27.9. Valencia (V)

(Part I II III IV V)

L’Oceanografic. Delfine, Haifische und Weißwale gesehen. Riesenhafte Bauten. Jetzt noch kurz am Strand, etwas Salzwasser geschluckt.

Die Geräusche hier, die Arbeiten an der Hafenmole, Warnsignale rückwärtsfahrender Kräne, in der Stadt der Verkehr. Die Vögel. Das Rauschen des Meeres über all dem, immerfort. Morgen der letzte Tag.*La Lonja del Pescado Frito. Drei verschieden zubereitete Fischgerichte gegessen. Boquerones, Sepia Plancha und Pulpitos. Die Köpfe und Schwänze der Sardinen auf einen Haufen am Tellerrand gestapelt. Die kleinen Tentakel. Pulpitos, in Salsa mit Wacholder und Knoblauch. Die weichgekochten Knoblauchzehen gegessen (zwei). Trotzdem nur normal Wirres geträumt.*[Typologie]Da ist der kleine Dicke mit dem Schweinchengesicht, und das Zimmermädchen die mit den Kopfhörern in sich selbst versunken ist. Der Junge mit dem offenen Mund wodurch man denkt er wäre dumm, und der Nachtportier, mit dem Hund auf der Couch im Foyer, der am Morgen das Frühstück noch, mit müden Händen und hinkendem Fuß, ein Anker auf dem Oberarm von einem Freund gestochen.*

28.9.05

Letzter Tag der Reise, einen Eiscafé an einer dieser langen lauten grünen Straßen die so riechen wie man es sich wünschen würde mit dem Licht das durch die Blätter fällt und langsam zu Boden sinkt und kleinen Hunden die auf dem Arm getragen werden. Auf einer Parkbank sitzt einer der hat alles was er hat dabei und schreibt. Lächelt. Denke einen Augenblick an Auster.

Wir gehen die Straße hinunter, Jardí Botànic. Wilde Katzen die sich den Park mit alten Männern teilen. Revierkämpfe (die Katzen). Mittagessen in einer Bar an der Markthalle. Mit dem Bus zurück zum Hafen, vorbei an der „Ciudad de las Artes y las Ciences“ – die ganzen Straßen und Viertel die wir noch nicht gesehen haben. Eine Frau füttert unter Palmen im gehen die Tauben die ihr im Schwarm nachfolgen.

*

Am nächsten Morgen Abschied vom Meer, traurig. Ein Taxi bringt uns zum Aeropuerto. Über dem Hafen geht die Sonne auf. Hannover riecht nach Regen, der Brunnen vor dem Hauptbahnhof. (Nachgetragen am 30.9. im Bus nach Pattensen)

– E N D E –

26.9. Valencia (IV)

(Part I II III IV V)

Vormittags schon in der Stadt. Eine Postkarte nach Kanada kostet 78C. Dann mit dem Touristendoppeldecker eine Rundfahrt gemacht, Ciudad de las Artes y las Ciences. Der riesige Riesenfisch, das Gerippe und die Kellerassel aus Glas, das krackelige Blaupunkt mit den Aussetzern sagt es wäre ein Auge. Morgen dorthin. Am Nachmittag bis Les Arenes, dann noch zur C/ Dr. Lluch auf der Suche nach einem Café, jedoch ohne Erfolg. Abkürzung über die Brache mit Flutlichtschleuder, eine heulende Frau in einem organgenen Flatterkleid kommt uns entgegen, begleitet von (ihrer Tochter?) die auf sie einredet. Durch den Dreck hinüber zum Strand, auf einen Café im „Vivir sin Dormir„, das macht auch bald zu. Bis nächstes Jahr.

///Am Abend stellt sich heraus wir können mit dem Doppeldeckerticket garnicht noch einmal fahren weil wir die Einmal-Tour (Valencia-Card) für 8€ haben. Auf dem Flyer steht zwar „24 Stunden gültig“. Wenn man hier nicht klipp + klar am besten auf Càtalan sagt was man möchte geben sie einem was sie denken das man es möchte. Das ist am einfachsten. Hätte gerne den Größenwahnsinn after dark fotografiert, jedoch fährt auch keine Metro zum „teuersten Bauvorhaben in der Geschichte Valencias“*. Morgen vielleicht, Mañana…

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Die Gerüche hier, diese wundervolle Mischung aus Zeder- und Cigarilloduft, Pinien und Autoabgase. Gechlortes Wasser in der Dusche, und dieser seifige, zitronige, Unbestimmbare.

