Als wäre nichts gewesen

Im letzten Jahr habe ich Texte aus diesem Blog hier mehr oder weniger öffentlich vorgelesen. Bei der Recherche dazu immer weiter zurückgegangen in den Jahren, denn es gibt wenig, das mir geeignet zu diesem Zweck schien. Vieles ist für das Netz geschrieben, an der Grenze zum Unsichtbaren, besteht, weil es einen Rückverweis gibt, ist als Bestandteil des Streams mehr als nur der einzelne Text, als einzelner Text vielleicht nicht von Bedeutung. Ich hatte mich dann mit mir auf eine Auswahl geeinigt.

Auch bin ich weiterhin, Stück für Stück, dabei, die verlorenen Bilder zu rekonstruieren, die an vielen Beiträgen fehlen. Dabei findet sich vieles vergessenes wieder und vieles auch, das ich heute vielleicht nicht mehr ins Netz schreiben würde. Weil sich das geändert hat, was hier vorkommt, weil meine Ansprüche an das eigene Schreiben jetzt andere sind. Beim Zurückblättern jedenfalls, und das mache ich jetzt mit System, ist dort häufig eine große Fremdheit, ist die Frage, wer das eigentlich gewesen ist, der hier diese ganzen Texte geschrieben hat. Ich war es nicht.

 

Im Impressum steht ja seit einigen Jahren bereits – es stand dort nicht immer so – „die Texte auf dieser Seite sind fiktional“, denn hier schreibt jemand, der ich bin und den ich mir aber ausgedacht habe, auch weil es so eine Sache ist mit dem Erinnern. Eine Zeit lang war ich der Annahme, mit diesem ausgedachten Menschen identisch zu sein und in der Zeit muss es also auch so gewesen sein. Hier aber schrieben in der Vergangenheit immer schon verschiedene Versionen dieses Ausgedachten, die jetzt allesamt verschwunden sind, sich in der Zeit zwischen den Zeilen aufgelöst haben als wäre nichts gewesen. Ich erinnere mich an eine große Wut, die in vielen Texten sichtbar wurde und sich nicht mehr zu verstecken brauchte. Die jetzt keine eindeutige Richtung mehr hat, weil ihre Ursachen komplexer sind als gedacht. Die sich jetzt aber also auf eine Wellenlänge jenseits des für Menschen sichtbaren Lichts verlagert hat und subtilere Kristalationsformen findet. Häufig ist sie aber auch einem stoischen Beharren auf der eigenen Kauzigkeit gewichen, wenn man so als Eule getarnt durch die Tage geht, um die Vögel leichter beobachten zu können und Schiffnamen ins Logbuch zu notieren, auf dem Weg zur Arbeit.

Heute sind es 20 Jahre, seitdem der erste Eintrag veröffentlicht wurde. Es war ein Ostersamstag im März 2002.

Die Zumutungen der virtualisierten Stadtbilder

Wie aus Trümmern einer implodierten Realität wieder zurück ins Leben geholt, plustern sich die doch so bekannten Straßenzüge und Häuser und Bäume auf dem Bildschirm wieder auf. Es sind Zombie-Häuser, Zombie-Bäume und Zombie-Straßen, die Menschen haben alle ihr Gesicht verloren.

zumutung1.jpg (Bild mit Google Streetview erstellt)

Nur scheinbar ist auch die Zeit stehengeblieben für sie. tatsächlich liegen ja zwischen jedem Sprungpunkt, der mit Maus oder Tastatur angewählt werden kann, zumindest ein paar Sekunden. Der Stillstand selber ist also eine Konstruktion und eine Täuschung.

zumutung2.jpg (Bild mit Google Streetview erstellt)

Der Himmel liegt als klaffender Spalt auf der Straße, bevor sich die Asphaltdecke über ihm schließt. Die Bäume, schlecht gerenderten Felsformationen gleich; auch könnten sie bedeckt sein mit Plastikplane oder es sind fremde Wesen, die nach dir greifen wollen und dich verschlingen, am Himmel ein U.F.O.

