Schiffnamen 19

Die Krähen versuchen sich unauffällig zu verhalten, ich aber weiß, sie haben einen Plan. Zu dritt sitzen sie auf der Lehne einer Bank, die am Kanal steht. Auf dem Weg sehe ich noch eine weitere Gruppe von dreien, auf dem Schachfeld am Badeplatz sind zwei von ihnen. Wir werden sehen, was passiert.

Heute morgen Schiffe gesehen, die ich noch nicht kenne — Calbe, Mirae, Marlou, Imago. Das erste überholt, die anderen drei entgegenkommend. Es ist nicht leicht, sich die Schiffnamen zu merken, so sage ich sie wie ein Mantra vor mir her, auf dem Fahrrad durch den trüben warmen Morgen radelnd. [25.7.25]

Als dunkel erinnertes Gemurmel jenseits von kommt es uns zu Gehör, das Rauschen in den Muscheln, was nach Meer klingt und doch nur dein eigenes Blut ist, das dir in den Ohren saust. Prompt: Eine Wellhornschnecke liegt an einem Strand an der Nordsee im in der Sonne glitzernden Wasser eines seichten Prils. Foto. Die Zeitungen berichten über entlaufene Alligatoren und erschossene Welse, es muss also Sommer sein. Auch regnet es immerzu. Wir sehen uns später am Kai, wenn wir einen finden in unserer kleinen Stadt, den Schiffen zu winken mit weißen Taschentüchern. Sonst am Kanal. Die Jungen springen von überall ins Wasser von wo sie können.

Aber von den Krähen steht nichts in der Zeitung.

1.050 km

IMG_20250604_083110

(Heute, am Morgen des 4.6.2025, roch es das erste Mal nach Sommer in diesem Jahr. Regen fällt bisweilen nur aus den Bäumen, dicke, schwere Tropfen, die noch von der Nacht in den Blättern hängen und die der Wind jetzt abschüttelt.)

Bin ja doch kein Leuchtturmwärter geworden

Der Mann im Spiegel denkt warum ist da Zahnpasta auf dem T-Shirt und macht einen Wasserfleck, der mit dem Handtuch weggerubbelt wird und das T-Shirt hat eine Abbildung von einem pfeiferauchenden Seemann mit Bart und einer Mütze, man sieht die Augen nicht, der Mützenschirm verdeckt sie, manchmal denke ich, das T-Shirt wäre vielleicht ein wenig anmaßend, da ich wenig mit Schifffahrt zu tun habe außer vielleicht mit einer Fähre auf eine Insel zu fahren im Urlaub, aber auf der Insel arbeiten sie auch alle in der Kurverwaltung und kaum jemand fährt zur See, sie tragen gerne Troyer, das ist alles. Ich habe auch ein T-Shirt mit einem Leuchtturm darauf und bin ja doch kein Leuchtturmwärter geworden, die gelbe Farbe ist allerdings bereits etwas porös. Dann auf das Fahrrad und zum Schwimmbad. Dann ins Schwimmbad, schwimme im Springerbecken so hin und wider, es springt ja noch niemand sehr mutiges mit großer Pose 10 m in die Tiefe, oder 7½, oder 5 vielleicht und die Sonne scheint in das von den Wänden blaue Wasser und hinter der Hecke, die vor dem Zaun steht, zieht der Aufbau eines Kanalschiffs vorbei. [25.6.24]

Verteilerkästen (7) – Mittsommer

IMG_20240621_222337.jpg

Kurz darauf sagte ich, jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich üblicherweise jmd. treffe, und dann war es zwei Minuten später so.

„Wie es ist schon kurz vor 11? Da haben wir ja total die Zeit vergessen, aber zur Entschuldigung, wir haben auch zwei Flaschen Champagner getrunken, aber nur weil der Crêmant alle war.“

hinten neben dem motorblock

IMG_20230621_211107.jpg

gestern, mitsommer, la fête und frisch auf heute gleich zum augenarzt so einigermaßen jedenfalls. unauffällig und weiter. riskiere fünf minuten und laufe noch schnell zum bäckerstand im bahnhof als der bus kommt sind

schon alle kinder drin aber eine weitere klasse oder zwei passen auch noch rein. keine kopfhörer, sie werden wohl am zoo aussteigen, spekulation, und solange sitze ich hinten neben dem motorblock in der vibrierenden wärme und die freude über den ausflug plätschert durch den wagen.

vor mir sitzen die lehrerinnen als der bus hält wissen sie nicht ob sie raus müssen aber die kinder hörten die ansage und sind schon am aussteigen ja hier ist der zoo da geradeaus wir sind vom dorf und kennen uns nicht aus.

fährt der bus wieder durch den grünen wald, drei krähen hüpfen auch ihnen ist warm.

das es sehrinde heißt, schützt sie was darunter ist, da ist auch wasser, und die ringe all der gewesenen jahre.