25.9. Valencia (III)

(Part I II III IV V)

Es ist Sonntag – gestern Abend Barrio el Carme (del Carmen, so sagt man) – ein unglaublicher Auftrieb an Menschen die sich durch die engen Straßen schieben. Alle Sorten. Vor einer Bar sitzen wir die Schwarz und Weiß angemalt ist innen und schauen dem Gedrängel zu. Der schwule Kellner ist mürrisch. Ein Jeep auf Rollschuhen wird vorbeigezogen. Je später es ist desto voller werden die Straßen. Ein Junkie erzählt uns die immer überall gleiche Geschichte vom Euro und dem Autobus. In der „Bar Pilar“ essen wir Miesmuscheln in Pfeffersuppe, die wir mit den Muschelschalen löffeln. Denke an das Lied von den Einstürzenden Neubauten. Der hagere Kellner hinter der Theke brüllt die Bestellungen in die Küche hinein wie vor einem einfahrenden Zug gewarnt wird. Im Fernseher der stumme José Ortega. Die Muschelschalen schmeißt man in Plastikkisten unter der Theke. Verwirrung auf der Suche nach einem Taxi, wir geraten aus der Innenstadt heraus und sind sofort wieder vpm provisorischen umgeben. Nach einer halben Stunde drehen wir um und erwischen sofort einen Wagen vor einem der Stadttore, fahren über den Hafen zurück nach „Les Arenes“

Das Taxi gleitet durch den nächtlichen Verkehr, der sich in Wellen bewegt und stets im Fluß bleibt, so hat man den Eindruck. Die Kreise schließen sich, die Stadt gelangt ja doch direkt bis an den Hafen mit einer großen, hell erleuchteten Straße: Avenida del Puerto.

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Die verwöhnten, strebsamen, fleißigen und auf ewig deutschen Erasmusstudenten, die den Strand eklig finden. Er, der seinen Anorak am liebsten auch hier tragen würde, versucht, den beiden käsegesichtigen Mädchen zu imponieren, „Man muß die Strömung beachten“. Im Hafen werden ja bekanntlich ganze Containerladungen von Campingtoiletten ins Meer gekippt.

*

Wie sich einem eine Stadt erschließt, man sie sich zu eigen macht. Wie man am ersten Tag mit zögerlichen Schritten aus der Metro steigt, nach rechts und links schauend jeden Meter und den Plan betrachtet über der Schiebetür damit man nicht die richtige Station verpasst. Wie man am zweiten Tag wie selbstverständlich den richtigen Weg einschlägt und die Nummern der Linien kennt und die Farben. Wie man am dritten Tag die Geschichte der Frau schon kennt von ihren drei Kindern die sie vorträgt in weinerlichem Tonfall, Tag für Tag.

Tag am Strand.

Die Promenade abgelaufen vorbei an den Restaurantpavillons und am Hospital Malva Rossa [dieses hat – wie viele Dinge hier – zwei Schreibweisen, „Malva Rosa“ und „Malva Rossa“] bis hin zu den vier großen bunten hässlichen Säulen die besprüht sind, Mündung eines kleinen Rinnsals. Am frühen Abend wurde es stürmisch. Wellen. Das Meer spuckt Müll zurück an den Strand. Zur Mole am Hafen, hier an der Ecke „Hotel Neptuno“ direkt daneben „La Pepica“ wo dereinst schon Hemmingway.

[Saisonende]Zum letzten mal spielt sie Heute ihr Programm, Standards in Swing und Jazz und ein paar spanische Schlager im „La Perla“, wo wir dann doch einen Tisch für zwei bekommen haben bei dem keiner in den Zimmerpflanzen sitzen muss. Die Paella ist teuer und gut, und mein Herz und ich trinken Sangria dazu, und Mineralwasser „Sin Gas“ heute mal, auch auf der Karte: „Vichy Catalan“.„As Time goes by“, ein letztes Mal in diesem Sommer, die Klavierspielerin eine Senora mit blondierten, kurzem, dauergewellten Haaren – draußen vom Meer ist Sturm gekommen und Regen mit Blitz und Donner, noch schkießt der Kellner nicht die Tür zur Terrasse. Gegen elf kommt der Koch aus der Küche, in karierter Hose und weißem Oberteil, setzt sich neben das Klavier, blättert in einem Notenheft und beginnt zu singen, Corazon und Té Quièro, aber er singt das genauso das man es glauben möchte, und er singt mit dem Bauch und dem Herzen eines Kochs. Zum Ende der Lieder dann immer Blitze über dem Mittelmeer, und der Regen rauscht am Strand. Saisonende.

