Der Morgen des 7. November war der Beginn eines dieser schönen Novembertage mit grauem Himmel und einem Windhauch Nieselregen. Im Park ein Mensch, hört Radio in einer Sprache, die ich nicht verstehe, aber auch nicht muss. Hunde, eine Gruppe von Frauen, die in einer slawischen Sprache sprechen und ernst schauen.Der übliche Donnerstagstermin. Darnach ganz kurz in der einen Kneipe gewesen am halben Kreisel, einen Tisch für morgen Abend zu reservieren.Ein paar Blätter hingen noch an den Bäumen, als ich die Jakobi hinunterfuhr mit dem Fahrrad. Beim Bäcker ein Schokocroissant kaufen. Eine Frau, die kaum noch gehen kann, schiebt einen Einkaufstrolley vor sich her, auf dem sie sich abstützt, bewegt sich schrittweise nur über die Kreuzung, Schritt für Schritt für Schritt. Ein Rollator würde vielleicht besser helfen, aber eigentlich ein Elektro-Rollstuhl. Als ich aus der Bäckerei komme, ist sie immer noch auf der Kreuzung, schiebt den Wagen vor sich her, beide Hände umgreifen die Haltestange, der Wagen wird ein Stück nach vorne geschoben, dann wenige kleine Schritte, die Füße gerade so eben über dem Boden, Schritt für Schritt für Schritt. Am Tag zuvor hatte Amerika wieder den Lügner und Betrüger Donald Trump zum Präsidenten gewählt und am Tag zuvor hatte der zu stille Kanzler den Finanzminister entlassen. You are fired, wird er wohl gesagt haben, oder etwas in der Art. Das Geräusch des nassen Laubs unter den Fahrradreifen, dazu der Geruch der Pilze, die das Laub jetzt schon zu zersetzen begonnen hatten.
Jetzt
Bin ja doch kein Leuchtturmwärter geworden
Der Mann im Spiegel denkt warum ist da Zahnpasta auf dem T-Shirt und macht einen Wasserfleck, der mit dem Handtuch weggerubbelt wird und das T-Shirt hat eine Abbildung von einem pfeiferauchenden Seemann mit Bart und einer Mütze, man sieht die Augen nicht, der Mützenschirm verdeckt sie, manchmal denke ich, das T-Shirt wäre vielleicht ein wenig anmaßend, da ich wenig mit Schifffahrt zu tun habe außer vielleicht mit einer Fähre auf eine Insel zu fahren im Urlaub, aber auf der Insel arbeiten sie auch alle in der Kurverwaltung und kaum jemand fährt zur See, sie tragen gerne Troyer, das ist alles. Ich habe auch ein T-Shirt mit einem Leuchtturm darauf und bin ja doch kein Leuchtturmwärter geworden, die gelbe Farbe ist allerdings bereits etwas porös. Dann auf das Fahrrad und zum Schwimmbad. Dann ins Schwimmbad, schwimme im Springerbecken so hin und wider, es springt ja noch niemand sehr mutiges mit großer Pose 10 m in die Tiefe, oder 7½, oder 5 vielleicht und die Sonne scheint in das von den Wänden blaue Wasser und hinter der Hecke, die vor dem Zaun steht, zieht der Aufbau eines Kanalschiffs vorbei. [25.6.24]
Verteilerkästen (7) – Mittsommer
Kurz darauf sagte ich, jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich üblicherweise jmd. treffe, und dann war es zwei Minuten später so.
„Wie es ist schon kurz vor 11? Da haben wir ja total die Zeit vergessen, aber zur Entschuldigung, wir haben auch zwei Flaschen Champagner getrunken, aber nur weil der Crêmant alle war.“
Kleiner Wald, vorsichtig noch
Um das Flüchtlingsheim herum an der Straße, rein oder aus der Stadt raus, wächst ein kleiner Wald, vorsichtig noch, denn wie lange lässt man den dort stehen? Die Container wirken, aus dem Busfenster betrachtet, ruhig und gelassen. Türen stehen offen, Stühle, die aussehen wie von Behörden ausgemustert, auf dem Weg zwischen den Wohnstätten, eben trägt einer ein Netz mit Einkäufen nachhause. Schon ist der Blick vorüber geglitten, der Kopf hängt noch Worte hintenan wie etwa Flüchtling, Liebling, Schmetterling singt ein Lied vom Frühling, vom letzten Sommer vor dem Faschismus.
Die Verbindung vom Stadtrand zum Dorf in der Einflugschneise am anderen Ende der Stadt ist schlechter geworden und ich mache kein Foto am nebeligen Morgen.