Die 0 und die 1 – Basis Zwei

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Sind die zwei Zeichen der Basis Zwei, des binären Zahlensystems. Natürlich könnte man auch α und ω verwenden, Äpfel oder Birnen und Ja und Nein – eben weil die beiden Zeichen nur die Basis bilden, auf der alle weiteren Zeichen im Digitalen aufbauen. „Basis Zwei“ lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe, die seit dem Anfang Oktober in Hannover gestartet ist und noch bis zum 24.11. andauern wird. Die drei Gebiete Digitaltechnik – Kunst – Denken stehen im Zentrum der transdisziplinären Veranstaltungsreihe. In Workshops, Ausstellungen, Gesprächen, Vorträgen, Filmvorführungen und Konzerten soll also versucht werden, sich dem Verhältnis dieser Dinge zu nähern. Dies geschieht in der direkten Kommunikation, in der Beschäftigung mit dem digitalen Material (z.B. in einem Instrumentebaukurs und einem Programmierworkshop). Was nicht vorgesehen ist, ist – wenn ich es bei meiner schlampigen Recherche nicht übersehen habe – ein Geschehen im Stream, also im virtuellen Raum. Aber das muss ja auch nicht unbedingt. Das komplette Programm ist hier zu finden. Besonders spannend finde ich „Die Verflüssigung der Archive“, „Doing Live Coding“ und „Bugs Beats Music“

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Link + Info:

Basis Zwei
Digitaltechnik – Kunst – Denken
Eine transdisziplinäre Veranstaltungsreihe

Hannover, 1.10. – 24.11.2016
Verschiedene Orte

basiszwei.tumblr.com

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Ich weiß ja noch nicht einmal, wie ein alternativer Nameserver eingestellt wird

Ein Blog muss immer „live“ sein, dass kann niemand planen. EIn Blog kann von allem und von garnichts handeln, von Fesselstricken oder Brieftauben oder beidem zu gleichen Teilen oder nichts von alledem. Es ist gut, mehrere Blogs zu haben, gerne auch ein geheimes Blog, dass man niemandem verrät, schon garnicht den Menschen, die seit Jahren eines der anderen Blogs lesen. Ich habe sowas. Dort kann ich Sachen reinschreiben, die ich hier nicht reinschreiben kann, weil mein echter Name auf diese Seite hier zeigt, jedenfalls kann man es sich zusammenreimen. „Gibt es eigentlich Blogs im Darknet?“ Eine reizvolle Vorstellung. Wie  mietet man Webspace im Darknet? Neulich, in der EDIT, war dieseGeschichte von dem Assange-Ghostwriter, wie er sich eine alternative Identität aufgebaut hat, basierend auf der Geschichte eines früh verstorbenen Menschen. Meine persönliche Erfahrung mit Ghostwritern ist eher katastrophal. Im Endeffekt habe ich große Teile des Buches dann nochmal geschrieben. Mein Name steht dort nicht drauf, was gut ist.

Ich weiß ja noch nicht einmal, wie ein alternativer Nameserver eingestellt wird. Jetzt klatsche ich den „Meta“-Tag an diesen Beitrag und dann nimmt das seinen Lauf.

Produktionsstop

Ich habe zu viele Bilder, also Fotos, gemacht und jetzt quillt alles über. Ich mache jetzt erst einmal keine Fotos mehr, jedenfalls keine digitalen, bis hier in den Ordern zumindest einigermaßen eine Übersicht vorhanden ist und nicht mehr alles nur noch rumliegt und wartet, noch einmal betrachtet zu werden.

Auch der Text muss, ich schreibe es nicht zum ersten mal hier hin, einigermaßen fokussiert werden. Abends herrscht sehr viel Müdigkeit und das Zimmer sieht entsprechend aus, insbesondere nach dem Urlaub und der jetzt gerade zu ende gegangenen ersten Arbeitswoche. Aber hier wird zumindest noch etwas geschrieben. Ich muss mir dringend eine Liste machen, was ich für Sachen voranbringen möchte, dann konzentriert daran arbeiten. Es ist ja auch egal, was dabei heraus kommt und wie lange es dauert. Vielleicht fange ich an mit dem Abtippen der Notibücher, wo ich doch jetzt ein so schönes T-Shirt habe mit einer Schreibmaschine drauf.

Over and out.