Sonder mijn heele team kan ik dat niet doen

sagt die Frau im Radio und ich verstehe jedes Wort sofort, fast schon ohne es zu übersetzen, und noch einiges mehr in dem Beitrag, längst aber nicht alles.

Wenn man eine Stunde vor Sonnenaufgang da ist, kann man hören, wie einzelne Vögel nur mit dem morgendlichen Getöse beginnen, über den ganzen großen Platz verteilt sitzt in jedem der Bäume eine Krähe. Sie rufen sich zu, sie machen sich bereit, sie rufen ihre Freunde.

Höre das Album Janus vom ehem. Netlabel Stadtgruen und vielleicht mache ich das jetzt den ganzen Januar hindurch. [4.1.24]

10 vor Acht aus dem Haus.

Wieder Regen, an der Ampel an der Kreuzung steht der Flixbus nach Rotterdam, wie ein unsicheres Versprechen. Zusätzlich niederländisches Radio, als ich selbst im Bus sitze, allerdings nach Kirchhorst. Bericht zu einem Anschlag auf einen Politiker in Korea, Bericht zu Robotertaxis in Amsterdam (noch zu unsicher).

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Am Abend an der Noltemeyerbrücke schiebe ich mich an einer Frau und drei Kindern in Gummistiefeln vorbei, um die Bahn noch zu bekommen. Es ist die Linie 13 und die Frau sagt „da kommt die böse 13“. Das erste Mal mit der Linie 13 gefahren.

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Im Bus dann telefoniert eine in einer afrikanischen Sprache, vielleicht auch ein englischer Dialekt, den ich nicht verstehe. Ich höre die Worte Doctor, 8’o’clock und Kofi Annan. Worum ging es in diesem Telefonat?

Aufgeschriebenes aus den Monaten (3)

(4.1.) Mein Hörniederländisch wird besser: Heute im Radio ging es um dänische Nerze, bei denen eine neue Corona-Variante entdeckt worden war, welche auf den Menschen übertragbar ist. Deshalb wurden 15 Millionen Nerze getötet. Da es nicht genug Öfen gibt, um die Kadaver zu verbrennen, wurden sie teilweise begraben – wohl nicht tief genug, denn die Karkassen erschienen wieder an der Oberfläche und es gab auch Probleme mit dem Grundwasser. Sie wurden Zombie-Nerze genannt.

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Habe mir jetzt die Öffnungszeiten von vier Schwimmbädern und dem Wertstoffhof in den Kalender notiert. Das sind so die wichtigen Sachen.

Ein größeres Wunder als das Internet

Heute froh über das Radio. Die Vorstellung, dass die Magnetfelder ständig da sind, sie sind nur unsichtbar. Ein größeres Wunder als das Internet — auch viel verlässlicher. Traurig über die Mittelwelle, weil es immer weniger Sender gibt, und sie hier nicht mehr wirklich empfangen werden kann — vermute das die einfältigen Nachbarn einen Rechner im Dauerbetrieb haben, der den Empfang stört.

Dies ist ein kleines Stück Geräusch, welches sich mit dem Radio beschäftigt.

Wintersonne

Für die Insel hatte der Wetterdienst in den letzten Jahren immer 16:21 als die Zeit des Sonnenuntergangs angegeben, so die Erinnerung. In Richtung Weststrand laufen, um die Sonne dann über der Nordsee untergehen zu sehen.

Der gedruckte Kalender hingegen gibt für dieses Jahr Sonnenauf- und -untergang mit diesen Daten an:

4.12.: 8:09 / 16:15
5.12.: 8:10 / 16:15
6.12.: 8:11 / 16:15
7.12.: 8:13 / 16:14
8.12.: 8:14 / 16:14
9.12.: 8:15 / 16:14
10.12.: 8:16 / 16:14
11.12.: 8:17 / 16:14
12.12.: 8:18 / 16:14
13.12.: 8:19 / 16:15
14.12.: 8:20 / 16:14
15.12.: 8:20 / 16:14
16.12.: 8:21 / 16:14
17.12.: 8:22 / 16:14
18.12.: 8:23 / 16:15
19.12.: 8:23 / 16:15
20.12.: 8:24 / 16:16
21.12.: 8:24 / 16:16
22.12.: 8:25 / 16:17
23.12.: 8:25 / 16:17
24.12.: 8:26 / 16:18
 

Merkwürdig die Daten für den 12.-14.12., (16:14/16:15/16:14), da ist wohl eine Delle in der Zeit.

