Und so geht das Jahr nun zuende,

 
es sind vielleicht 13 °C und also zu warm. Windig. Am Vormittag eine Postkarte an K. in den blauen Briefkasten getan, der vor der Änderungsschneiderei steht. Auf der Briefmarke ein bunter Papagei. Der Schneider arbeitet an der Nähmaschine. Noch zwei Pakete weggebracht und eines abgeholt. Darin war eine Glühbirne für die orangene Lampe, sie steht nun auf dem Bücherregal und das Zimmer ist sehr orange. Beim Kiosk an der Ecke drei Bier gekauft. Ein Packen mit zu verteilenden Prospekten ist aufgegangen und sie wurden über die Straße verteilt, dann sind sie nassgeregnet. Dazu neben den Baum am Ende der Straße abgestellter Möbelschrott, so sieht es nun aus. Beim Nachbarn kommen zwei oder drei Gitarrentöne aus dem gekippten Fenster. Ich male nicht an dem Bild weiter, das wird auch heute wieder nichts und das fasst es ganz gut zusammen.

Morgen, vermutlich, kommt der Kalender für das nächste Jahr.

Nach zwei oder drei Tagen mit etwas Frost ist das Wetter nun wieder warm. Das Akkordeon: „Sous le Ciel de Paris“. In Schleiern weht Niesel über den Marktplatz. Als wir in einer Schlange um Gemüse anstehen, erkenne ich zu spät C. vom Theater, winke noch kurz und verzagt, da geht er schon. Ich hatte ja auch die Maske auf. Am Nachmittag einige Bohrlöcher zugegipst, immer ist zu viel Gips angerührt.

Pizzabote der Apokalypse

Den Schafen auf Wiedersehen gesagt, am Montag.

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Dienstag. Als ich am Morgen durch den Bahnhof gehe, wird gerade der 7-uhr-20-Zug nach Norddeich/Mole angesagt. Vor dem Bahnhof eine Tonaufnahme von Dohlen, Krähen, Kehrmaschine gemacht. Wer im Grand Hotel oder Kaiserhof absteigt, für den ist das Spektakel im Zimmerpreis inbegriffen. Die Vögel sammeln sich hier an jedem Morgen vor der Dämmerung. Sie sitzen in den Baumwipfeln und fliegen in kleinen Gruppen über dem Bahnhofsvorplatz, über dem ein Netz aus Kabeln gespannt ist, an welchen Lampen hängen. Auch diese Kabel nutzen sie, um sich darauf niederzulassen, vorzugsweise dort, wo die Kabel dicht an die Baumkronen anschließen.

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Donnerstag. Im Donutladen im Bahnhof kauft der Kunde vor mir ein paar Donuts mehr ein und ich fragte ihn, ob er für die Abteilung einkauft, ja er hätte heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch. Kaufe auch Donuts für die Abteilung und dann gehe ich zur Haltestelle, wieder die Dohlen und Krähen.

Aus dem abfahrenden Bus sehe ich ein Schulkind in einer dünnen Jacke, das vor einer Baustellenabsperrung sitzt und in einem sehr dicken Buch liest, die Maske auf, Paperback.

An der Podbi steht der Bagger auf den Trümmern eines Hauses, das gestern noch stand, die vordere Wand des Erdgeschoss noch da, auf einem vergilbten Schaufenster das Wort Pizzabote.

Komm gut nachhause

Die Frau die dem Mann in der Bahn erzählt von der Gegend in der es nicht hell wird, sondern immer nur Nacht ist, vielleicht ein wenig Dämmerung. Er erzählt ihr, wo das ist. Dann weiß sie von wem, der wohnt dort und geht zum Eisfischen. Sie kann sich das garnicht vorstellen so zu leben. Der Mann sagt aber das ist ganz normal für die. Dann erzählt sie noch von einer anderen Gegend, in der es nie dunkel wird. Ja aber das ist ja auch dort. Echt das ist auch dort? Ja im Sommer. Im Winter liegt überall Schnee und die fahren mit Motorschlitten. Mit Motorschlitten das möchte ich auch Mal machen. Danke das Du mitgekommen bist! OK komm gut nachhause! Dann steigt sie aus, draußen ist es schon dunkel.

Weißer Staub

Ganz hinten im Bus sitzt einer und »Nur weißer Staub, seit 50 Jahren nehme ich das, ich fahr nach Amsterdam dafür …. Celle da komm ich her, die Afrikaner sind meine Freunde da, seit 30 Jahren. Nur reines Zeug. Das macht garnichts! Ich veredel das und rauche es, Geld war nie eine Frage, da kannste mit leben, in der Polizeikontrolle mit dem Auto sollte ich pusten, natürlich zeigt das nichts an, ich werd jetzt 88 äh 66 Jahre, ich muss hier raus, könn Sie einfach hier anhalten ich steig dann aus«.

Die Mücken am Abend der letzten Oktobertage

Texte, die auf dem Weg erscheinen, eine Jacke auf der »Columbia Jet Service« steht, und dort, wo der Bus abfährt, am kältesten Ort der Stadt, liegen leere Packungen »Heiße Tasse« auf dem Pflasterstein. Ein in den blauen Herbsthimmel verirrter, halber Mond am Nachmittag. Ein Bus fährt durch die Abenddämmerung und das Schiff »Krammer« unter der Brücke hindurch, kurz darauf eine Gruppe Pfadfinder, die schweren Fahrtenrucksäcke auf dem Rücken.