wo mir jemand eine Ausgabe dieser Zeitschrift, die ich immer noch nicht kenne, verkaufte. Während ich nach passendem Geld suchte, kam gleich jemand angelaufen und belehrte den Verkäufer und mich, in Hannover dürfe nur das eine offizielle Straßenmagazin namens Asphalt verkauft werden. Wir sahen unseren Fehler sofort ein und ließen vom Handel ab. Ich nehme mir jetzt ganz fest vor, die Zeitung mal zu lesen.
Nur ein Gefühl
Im Moor steht Wasser. Auch der See hat keine kahlen Stellen mehr, nach über einem Jahr ist er wieder bis zum Rand gefüllt. Es war ein gutes Jahr für den Wald, hier in dieser Gegend, aber das ist nur ein Gefühl.
Heute am Morgen dann auch die „Ballade von den Seeräubern“ im inneren Ohr, die haben wir auch immer gesungen auf Fahrt. Und das Lied von den Moorsoldaten, das ist aber nicht in diesem Moor entstanden. In diesem Moor waren die Sinti interniert.
Am Abend, am Kanal. Ich habe mit dem Rad kurz angehalten, um zu schauen, ob noch Einkaufswünsche ankamen, die ich dann überlesen kann. Ich stehe auf einer kleinen Terrasse, die in den Kanal hineingebaut ist, mit einer Rampe, auf der kleinere Schiffe ins Wasser gebracht werden können.
Die Dunkelheit fällt jetzt wieder schnell herab vom Himmel, eine Bewegung, ein Rattenschatten läuft jenseits des Geländers, auf der Wasserseite, auf dem kleinen Vorsprung, entlang, springt dann ohne zu zögern ins Wasser am Ufer, ich sehe sie noch ein paar Züge schwimmen, dann taucht sie unter. Als wenn das einfach der gewohnte Weg wäre. Sie hatte einen schönen braunen Pelz, die Ratte.
An einem Donnerstagabend gegen halb sechs
An Vier Grenzen hat vor einer Weile ein sog. Wucherpfennig Deli aufgemacht, ein kleiner Supermarkt mit gekühlten einzelnen Flaschen Bier und einem Bäckerladen mit ein paar Tischen unter Sonnenschirmen vor der Tür. Es war vielleicht nicht so geplant, dass sich Monteure in blauen Arbeitshosen und neongelben Jacken ein Bier kaufen und sich dann, zum Schutz vor dem Herbstregen, der in die Abenddämmerung fällt, unter diese Schirme setzen und sich zuprosten, an einem Donnerstagabend gegen halb sechs.
Wenn Nachmittagsunterricht war, sind wir oft zum Wucherpfennig gegangen, um uns eine 5er-Packung Schokoriegel zum Mittagessen zu kaufen, anstatt in der Schulküche zu essen. Das allerdings war kein Deli sondern ein kleiner EDEKA Laden in der Südstadt. Wir saßen dann gegenüber auf einer Vorgartenmauer, was den Hausbewohnern nicht so gut gefiel, erstens, weil wir jung waren und sie alt und zweitens, weil die eine oder andere Schokoriegel-Umverpackung auf ihrem gemähten Rasen landete.
Der Geruch vergehender Zeit
An einem aus der Kindheit wohlbekannten Ort gewesen und Fotos gemacht, hauptsächlich weil ich früh dran war vor dem Friseurtermin. Die Luft roch jetzt nach geröstetem Zucker, wie jedes Jahr im Herbst an einem Tag zum ersten Mal.
Die Rüben kochen, jedenfalls, es wird früher dunkel.
Das Septemberlicht kommt pünktlich um die Ecke
am späten Morgen fahrt mit dem Rad zum Wertstoffhof. Im Punkladen neben der Bahnstrecke läuft bereits Musik und auf der Terrasse trinkt man eifrig Bier. Verstehe jetzt die Architektur an der Kreuzung Weidendamm/Kopernikus besser. Die spitzen Winkel an drei der vier Ecken mit Hafven, Wohnhaus, Feuerwache und dann der runde Bunkerturm (im Uhrzeigersinn). Auf dem Wertstoffhof — von der Straße aus nicht sichtbar die großen Umspanngeneratoren hinter einem der Häuser. Bei den Elektroaltgeräten harter Trancetechno aus einem Radio.
hinten neben dem motorblock
gestern, mitsommer, la fête und frisch auf heute gleich zum augenarzt so einigermaßen jedenfalls. unauffällig und weiter. riskiere fünf minuten und laufe noch schnell zum bäckerstand im bahnhof als der bus kommt sind
schon alle kinder drin aber eine weitere klasse oder zwei passen auch noch rein. keine kopfhörer, sie werden wohl am zoo aussteigen, spekulation, und solange sitze ich hinten neben dem motorblock in der vibrierenden wärme und die freude über den ausflug plätschert durch den wagen.
vor mir sitzen die lehrerinnen als der bus hält wissen sie nicht ob sie raus müssen aber die kinder hörten die ansage und sind schon am aussteigen ja hier ist der zoo da geradeaus wir sind vom dorf und kennen uns nicht aus.
fährt der bus wieder durch den grünen wald, drei krähen hüpfen auch ihnen ist warm.
das es sehrinde heißt, schützt sie was darunter ist, da ist auch wasser, und die ringe all der gewesenen jahre.