Aber dann ist dort der Geruch des geernteten Feldes, auf dem die Krähen sind, bereits im Juni.

Heute dann also aus Zeitgründen mit dem Bus zur Arbeit. Vor dem Bahnhof steht ein dicker Mann mit den Füßen und Beinen in den Fontainen des direkt aus dem Boden sprudelnden Springbrunnens und telefoniert lautstark.

 

&&&

Eine Woche später, also am 21.7., am Morgen beim Augenarzt gewesen. Sitze danach mit Schokocroissant auf einem der in den Boden eingelassenen Hocker, in einiger Entfernung zu dem Gulli, aus dem die Musik kommt. Von dort leise Jazztöne. Dann kommt ein ganz in schwarz gekleideter Mann mit auch schwarzem Haar und schwarzem Vollbart die Bahnhofstraße hinunter, auch die Augen blitzen rabenschwarz und als er die ersten Töne vernimmt, beginnt sogleich ein etwas merkwürdiger Tanz, etwa wie der Zwerg in einem Traum. Dann wendet er sich auch einige Male mit einer sich selbst präsentierenden Armbewegung, oder zeigt er auf den Gulli und beginnt einige Sätze in einer unbekannten Sprache. Entfernt sich sodann, stampft aber auch noch ein oder zwei Male auf um zwei Krähen, die sich mit einer Chipstüte befassen, zu verscheuchen und erschreckt einen in einem Weißen Poloshirt, der unvorsichtigerweise beim Gehen auf sein Telefon starrt.

&&&

An dem Tag ein Buch über Krähen geschenkt bekommen. An dem Tag „Das flüssige Land“ zu lesen begonnen. An dem Tag war ein einseitiger Artikel in der Zeitung darüber, dass im Groninger Umland große Risse in den Häusern entstehen, weil die Erde infolge des Gasabbaus absackt.

Einem Streifen Regen

IMG_20220622_090035.jpg

dann nicht ausweichen gekonnt und recht aufgeweicht an der Noltemeyerbrücke, auf ca. einem Drittel der Strecke also dann, in den Bus gestiegen. Das Letzte, was noch zu erledigen wäre ist zu zählen, wieviele Birken zwischen Kirchhorster See und dem Kreisel am Ortseingangauf der linken Seite der K112 stehen. Auf dem Kreisel heute wieder ein Theodolit, mit dem zur kürzlich gemähten Wiese hinter dem Bushaltestellenhäuschen des 900/630 Richtung Burgdorf bzw. Großburgwedel gepeilt wird. Dort abgesteckt quadratische Claims, mit schmalen Latten, die am oberen Ende orange angemalt sind. Am Rande der Wiese steht ein kleiner gelber Bagger, Teil eines Ensembles, das aus einem Bauwagen, einem Kastenwagen und einem Lieferwagen besteht, alle in dem schönen Parkbankgrün angemalt. Auf einem Schild an einem der Wagen der Schriftzug Schollenberger Kampfmittelbergung. Im trockenen Graben brummt ein Stromgenerator. Auf dem gemähten Kraut steht jemand und hört den Boden ab, ein anderer steht daneben. Gefunden wurde am Ende ein Findling, der vermutlich seit tausenden Jahren hier in der Erde lag.

&&&

IMG_20220624_083229.jpg

&&&

Vor ein paar Tagen stakste ein  Storch über das trockene Heu auf der Wiese. Von dem Storch kein Foto.

&&&

Das Gewerbegebiet wird also dann weiter wuchern an Stelle von Kraut und Wiese, die Stadt wächst auch in den sie umgebenden Dörfern aus sich hinaus und wächst in sich in die Brachen hinein. Die kleinen Wildnisse verschwinden. Später werden einige behaupten, das man Geld doch essen kann und sie werden es im Chor in die Netze schreiben, dass ihnen mehr und mehr Glauben schenken.

&&&

An dem Holzschuppen stand der Schachtelhalm und die Wände waren im Schwarz einer Holzschutzfarbe gestrichen. Es war ein mehrere Meter langes Gebäude, welches neben dem Fußweg (Radfahrer frei) in Richtung des einen Supermarktes stand. In manchen Sommern wuchsen bereits ein paar Gräser in der Rinne.

&&&

20140612_185213.jpg

&&&

Von dem Schachtelhalm kein Foto.

&&&

IMG_20220512_064613.jpg

IMG_20220703_180401.jpg

&&&

 
Wo alles am Ende hinwächst, kann nur nach oben in den Himmel sein und da, so hört man, ist auch schon alles voll mit Dingen, die dort nicht hingehören, und kein Platz mehr.#