Auf dem Rückweg gesehen, dass schräg gegenüber des Opernhauses ein Motel One aufgemacht hat. Schwarzer Bär. Dämmerung und der Fluss immerhin ist fast wieder vollständig zurück in seinem Bett am Ihmezentrum. Denke an diesen und jene der Freunde, bei denen ich mich melden sollte, endlich einmal wieder. Schöne Schriften an der Mauer von denen die es sich trauen ihre Kunst auf fremden Wänden zu lassen in großen blassrosa Buchstaben. Später einmal können sie vielleicht Referent:innen werden für Stadtentwicklung und manchmal springt eine Erinnerung in den Kopf, etwa an K., und wie er das ganze Roskilde Festival 1997 über mit einer pinken Plüschmütze und einem Bier in der Hand herumlief. Ich kannte ihn da ja noch nicht und habe ihn in den folgenden Jahren auch immer nur auf dem Festival getroffen, aber da waren wir dann befreundet. Was er wohl macht. Was wohl R. macht, den ich eigentlich kannte, von den Rude boys are back in town, mit den neongelben Aufklebern, die auch immer dort waren, aber nie mit uns verabredet dort hin fuhren.
Jetzt schon nächster Morgen. Gestern noch eine Lesebrille repariert im Büro, mit dem kleinen Schraubendreher, der mit dem Telefon kam und den ich noch nie für das Telefon brauchte, auf dem ich jetzt gerade diesen Text schreibe, während ich im Bus sitze und der Bus bspw. gerade an der Opel-Straße hält. Ob es in 50 Jahren Initiativen geben wird, Opel-Straße, Daimler-Straße und so weiter alle umzubenennen und die CDU wird dagegen sein? Ob es die CDU dann noch geben wird? An der Noltemeyerbrücke, im 3. Stock über dem Sonnenstudio, hängen seit mehreren Monaten jetzt bereits eine aufgeblasene, silberfarbene 2 und eine 9 im Fenster, sie bilden die Zahl 29. Möglich, dass hier von der Jugend besessene Kolleginnen eine von der Jugend besessene Kollegin, die 30 wurde, aufmuntern wollten.Bis auf die Straße hinunter wirken diese Büros etwas heruntergekommen. In meinem Schreibtischcontainer bewahre ich weitere Ersatz-Bügel für Lesebrillen auf. Es sind drei rechte und ein linker. Einige passende Schrauben sollten sich dort auch finden. So konnte ich schon manche Brille wieder reparieren, sie sind ja von eher billiger Machart und kommen vermutlich in großen Containern über das große Meer zu uns, wie fast alles andere auch. Bis auf Blumen und Schokolade.
Am Abend schon wieder auf den Bus warten. Auf der anderen Seite der K 112 kommt eine Frau auf einem Hollandrad gefahren, stellt es ab und kümmert sich dann um die Rosen unter dem Ortsschild. [4. + 5.3.2024]
Fotofix
»Guten Tag, die Polizei« sagt der eine von den vier Polizisten zu dem, der in einer der Fotoautomaten-Kammern eingeschlafen war, die am Seitenausgang des Hbf sich befinden, Fotofix oder so, da ist es kurz vor halb acht und ich denke nur dazu, dass sie eigentlich hätten »Guten Morgen« sagen müssen, korrekterweise. [26.1.24]
Heute endlich einen kurzen Weg mit dem Rad gefahren,
im Stadtwald zwei Spechte. Gefrorene Wasser, die noch zwischen Bäumen sind.
Beschrieben mit Himmel, Zeit
der himmel ist von erstaunlicher durchsichtigkeit in diesen frühen tagen des jahres 2024.
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einige von ihnen klingen als seien sie mit möven zur schule gegangen. am himmel die dünne sichel neumond, später. [8.1.24]
Sonder mijn heele team kan ik dat niet doen
sagt die Frau im Radio und ich verstehe jedes Wort sofort, fast schon ohne es zu übersetzen, und noch einiges mehr in dem Beitrag, längst aber nicht alles.
Wenn man eine Stunde vor Sonnenaufgang da ist, kann man hören, wie einzelne Vögel nur mit dem morgendlichen Getöse beginnen, über den ganzen großen Platz verteilt sitzt in jedem der Bäume eine Krähe. Sie rufen sich zu, sie machen sich bereit, sie rufen ihre Freunde.
Höre das Album Janus vom ehem. Netlabel Stadtgruen und vielleicht mache ich das jetzt den ganzen Januar hindurch. [4.1.24]