Die Sonne geht — mehr oder weniger — zur selben Zeit unter, aber jeweils etwas später auf. Bis zum 21.12. Für welchen Ort aber gelten diese Angaben? Der Wetterdienst gibt für heute diese Daten für die Insel an: 8:46 / 16:12 und für Hannover 8:29 / 16:09 — (Böen 46 km/h / 37 km/h). In der Küche lief zum Frühstück niederländisches Radio.

La Ola einarmig

Ich kann mich nicht erinnern, wie in Peine die Busstopps aussehen. Es war dunkel und vielleicht war es auch Salzgitter. Die Winkekatzen machen La Ola einarmig zum Geisterspiel, noch laufen die Wetten auf das Jahr der Ratte in Metall. Die großen Elephanten trinken an der Wasserstelle. Manchmal aber spielt auch das alte Europa ein Lied mit Akkordeon auf den Transistoren, in der Pfanne sind dann die Puffer, immerhin. Das Licht im September, die Wolken und die Erinnerung an alle Sommer, an alle Geister.

Mit Delphinen schwimmen

Jetzt nachgeschlagen, wer ungefähr Podbielski gewesen ist. Ein weiterer preussischer Generalleutnant, 1870/71 usw., nach denen man in diesem Land nicht müde wird, Straßen zu benennen. Auch immer wieder Hindenburg. Beim willkürlichen Einkategorisieren des Geschriebenen darüber gewundert, dass es zwar eine Kategorie Marcel Proust gibt, in dieser aber bis dato offenbar keine Einträge. Nun also immerhin einmal ein singulärer Eintrag, und dabei wird es wohl bleiben, zähle ich mich doch zu den an Marcel Proust gescheiterten. Also zu den von Marcel Proust sehr gelangweilten. Immer positiv formulieren. Die Mohrenstrasse müsste man ja in Möhrenstrasse umbenennen, das würde auch nicht viel Geld kosten, einen Edding und eine Leiter. Das auf Sleep gestellte Radio ging jedoch soeben aus, während »If you were a sailboat« von Katie Melua läuft, von der ja auch das Lied mit den neun Millionen Fahrrädern in Peking stammt. Ein Schiff wurde ebenfalls nach Podbielski benannt, sie verlegte bspw. ein Unterwasserkabel von Qingdao nach Shanghai. Hanno Podbielski, ohne von und aber, war hingegen Radrennfahrer, was auf der allgemein nur Podbi genannten Podbielskistraße schlecht möglich ist. Sie ist hingegen vielmehr ein glänzendes Beispiel für die von Autofahrenden ausgedachte gefährliche Radverkehrsstrategie in dieser Stadt, die daraus besteht, aschenbahnrote Streifen auf die Straßen zu malen und dann zu erwarten, dass sich alle daran halten werden. Sie halten hingegen darauf oder darauf zu, etwa auf mich und mein Fahrrad.

Da ist sie wieder, die Wut, sie glüht immer noch so schön, dass man die ganze Zeit in das rote Funkeln des knisternden Herzens schauen möchte.

