Schwebende Augenblicke

Die (Chinesen evtl.) stehen mit 3 großen, einem mittelgroßen und einem kleinen Rollkoffer vor der Tür des Nagelstudios, dass sie betreiben, der Laden zwischen dem Tintenpatronenbefüller und der Fahrschule, als ich gegen vier von ein paar Erledigungen zurückkomme. Der kleine Junge sagt einem Freund auf einem Tretroller noch Tschüss, wir fliegen mit dem Flugzeug!. Erst vor kurzem geklebte Plakate an den Säulen fordern auf, leerstehende Wohnungen zu melden und zu besetzen, es wird die Netzadresse für weitere Informationen angegeben. An der nächsten Ecke, etwa, ist ein Ladengeschäft seit mehreren Jahren unvermietet, das eignet sich aber vermutlich nicht so gut für eine stille Besetzung. Zuletzt befand sich die Niederlassung einer Bank in den Räumen, welche nach einem Überfall geschlossen wurde. Ziemliche Räuberpistole, eine der Kassiererinnen erkannte den Täter an der Stimme, ein Freund des Niederlassungsleiters mit extravaganten Hobbies.

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Circa 12, vielleicht 13 °C. Ich mache ein Foto von der Kreuzung, gleich muss ich an den ehemaligen Betreiber des Kiosks an der Ecke denken, der die Ecke fotografieren wollte wie ein bekannter Cornershop-Betreiber in New York, aber das war natürlich noch nicht die ganze Geschichte. Von der Winterreise zurück, wichtige Aufzeichnungen zurückgelassen aus einer Unachtsamkeit. Sonne am Nachmittag, ich fühle mich fremd in diesen warmen Dezembertagen, schwebende Augenblicke, die Stadt hatte ich anders in Erinnerung, zu dieser Zeit. Hat nichts zu bedeuten.

Ich hatte die Vermutung, besser: Befürchtung, dass die Sofortbild-Kamera, die ich wirklich sehr gerne habe, durch

einen kleinen Umfall, den ich irgendwann im Frühjahr des Jahres ertrug, einen Schaden bekommen haben könnte, der – im Gegensatz zu dem Schaden, den ich selber im Zuge dieser Angelegenheit mit mir nahm – nicht durch ein wenig Keramik und UV-Licht aus der Welt zu schaffen wäre. Obschon sie auf der einen von vier Einstellungen immer noch Fotos mit Sichtbarkeit ausfertigte, gab es Bilder, die bei mir Zweifel hatten aufkommen lassen. Jedoch: Neulich nahm ich allen Mut, der dafür notwendig war, zusammen und fertigte testweise auf jeder Einstellung ein Foto an, mit einem Resultat und diese Fotos sind hier, in einer Übertragung ins digitale Format, nun sichtbar.

Eine weitere Erkenntnis, die ich dabei hatte: Der (übrigens mechanische) Zähler zählt nach unten und zeigt die verbleibenden Bilder an. Ich schreibe das hier auf, um es mir zu merken. Es sind jetzt noch drei schwarzweiße Fotografien verfügbar. Ich denke schon eine ganze Weile, also bereits mehrere Tage, darüber nach, wie ich diese drei Bilder so fotografieren kann, dass es gut ist. Es hätte dazu ein paar Gelegenheiten gegeben, jedoch hatte ich dann am Morgen den Fotoapparat nicht in den Rucksack gelegt, oder aber ich hatte den Fotoapparat dabei, jedoch keine Zeit, für das Motiv aus der Bahn auszusteigen oder es gab sogar garkein Motiv, denn das man jeden Tag dieselbe die gleiche Bahnstrecke entlangfährt, bedeutet ja noch lange nicht, dass an jedem Tag dieselben Bilder ebd. gemacht werden könnten: eher im Gegenteil: Ein Bild, dass an dem einen Tag aufgenommen werden könnte, kann am darauffolgenden (und sogar für alle Ewigkeit) bereits verloren sein (das ist tatsächlich immer der Fall) und handelte es sich nur um die Fotografie eines Baumes oder eines Papierkorbs am Wegesrand.#

Groovy kind ov lov.

[Nur eine Busfahrt]

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[Birken / etc.]

Dieser Tag jedenfalls war so grau, wie es nur im Januar passieren kann und der Nebel hängte sich zwischen alle Nähte, die wir am Leibe trugen. Morgen wird dann das Lager durchgezählt.

Abends aber, wenn überhaupt um 4 Uhr von Abend gesprochen werden kann, der Busfahrer sah auch etwas kritisch aus, als ich ihm, meine wohl durch das Sichtfenster sowieso nicht lesbare Fahrkarte vorzeigend, einen Guten Abend wünschte um 4 am Nachmittag. Seisdrum: In der Dämmerung am Morgen in der Einflugschneise angekommen und im Hellen abends wieder weggefahren und nur eine Stunde früher gegangen.

Der Traum geht mir nicht aus dem Kopf, ich lasse einige unwichtige und wiederkehrendem, dafür aber um so privatere, Details weg. Ich war in London und wir besichtigten einen Mauerpark in dem Sinne, dass hier die verschiedensten Arten, eine Mauer zu bauen, vorgestellt wurden. Diese Sehenswürdigkeit war auch in einem Stadtplan eingezeichnet, den wir dabei hatten. Die Mauern umschlossen tatsächlich nichts, sie standen in Mitten des Parkgrüns alleine um ihrer Selbst willen, und der Park um die Steine herum war auch sehr schön. Alles erinnerte ein wenig an eine Ruinenlandschaft, vereinzelt gab es Gebäude. Efeu wurde großzügig eingesetzt und andere Rankgewächse etc., goldene Kuppeln auf den kleinen Türmen, die das verschwenderische Licht einer Sonne reflektierten, die kurz vor ihrem Untergang stand. Im Traum erinnerte ich mich, oder ich reime es mir jetzt so zusammen, an Die unsichtbaren Städte, die ich in Gedanken, einem Wink des Schicksals folgend, während unseres letzten Aufenthalts in Barcelona erkundete und welche sich unerwarteterweise wundervoll in die eigene Projektion und Rekonstruktion einfügten, als sei es immer schon so gedacht gewesen (dazu die Bilder von Giorgio Chirico, die wir in einem Museum ansahen, an einem Regentag). Ich wollte natürlich Fotos machen, aber sowohl der Fotoapparat im Telefon wie auch die Kleinbildfilmkamera funktionierten nicht, was vermutlich daran liegen mag, dass man in Träumen keine Photografien anfertigen kann.