Der Bär

Der Traum mit dem Bären, da saß ich glaube ich im Bus und an der Straßenkreuzung Kopernikus / Weidendamm saß oder stand ein brauner Bär auf dem Bürgersteig. Ich fragte mich, ob das denn wohl bei der Stadt bekannt wäre, dass hier jetzt Bären frei herumlaufen, da sah ich erst, dass der Bär angeleint war und es jemanden gab, der ihn hielt. Da tat der Bär mir leid.

In dem anderen Traum war es jedenfalls so, dass ich mit N. in Paris studierte. Die Universität in Paris ist bekanntermaßen ein sehr langes Gebäude, welches unterirdisch über mehrere hintereinanderliegende Métrostationen erreicht werden kann. Wenn ein Seminar sehr weit von dem anderen entfernt ist, nimmt man in der Pause die Métro, die also parallel unterhalb des Gebäudes verläuft. Ich war jetzt aber schon an der falschen Ecke und musste dringend zu der Veranstaltung, da entschloss ich mich, weil ich der Meinung war, es würde dann schneller gehen, zu Fuß zu laufen. N. hatte mit dem weiteren Verlauf nichts weiter zu tun, es war nur zu Anfang wohl so, dass klar war, dass sie auch hier studierte. Der Weg führte zunächst an einer recht viel befahrenen, wohl dreispurigen Straße entlang. Hier stand auch ein Haus mit einer großen Wandbemalung vom Erdgeschoss bis hinauf zum Giebel, ich meine, das Bild zeigte ein Portrait in einer an Comics erinnernden Ausführung. Am unteren Ende der Wand befand sich allerdings eine Klappe, oder es standen schwarze Müllcontainer davor, die großen mit den Rollen, und die Klappe war an diesen Containern. Darauf waren jedenfalls Gedichte geschrieben, die auf meinen Twitternamen verwiesen auf irgendeine Art, das Pseudonym war entweder in der Überschrift enthalten oder in einer Widmung oder ähnlichem.

Natürlich waren diese Gedichte Text und ich konnte sie auch lesen, aber ebenso natürlich, das ist leider immer so, konnte ich mich nach dem Erwachen nicht mehr an den Inhalt erinnern, nur an das Detail mit dem Twitter-Namen.

Ich lief dann ein Stück weiter und verlies die große Straße, indem ich nach rechts in eine viel kleinere Nebenstraße, die sich schräg von der Hauptstraße entfernte, einbog. Mir war klar, dass ich dadurch das eigentliche Ziel, nämlich rechtzeitig (oder überhaupt) zu der Vorlesung zu gelangen, aus den Augen verlor, aber ich musste jetzt diesen Weg gehen, das war genauso klar. Es war ein wenig düster hier, die Häuser waren dunkelbraun gestrichen und aus gelben Butzenfenstern drang dunkles, gelbes Licht. Busch und Baum überragten Mauern und hingen in die Straße herein. Ich ging dann in einen Friseursalon, um mir die Haare schneiden zu lassen, als ich aber auf dem Stuhl saß, überkamen mich Zweifel, ob meine Französischkenntnisse ausreichen würden, um hier zu einem für mich guten Ergebnis zu kommen, so verließ ich den Laden wieder. Wir gingen weiter durch Montmartre, denn natürlich war es dieser Stadtteil und wie zur Bestätigung ergab sich eine kleine Treppe in einer Seitengasse der kopfsteingepflasterten Straße. B. war inzwischen auch mit dabei, der eigentliche Zweck des Gehens vollkommen vergessen. Wir wunderten uns, dass überhaupt keine Touristen unterwegs waren, ich war aber auch erstaunt, denn im großen und ganzen erinnerte mich das alles eher an eine Kleinstadt im Harz. Am Ende der Straße sah ich die Flügel einer Windmühle, dass musste dann wohl das ‚Le Moulin Rouge‘ sein, dort jedenfalls würde es ja von Touristen nur so wimmeln, dachte ich.