Dann aber, wenn es nach dem frischen Heu riecht, auf der Wiese neben der Autobahn, den ganzen Sommer mit einem einzigen Atemzug ein- (Pause) und wieder ausatmen, während die Enden sich verjüngen, vor Allem, was ihnen widerstrebt. Aber alles fliegt vorbei oder vielmehr sind Gedanken und Ideen, die vorbeitreiben, bei denen gerade eine ausgeblichenes Stück Holz zu greifen ist, auf dem jemand mit einem Messer Kerben und Zeichen eingeschnitten hat, Hebräisch, Runen, Emojis und ein paar Hieroglyphen, vorgestern oder vor einer ½ bis ¾ Ewigkeit. Das sind die Aufzeichnungen, die bleiben, ich lege sie in eine Kiste, wo Deine Kassetten und CDs drin sind, alle in einer falschen Hülle, die steht unter dem Schreibtisch und bleibt auch dort, ich lege sie nebeneinander in ein Regalfach, daneben steht ein Fotoalbum, in das hat jemand lauter Fotos von Kakteen geklebt, mit Fotoecken, vor über zehn Jahren oder sogar zwanzig. Das Fotoalbum ist mit Stoff bezogen. An eine schiffbrüchige Europalette geklammert, sehe ich den nur kurz haltbaren Gedanken bei der Drift durch den Malstrøm of consciousness zu, sie sind dann aufgehende Sonne und aufgehender Mond zur gleichen Zeit. Sie werden hinfortgerissen vom Strudeln der Zeit. Kopftodgeburten, Hirngespinster auf Ginsterwegen und was wenn all diese Dinge mehr als nur ein kurzes Aufflackern wären, das irre Blitzen im Augenwinkel, kein Zwar ohne Aber immer nur weil wer das Wort Systemrelevanz in den Raum spricht, muß sich Fragen nach dem System anhören. Die müssen unanfechtbar sein für das vor Wut wie eine Discokugel glitzernde Herz. Die Zeit — sie ist im Getriebe des Uhrwerks bereits versandet. Alles ist verloren und was bleibt, ist, dem Silberstreifen am Horizont beim verlöschen zuzusehen in 7 Staffeln à 24 Folgen auf Amazon Prime. But that’s fake news und wer an Wunder glaubt, vermag leichter zu schweigen. Frage mich gerade, wieviel 5 Mio Lire 1959 in DM gewesen wären und dazu, wieviel 1959 z. B. ein Bier, ein Pfund Pfifferlinge oder ein Dutzend Austern gekostet haben. Zum Geburtstag, immerhin, an einem Ort der Hoffnung gewesen.

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Revisionen

fabe vor 1 Minute (28. August 2020, 19:39:30)
fabe vor 2 Minuten (28. August 2020, 19:37:41)
fabe vor 4 Minuten (28. August 2020, 19:35:46)
fabe vor 7 Minuten (28. August 2020, 19:32:21)
fabe vor 14 Minuten (28. August 2020, 19:25:53)
fabe vor 14 Minuten (28. August 2020, 19:25:30)
fabe vor 15 Minuten (28. August 2020, 19:24:36)
fabe vor 19 Minuten (28. August 2020, 19:20:03)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 21:00:06)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:59:32)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:52:22)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:51:28)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:49:57)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:44:35)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 20:05:16)
fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 19:56:58)
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fabe vor 3 Wochen (6. August 2020, 19:40:59)
fabe vor 1 Monat (26. Juli 2020, 12:29:04)
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fabe vor 1 Monat (22. Juli 2020, 5:33:34)
fabe vor 1 Monat (22. Juli 2020, 5:30:16)
fabe vor 1 Monat (20. Juli 2020, 14:33:49)
fabe vor 1 Monat (15. Juli 2020, 20:09:04)
fabe vor 1 Monat (15. Juli 2020, 20:02:01)
fabe vor 1 Monat (15. Juli 2020, 19:59:48)
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fabe vor 1 Monat (15. Juli 2020, 18:23:40)
fabe vor 2 Monaten (14. Juli 2020, 19:36:03)
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fabe vor 2 Monaten (14. Juli 2020, 19:26:18)
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fabe vor 2 Monaten (9. Juli 2020, 19:09:42)
fabe vor 2 Monaten (9. Juli 2020, 19:03:31)
fabe vor 2 Monaten (9. Juli 2020, 19:02:50)