24.9. Valencia (II)

(Part I II III IV V)

WWLGestern in der Stadt gewesen, Markthalle angesehen, Riesenzackenbarsch (Mero) gegessen in einer Bar nähe Pl. Ayuntamiento. In der Tram setzte sich ein Folienraucher hinter uns. Pont de Fusta ausgestiegen und durch das alte Stadttor in die Innenstadt gelangt (Torres de Serranos), dann zum Plaza de la Reina wo die Doppeldecker abfahren (über Pl. Virgen, Cathedral – der Papst kommt). Bettlerinnen versuchen Taschentücher für 50C die Packung zu verkaufen. In der Innenstadt oft 7-8 Stockwerke, in den Wohnvierteln bis zu 20, tw. mehr. Alameda (Walfischbauch) wieder in die Metro.

WWLHeute Innenstadt, Xàtiva ausgestiegen dann dann via Pl. Reina über Pont Real in die „Jardines del Real“. Verblasster Glanz der Nach-Franco-Zeit, umgeben von Appartment-Hochhäusern.
Jetzt am Strand gewesen, gerade verschwindet die Sonne hinter Wolken. Eine Trompete weht jaulend herüber vom Hafen. Ein Schatzsucher der aussieht wie Luc Bèsson läuft einsam über den Sand, ganz Ohr.

Kreise.

WWL// An der Mole wo wir Gestern auf den Hafen geschaut haben, dort wird Heute getrommelt und auf Blech geblasen. L’Auvergnat. Sind das die Leute die in dem angesprühten Auto dort wohnen? Auch ansonsten viele besetzte Häuser hier in der Gegend.

[Später stellte sich heraus es war eine Blaskapelle die für die Fallas übt]

22.9. Valencia (I)

(Part I II III IV V)

Plötzlich da. Reinigungsmittel Flughafentoilette. Bustour durchs Industriegebiet. Die Schwingungen der Metro die in jeder Stadt anders sind. Überall Baustellen in der Stadt, der Geruch vom spanischen Herbst aus meiner Erinnerung ist immer noch derselbe. Meinte mich zu erinnern hier schon einmal gewesen zu sein (Avenida del Cid): Anflug über den Hafen von Valencia, wieder erkannt weil es genauso aussieht.

23.9. (Gestern noch)

Im Innern des Walfisch oder direkt aus „Metropolis“ in den Untergrund gebaut, die Metrostationen, wahrgewordene Futuristenträume. Kulturschock: In der Innenstadt der Jugendstilbahnhof wo die Menschen für die Vorortzüge in langen Reihen sich anstellen um ihr Gepäck durchleuchten zu lassen. Die umliegenden Stadtviertel: Prachtbauten und Parks mit Palmen, vielstöckige Appartmenthäuser. Mit der Linie 4 dann am Campus vorbei (hier hohe sandig-bräunliche Wohnsilos vor dem blauen spanischen Herbsthimmel): Raus zum Strand. Flickenteppich – direkt hinter der Strandpromenade Abbruchhäuser, verlassene Hallen am Rand des Hafens. Am Abend gehen wir ein Stück am Hafen entlang in die andere Richtung. Ein Kuscheltier im Bauschutt. Eine magere junge Katze auf der Suche nach etwas fressbarem. Kinder die einen mit Steinen beschmeißen wollen und eine einzelne dünne Nutte vor der Einfahrt zur Zollstelle. Dann wieder, um die Ecke eine großstädtische Straße, Wohnhäuser und Geschäfte und eine Filliale der „Deutschen Bank“. Alte Menschen die spazieren gehen, alleine oder zu zweit, zu dritt, mit oder ohne kleinen Hunden. Nach einer Zeit finden wir in einer Stichstraße einen Supermercado. Beschließen auf einem anderen Weg zurückzukehren – plötzlich wieder Gettoromantik, dazwischen Väter mit Kinderkarren. Unklare Zustände. Dann eine Straße mit gelbem Laternenlicht, viel Getriebe, kleinen Imbissbuden und Bus, um die nächste Ecke Abbruchhäuser und Männer die ihre Hunde auf Brachgelände laufen lassen: Ein Kinderspielplatz in einem kleinen Park, Rentner auf Bänken direkt gegenüber. Flickenteppich.

*

Wieder am Strand, Promenade mit Palmen, ein historisches Gebäude wird renoviert. Arbeit bis in den Abend hinein. Ein Restaurant neben dem anderen, das Mittelmeer und ganz in der Ferne das Warnsignal eines Containerkrans.

[Die Geräusche hier]

Gestern am Abend gemerkt wie eine Unsicherheit einfach nur dadurch entsteht das man nicht weiß wie die Eindrücke zu deuten sind, weil Unkenntnis darüber herrscht was „normal“ ist. Sich als Tourist in Nicht-Touristen-Vierteln aufhalten.

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Nur kurz notiert: Der Discount-Flieger, der Anflug dicht über den Häusern, der Gegensatz zur zweitägigen Anreise mit dem Auto …