klopfe 3 mal auf den postkasten, wenn ich einen wichtigen brief eingeschmissen habe. das mache ich schon immer so.

vorgestern in der u-bahn den mützentrick gemacht: mit 2 gleich gestrickten, aber verschiedenfarbigen mützen: beim einsteigen die eine abgenommen und in die rechte jackentasche gesteckt, beim aussteigen die andere aus der linken tasche aufgesetzt: allgemeine verwunderung: wie hat er das gemacht?

heute die wohnung gekündigt.

wie jedes jahr zwischen den jahren dieses wunderbare gefühl des zwischen den jahren.

und beständig

auf der suche nach einem anderen leben, welches sich doch schon verbirgt im jetztigen. und immer meinen müssen, es müsste etwas geben das darüber hinausgeht. woanders sein wollen, um des woanders-seins willen und sich einbilden, woanders anders zu sein, sich klarmachen das es nichts ändern würde. heute im bus: interessante menschen, die zwei älteren chinesen beispielsweise, die aussahen als wären sie direkt aus ihrem dorf in den bus hineingefallen (ich übertreibe). der typ mit der lederhose und dem sehr zerknitterten gesicht, ein hippie vielleicht einmal gewesen, mit seinen weissen ohrhörer-kabeln. jetzt ist es halb fünf und es ist dunkel draussen, obwohl auch dies vorbeigehen wird. der gleichmut der grauen wintertage, schwerer nebel. im bus: gedacht wie es wäre, in einem ostblockland zum beispiel in den 80er jahren des vorigen jahrhunderts zu leben, in einer dieser grauen städte mit bitterem wolkenhimmel, der genährt wird aus den schloten der umliegenden industrie. selbst dies als etwas vorgestellt, dass eben mehr ist. und dann denke ich wieder das es doch gut so ist, gehe durch die stadt und die stadt gefällt mir und das alles gefällt mir ganz gut. und es müsste garnicht anders sein, es ist auch nicht banal sondern im gegenteil, fragt man sich dann woher das kommt, sich immer etwas anderes wünschen zu müssen. gewinnspiel-sehnsucht, schon irgendwie. oder kommt das vom vielen lesen und all diesen filmen die man so kennt? urlaub in twin peaks? sich vergegenwärtigen: das vieles, was man meint zu kennen, nur von den bildern davon bekannt ist, es wahrscheinlich nie selbst erlebt wird. denkt man sich ja so, ach ja, texas, komm ich auch nochmal hin, ach ja, die arktis. pustekuchen.

als beispiel: heute auf dem weihnachtsmarkt (dem gegenüber ich dieses jahr, auch der veranstaltung um die marktkirche herum, versöhnlich gegenüberstehe, wie ich vieles inzwischen entspannter sehe und mich einfach freue die menschen zu sehen, wie sie sich treffen, wie dort etwas ist was halt nicht, wie oft bemäkelt und bemängelt, sich um kommerz dreht sondern was mit dem leben in der großen stadt, mit allem was dazu gehört, zu tun hat, hinzu kommt, dass ich gestern aus purem zufall die eltern eben dort getroffen habe, vor dem historischen museum, ich war gerade in richtung ballhof unterwegs und danach zum bürgerradio-stammtisch im café konrad): gedacht, wenn ich ein japanischer tourist wäre und es mich gerade nach hannover getragen hätte, ich wäre sehr begeistert und hätte sehr viel zu erzählen, im wohnzimmer mit den wänden aus papier. ich habe mich also wieder ein wenig vorgewagt, die innere imigration ein stückweit, eine kleine weile, hinter mir. nach all den jahren und trotz alledem, oder gerade deswegen. ich bin jetzt hier, und überall ist es besser, wo wir nicht sind, und weiter vorwärts auf dem weg nach westen und ob ich angst habe, fragst du, natürlich habe ich angst, aber das ist ja ganz normal.

und nicht weiter schlimm. und ich kann ja denken ich wäre ein japanischer tourist auf europareise, und es wird auch funktionieren, eine strecke des weges, ein stückchen weiter nur noch, den fluß hinunter und hinaus aufs offene meer. und ich schenke dir zu weihnachten die ersten beiden becher unseres gemeinsamen geschirrs, indisch blau, das werden wir dann mit uns herumtragen, ein leben lang, zwei dicke kaltblütige brauereipferde, die eine schwere kutsche ziehen können.