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Die Möglichkeit, durch ein Maisfeld zu laufen, noch gibt es sie. Jetzt aber taumeln schon die letzten Wespen durch die Luft. Das Ausatmen hat bereits begonnen. Gesprächsmomente in der Kantine, da zeigt die Eine der Anderen auf dem Telephon einen kurzen Film und sagt „ich möchte auch mal mit Delphinen schwimmen“. Später unterhalten sich zwei über die Trockenheit und die leeren Talsperren. Das Wasser würde einfach verdunsten, sagt der Eine, man könne daher vielleicht das Wasser einfrieren, „aber vielleicht kostet das ja auch wieder zu viel Energie“ – der Andere: „glaub ich nicht“. Neben den zwei Mikrowellengeräten, die beide dieselbe falsche Uhrzeit anzeigen, seit einem halben Jahr oder seit dem letzten Stromausfall, liegt die aktuelle Tageszeitung. Im Regionalteil der Kleinstadt, durch die der Bus auch fährt, steht, dass die Firma Exxon das Erdöl-Bohrloch auf dem Feld wieder in Betrieb genommen hat. Die Feuerwehr war ausgerückt, weil Anwohner dachten, dass es brennt. Dabei wurde doch nur, so die Zeitung, „überschüssiges Erdgas“ abgefackelt. Alles CO2, das in den jetzt zu Erdöl gewordenen Dinosauriern gespeichert war und ist, muss wieder an die Luft, bis sie so schön sauerstoffarm ist wie in der Zeit vor dem letzten Meteoriteneinschlag, und wozu den Umweg nehmen und die Brennstoffe für die Heizung verwenden, wenn wir sie einfach so abfackeln können und den Himmel schön hell erleuchten mit einer Feuerkugel in der Nacht.

Der Koch stellt jeden Tag, in einiger Entfernung von der Tür, die von der Kantine aus nach draußen führt, einen Teller mit aufgeschnittenen Früchten raus, die er nicht mehr verwenden kann. So fliegen die Wespen dorthin und bleiben der Küche fern. Auch die Grillen werden nun leiser und hören langsam auf zu fiedeln. Auf dem Schotterweg hinter der Lagerhalle haben Ameisen eine Straße angelegt, die an einen winzigen Canyon erinnert. In der Nacht die Idee, dass sie, einem höheren Plan folgend, das Erdreich unter der Halle langsam, langsam, sehr langsam abtragen, um sie letztenendes im Boden versinken zu lassen. Jedes einzelne Sandkorn verteilen sie großflächig über die umliegenden Felder. Niemand bemerkt irgendetwas und dann ist es zu spät.

Tags drauf nochmal genauer hingeschaut. Es sind insgesamt 11 derartige Transportwege vorhanden. Was ich gesehen habe.

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Vor drei Tagen der erste Sturm.

Aus den Briefen – 7 –

Als ich gestern zur Arbeit ging, verließ ich das Haus und ging durch den Park zum Bäcker an der Ecke. Ich ließ einen Müllmann vor, der für sich und seine Kollegen Kaffee holen wollte, und wartete, draußen vor der Tür, in der schönen Frühlingssonne, während die Tür ab und zu wieder aufging, um Milch/Zucker-Wünsche abzustimmen. Die Standard-Besatzung eines Müllwagens besteht aus drei Leuten. Einer fährt, und zwei fahren hinten mit und kümmern sich – in diesem Fall um die gelben Säcke. Eigentlich wollten wir, ich sprach davon, Anfang Mai die Schwester besuchen in Dublin. KLM hat die Flüge jetzt storniert. Die Eltern werde ich auch nicht sehen, außer dass wir uns zur Videotelefonie verabredet haben. Nachdem ich die Brötchen gekauft hatte, ging ich wieder nachhause, zur Arbeit.

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Die Zombie-Apokalypse findet weiterhin nur im Fernsehen statt.

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Gerade sind die Nachrichten um null Uhr vorbei, im Radio läuft der Nachtclub mit Paul Baskerville, als ich das Fenster öffne, um eine Flasche Bier von der Fensterbank zu nehmen, mischen sich die Glockenschläge zur Mitternacht mit dem Sound aus dem Radio. Gerade spielte er Mark E. Smith. Wir sind eingeschneit im April, und auch das wird vorübergehen. Nach der Pandemie um 6 im Kelch?

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[Kein Rauchgeruch in dieser Nacht. Bedeutet nicht, dass da kein Feuer wäre.]