Jetzt nachgeschlagen, wer ungefähr Podbielski gewesen ist. Ein weiterer preussischer Generalleutnant, 1870/71 usw., nach denen man in diesem Land nicht müde wird, Straßen zu benennen. Auch immer wieder Hindenburg. Beim willkürlichen Einkategorisieren des Geschriebenen darüber gewundert, dass es zwar eine Kategorie Marcel Proust gibt, in dieser aber bis dato offenbar keine Einträge. Nun also immerhin einmal ein singulärer Eintrag, und dabei wird es wohl bleiben, zähle ich mich doch zu den an Marcel Proust gescheiterten. Also zu den von Marcel Proust sehr gelangweilten. Immer positiv formulieren. Die Mohrenstrasse müsste man ja in Möhrenstrasse umbenennen, das würde auch nicht viel Geld kosten, einen Edding und eine Leiter. Das auf Sleep gestellte Radio ging jedoch soeben aus, während »If you were a sailboat« von Katie Melua läuft, von der ja auch das Lied mit den neun Millionen Fahrrädern in Peking stammt. Ein Schiff wurde ebenfalls nach Podbielski benannt, sie verlegte bspw. ein Unterwasserkabel von Qingdao nach Shanghai. Hanno Podbielski, ohne von und aber, war hingegen Radrennfahrer, was auf der allgemein nur Podbi genannten Podbielskistraße schlecht möglich ist. Sie ist hingegen vielmehr ein glänzendes Beispiel für die von Autofahrenden ausgedachte gefährliche Radverkehrsstrategie in dieser Stadt, die daraus besteht, aschenbahnrote Streifen auf die Straßen zu malen und dann zu erwarten, dass sich alle daran halten werden. Sie halten hingegen darauf oder darauf zu, etwa auf mich und mein Fahrrad.
Da ist sie wieder, die Wut, sie glüht immer noch so schön, dass man die ganze Zeit in das rote Funkeln des knisternden Herzens schauen möchte.
Dann aber, wenn es nach dem frischen Heu riecht, auf der Wiese neben der Autobahn, den ganzen Sommer mit einem einzigen Atemzug ein- (Pause) und wieder ausatmen, während die Enden sich verjüngen, vor Allem, was ihnen widerstrebt. Aber alles fliegt vorbei oder vielmehr sind Gedanken und Ideen, die vorbeitreiben, bei denen gerade eine ausgeblichenes Stück Holz zu greifen ist, auf dem jemand mit einem Messer Kerben und Zeichen eingeschnitten hat, Hebräisch, Runen, Emojis und ein paar Hieroglyphen, vorgestern oder vor einer ½ bis ¾ Ewigkeit. Das sind die Aufzeichnungen, die bleiben, ich lege sie in eine Kiste, wo Deine Kassetten und CDs drin sind, alle in einer falschen Hülle, die steht unter dem Schreibtisch und bleibt auch dort, ich lege sie nebeneinander in ein Regalfach, daneben steht ein Fotoalbum, in das hat jemand lauter Fotos von Kakteen geklebt, mit Fotoecken, vor über zehn Jahren oder sogar zwanzig. Das Fotoalbum ist mit Stoff bezogen. An eine schiffbrüchige Europalette geklammert, sehe ich den nur kurz haltbaren Gedanken bei der Drift durch den Malstrøm of consciousness zu, sie sind dann aufgehende Sonne und aufgehender Mond zur gleichen Zeit. Sie werden hinfortgerissen vom Strudeln der Zeit. Kopftodgeburten, Hirngespinster auf Ginsterwegen und was wenn all diese Dinge mehr als nur ein kurzes Aufflackern wären, das irre Blitzen im Augenwinkel, kein Zwar ohne Aber immer nur weil wer das Wort Systemrelevanz in den Raum spricht, muß sich Fragen nach dem System anhören. Die müssen unanfechtbar sein für das vor Wut wie eine Discokugel glitzernde Herz. Die Zeit — sie ist im Getriebe des Uhrwerks bereits versandet. Alles ist verloren und was bleibt, ist, dem Silberstreifen am Horizont beim verlöschen zuzusehen in 7 Staffeln à 24 Folgen auf Amazon Prime. But that’s fake news und wer an Wunder glaubt, vermag leichter zu schweigen. Frage mich gerade, wieviel 5 Mio Lire 1959 in DM gewesen wären und dazu, wieviel 1959 z. B. ein Bier, ein Pfund Pfifferlinge oder ein Dutzend Austern gekostet haben. Zum Geburtstag, immerhin, an einem Ort der Hoffnung gewesen.
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Die Möglichkeit, durch ein Maisfeld zu laufen, noch gibt es sie. Jetzt aber taumeln schon die letzten Wespen durch die Luft. Das Ausatmen hat bereits begonnen. Gesprächsmomente in der Kantine, da zeigt die Eine der Anderen auf dem Telephon einen kurzen Film und sagt „ich möchte auch mal mit Delphinen schwimmen“. Später unterhalten sich zwei über die Trockenheit und die leeren Talsperren. Das Wasser würde einfach verdunsten, sagt der Eine, man könne daher vielleicht das Wasser einfrieren, „aber vielleicht kostet das ja auch wieder zu viel Energie“ – der Andere: „glaub ich nicht“. Neben den zwei Mikrowellengeräten, die beide dieselbe falsche Uhrzeit anzeigen, seit einem halben Jahr oder seit dem letzten Stromausfall, liegt die aktuelle Tageszeitung. Im Regionalteil der Kleinstadt, durch die der Bus auch fährt, steht, dass die Firma Exxon das Erdöl-Bohrloch auf dem Feld wieder in Betrieb genommen hat. Die Feuerwehr war ausgerückt, weil Anwohner dachten, dass es brennt. Dabei wurde doch nur, so die Zeitung, „überschüssiges Erdgas“ abgefackelt. Alles CO2, das in den jetzt zu Erdöl gewordenen Dinosauriern gespeichert war und ist, muss wieder an die Luft, bis sie so schön sauerstoffarm ist wie in der Zeit vor dem letzten Meteoriteneinschlag, und wozu den Umweg nehmen und die Brennstoffe für die Heizung verwenden, wenn wir sie einfach so abfackeln können und den Himmel schön hell erleuchten mit einer Feuerkugel in der Nacht.
Der Koch stellt jeden Tag, in einiger Entfernung von der Tür, die von der Kantine aus nach draußen führt, einen Teller mit aufgeschnittenen Früchten raus, die er nicht mehr verwenden kann. So fliegen die Wespen dorthin und bleiben der Küche fern. Auch die Grillen werden nun leiser und hören langsam auf zu fiedeln. Auf dem Schotterweg hinter der Lagerhalle haben Ameisen eine Straße angelegt, die an einen winzigen Canyon erinnert. In der Nacht die Idee, dass sie, einem höheren Plan folgend, das Erdreich unter der Halle langsam, langsam, sehr langsam abtragen, um sie letztenendes im Boden versinken zu lassen. Jedes einzelne Sandkorn verteilen sie großflächig über die umliegenden Felder. Niemand bemerkt irgendetwas und dann ist es zu spät.
Tags drauf nochmal genauer hingeschaut. Es sind insgesamt 11 derartige Transportwege vorhanden. Was ich gesehen habe.
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Vor drei Tagen der erste Sturm.
2 Kommentare zu “Mit Delphinen schwimmen”