[Aufgew.]

~~~

Übernächtigt heute in die Zone 2 gefahren. Am Stadtrand erschien mir alles provisorisch. Ich erinnere mich, dass ich mich fragte, warum an dieser Stelle die Buslinie 124 endet. Gegenüber hat jemand einen Düsenjäger an einer im Boden steckenden Stange befestigt. Lauert hier endlich eine weitere Depandance des Instituts für Angewandten Surrealismus? Ganz in der Nähe auch wo die Panzerknacker wohnen. Dann zwar mit Bus und Bahn zurück gefahren.

Am Nachmittag dann von 13 Uhr bis wohl 13:45 Uhr, also ungefähr, geschlafen.

Gleich kopfüber

Wie bereits gestern trinke ich den Rest des Kaffees aus, der übrig ist, heute jedoch mache ich nicht den Fehler, die ‚Apollo‘ von Eno / Lanois / Eno zu hören, die ich mir nach dem Hören einer sehr langen Radiosendung spontan beim Onlineauktionshaus kaufte, und darüber die Zeit zu vergessen. Auch werde ich (zunächst) keine Gedicht|e lesen, sondern mich gleich kopfüber. Gestern Rückmeldung von S. zu den eigenen Gedichten, er hat ja mit allem recht was er schreibt.

Gegen Morgen wild geträumt, verschlungene Pfade, mit Ranken fast überwuchert, bemooste Steine, eine ratternde, achterbahnähnliche Bergbahn (die Schienen jedoch ausschließlich auf dem Boden). Dann in einer Art Gartenwirtschaft, jemand stellt Bier auf den Tisch, es ist eine Leinwand aufgebaut, auf der ein apokalyptischer Film läuft, in einer Steppe spielt sich eine Szene ab, in der Autowracks o.ä. am Rande einer Straße stehen und diese tw. blockieren. Ein Mensch, der mit mir am Tisch sitzt, stürzt sich in die Leinwand hinein, ist dann in dem Film, wir sehen ihn, wie er beginnt, die Trümmer zur Seite zu schieben. Dann bin ich selber in dem Film und helfe dabei.

Dann laufe ich außen auf einem geländerlosen Balkon im obersten Stockwerk eines Hauses entlang, an einer Ecke befindet sich eine Sicherung, die sich jedoch als viel zu wackelig herausstellt. Hier geht es nicht weiter. Der Rückweg kann nur durch ein Fenster gehen, welches in ein Zimmer führt, der Bewohner ist da und ich kenne ihn wohl auch, jedenfalls darf ich durch das Fenster hinein. Es laufen drei Fernseher, einer steht auf einem kleinen, runden Tisch, zwei auf dem Boden. Es sind alte Röhrenfernseher, auf denen unterschiedliche Szenen aus einer Kinderserie gezeigt werden, in der es um die Erlebnisse lebendiger Lokomotiven geht. Auf dem Boden sind mindestens zwei kleine, voneinander unabhängige Spielzeugeisenbahnen aufgebaut, legobunt, die beständig im Kreis fahren und eine Lichterkette mit bunten Lämpchen verstärkt meinen Eindruck, hier hat sich jemand eine kleine Wunderwelt erschaffen. Ich finde es unangenehm, hier so einzudringen, aber es besteht ja keine andere Möglichkeit.

 

Weiter am Roman gearbeitet,

der, wie wir alle immer schon wussten, unbedingt geschrieben werden muss. Das Exposée druckt sich hier gerade noch einmal aus (setzt den ganzen Schreibtisch in Bewegung) und umfasst nun 4 ganze Seiten A4. Der heutige Abend stand aber eigentlich unter dem Motto, eine Gliederung, oder ein Inhaltsverzeichnis, zu schreiben. Was auch über 10 mögliche Kapitel gelungen ist. Ich könnte jetzt also, da wirklich viele Dinge bedacht wurden mit den Schindeln der Vergangenheit, direkt losschreiben.

WIE FLICHT SICH DIE GESCHICHTE DES REISENDEN HIER WEITER MIT EIN? KÖNNTE DER REISENDE VIELLEICHT SOGAR DEN TEXT MIT DEM HUNRIGE CHINESE MIT INTEGRIEREN, ODER WÄRE DAS GGF ZU VIEL? VIELLEICHT EINE KURZE ANDEUTUNG UND DANN DEN ZWEITEN ROMAN MIT DIESEM THEMA MACHEN::??

(noch ist garnicht das erste Wort geschrieben, da denkt es schon an die nächste Geschichte. Aber vielleicht funktioniert Größenwahn ja genau so.) Der hungrige Chinese, wie er seinen Stahlhunger stillt, indem er die Stahlsuppe direkt aus den Hochöfen herauslöffelt, ist ja einer meiner Liebsten. Den hab ich mir mal ausgedacht, seitdem wartet er darauf, fertig zu werden und endlich satt, spukt, dass alles einmal einen Sinn ergeben könnte, das Globalisierungsgespenst. Deshalb muss natürlich der Versuch unternommen werden, diese Figur dort mit hinein zu nehmen, vielleicht nur, damit endlich einmal Ruhe ist.

Für heute aber ist es mir genug und ich bin, zumindest was das betrifft, recht froh.

Fragmente / 1

