und dann ist da ja immer noch die möglichkeit, sic…

und dann ist da ja immer noch die möglichkeit, sich hineinzudenken. in eine andere zeit, in ein anderes leben. die 70er jahre. new york. die idee, dort zu sein und nicht gerade hier, wie oft ich das, ausgerechnet alaska. dann kommen noch die erinnerungen dazu, die ja immmer in zweierlei gestalt sich zeigen. als ein gespenst, als ein guter geist, als was hätte sein können und als was war, es war doch so schön. und gegen die lässt sich nichts ausrichten, die lauern an der nächste straßenecke, die lauern in dem duft der alten tante im bus, die einen sitzplatz weiter hinten sitzt. das ist nicht was ich sagen wollte. aber es geht in die richtung. sich dort herein zu fühlen, wie es ist, wie es sein könnte. und dann die menschen hier, aber dort gibt es ja ein anderes licht und wetter und das kann auch wichtig sein, durchaus, das könnte es. auch das ist es nicht, aber es kommt noch näher, überall ist es besser,

[Splitter]

Das muss doch eine ungeheuer starke Vibration geben, diese Erde, die in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit um die Sonne donnert und den fahlen Mond mit sich herumschleppt obendrein, dieser Planet der sich den Weg durch’s All bahnt auf dem sich das Wasser hebt und senkt. Ich spüre das Vibrieren an manchen Tagen, wenn ich mir unsicher bin ob ich nicht eigentlich kopfüber im Vakuum hänge

[Aus dem Notizbuch]

25.1. Heute lag der Brief im Kasten. Es hat lange gedauert. Hab ihn in die Innentasche gesteckt und bin schnell, durch die kalte Luft hindurch, zum 200er Bus gegangen. Dann die Kopfhörer und die Sonnenbrille (Lobpreisung der Sonnenbrille). Den Brief öffnen, lesen, merken wie die Last der letzten Monate sich auflöst, schlucken, […]. Aus dem Fenster schauen. Sonnenbrille. Ausgestiegen am Lindener Markt. Nach Luft schnappen (kalte Luft) und […] herunterschlucken. Ein Angestellter der Sparkasse, wo ich Geld vom Sparbuch abehebe um den Laser bei der Zahnärztin zu bezahlen, trägt obenrum rosa. Nach der Behandlung fährt noch die Strahlenkanone einmal um meinen Schädel. Schwindel. Ein wenig benommen wieder an der Kälte. Nehme den Bus 300 Richtung Pattensen.

Ein dicker Hauptschüler sagt zu seinen dummen Freunden etwas über mich, als ich mich setze (bilde ich mir ein?). Ich schaue ihn böse an aus dem Winkel meines rechten Auges, da ist er dann ruhig, das dicke dicke Kind.

* Am „Grünen Hagen“ kurzes Innehalten, Bericht. Jetzt ist nicht mehr alles so grau noch, es wird besser, wieder mutiger.*

In Pattensen beim Walmart gewesen. Gekauft: 1 Packung Darjeeling Tee, 1 Flasche stilles Vulkanwasser, 1 rostrotes Cordhemd (Gr. M, 5€) sowie 1 belegtes Brötchen, einen Schoko-Muffin beim vorgelagerten Einzelhandel, einen Hamburger (1€). Alles gegessen im Laufe, bis auf das Hemd.

Ggn. 14h dann endlich in der Fabrik. 4½ Stunden gearbeitet. Zwischendrin die Kollegin „Buchhaltung“, als sie merkte das der Drucker endlich druckt und ausrief „jetzt passiert endlich was“, mit den Worten „passieren tut immer was, genau genommen“ erfreut. Auf dem Rückweg in die Ecke der Feierhalle (=“Narrhalla“) der „Ricklinger Narren“ gepisst. Zuhause tiefgekühlte Pizza Scampi: 16 sind auf dem Foto a.d. Packung, 11 tatsächlich auf der Pizza. Dazu eine Dokumentation: „Paul Auster – Mein Leben“ gesehen, welche ich am Tage mittels DVB-T-Stick auf den Computer aufgenommen hatte. Es ist alles so wie ich es mir vorgestellt hätte, ich es mir vorgestellt, in diesem Film. Auster ist grauer als auf dem Foto, welches in einem meiner Notizbücher klebt. Ein schöner, interessanter Mann. Brooklyn. Viele Fragmente aus den Büchern in diesen 50 Minuten entdeckt. Gestört hat mich nur das diese Filmleute die Musik aus „Dead Man“ von Neil Young verwendet haben. Wenigstens nicht „American Beauty“, für dieses mal. Sein letzte Buch, die „Brooklyn Follies„, gerade gestern Nacht ausgelesen. Danach (wieder Heute!) ohne Sorge einen Brief an die Uni geschrieben und eingetütet. Konnte es mir nicht verkneifen, das zweiseitige Gutachten mit einer pinken Büroklammer zusammen zu heften. Als Briefmarke das Motiv „Klatschmohn“. Als geheimes Zeichen meiner Ergebenheit.