an dem abend als ich schnell noch mit dem fahrrad zum supermarkt fuhr (vorbei an dem haus in dem wir fast einmal eine wohnung gemietet hätten)(absage im wald im letzten augenblick) nacheinander diese gerüche  (auf dem rückweg, dann): lindenblüten bratwürste brühe ein zweites mal linden(blüte), dann honig.

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Schreib dir einen Brief auf
Schmirgelpapier
auf Sandpapier
auf Backpapier
auf Packpapier auf
Papier mit dem wickelt
der Schlachter die
Koteletts ein.
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Bücher die in der Bahn gelesen werden:

Helmut Kuhn: Gehwegschäden

(Wenn ich mich richtig erinnere, so ein Hipster-Typ mit einer Arbeitermütze in oliv)

Malgorzata Musierowicz: Imieniny

(Wenn ich mich richtig erinnere: Eine Frau mit blond gefärbten Haaren)

Charles Stross: Glashaus

(Wenn ich mich richtig erinnere: Ein dicker Mann mit Latzhose)

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licht gleis hell auf
schiefer bahn
wirklichkeit erscheint
zwecklos zwischen
den ritzen im zaun
den fliegenden
gedanken zufolge

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Nudeln oder Tee

„Ich habe einen riesen Berg Wasser gekocht“ wäre so ein Satz, den die Mutter benutzt hätte, wenn sie aus der Küche heraus uns etwa mitteilen wollte, es gäbe demnächst dann Nudeln oder Tee. Daran musste ich denken, als ich zusätzlich zu Herd und Waschmaschine auch noch den Wasserkocher in Betrieb setzte. Der Herd ist zwar Gold wert, inzwischen, täglich unterschiedlich viel, jedoch nicht gerade leise, wenn er sich selbst mit Umluft auf 275° C hochschaukelt. Er erinnert mich  regelmäßig an das Geräusch, welches etwa auf einer der Nordseefähren, oder einer x-beliebigen anderen Fähre irgendwo auf einem der sieben Weltmeere, bspw. im Passagierraum oder dort, wo die Koffer der Touristen in den großen Regalen liegen, zu hören ist. Ich dachte an diesen oft gesagten, merkwürdigen Satz der Mutter und daran, wie der in ihm enthaltene Widerspruch zugleich faszinierte und verstörte. Die Waschmaschine stampfte und kam langsam in Fahrt, wie auch das Jahr langsam Fahrt aufgenommen hatte, jetzt im Februar, mitsamt der nassen Fracht. Dazu noch der Geschirrspüler und wie gesagt, der Wasserkocher. Mir war, als schwankte der Boden tatsächlich ein wenig und ich, inmitten meiner Küche, befünde mich auf großer Fahrt. Im Küchenradio lief ein japanischer Sender, der alle fünf Minuten einen science-fiction-mäßigen Jingle abließ. Ich verstand kein einziges Wort. Das gefiel mir gut. So fuhren ich und der dampfende Wasserkocher hinaus auf die offene See, wo nur die Möwen um den Schornstein kreisen würden, im süßen Schiffsdiesel-Rauch, mit ihrem Gelächter und ihrem Hunger nach Fisch. Warum stehen an den Stränden keine Schilder, dass die Möwen nicht zu füttern seien? Weil es jeder höchstens einmal probiert. Den Backofen könnte ich auch mal wieder sauber machen mit dem Pommes-Fett. Ich holte schon die Kapern aus dem Kühlschrank und das Glas mit den Sardellen, nun wurde ich ganz und vollends zum Smutje auf Kapernfahrt und die Küche ist die Kombüse.

Der Regen steht diagonal zwischen Meer und Himmel und das Bullauge ist unter Wasser, der Tag ist stürmisch zwischen all den großen Wünschen, die in den Herzen herumgetragen werden. Mit Volldampf geht es Richtung Schalttag, um den Kurs um 0,2425 zu korrigieren, um die sich Papst Gregor XIII oder einer seiner Vasallen verrechnet hatte, Jahre bevor einem seiner Stellvertreter-Nachfolger Kurzwellensender zur Verkündung seiner sog. frohen Botschaft an die ganze Welt und das Universum zur Verfügung standen. Die Verkündung der einigermaßen korrekten Uhrzeit circa alle Stunde einmal ist von großer Bedeutung, ob im Radio oder per Glockenschlag vom Turme herab. Denn wer die endliche Zeit der Menschen kontrolliert, der kann auch das Wesen der Unendlichkeit deuten. Auch für die Schifffahrt, denn nach ihr berechnen wir unseren Standort und unsere Standpunkte, für alle die mit uns auf Kapernfahrt fahren. Einen Bart habe ich bereits und das Holzbein lasse ich mir auch noch wachsen, damit es Wurzeln schlägt wo keine Bäume stehen. Die Passagiere sind missmutige Engländer, die alle naselang it’s teatime rufen und mir ihre Tassen vor die Tülle halten, während ich meine Runde durch’s Kasino mache. Sie lesen in mitgebrachten, Jahre alten Illustrierten, in denen bereits jedes Kreuzworträtsel gelöst ist. Einige handeln noch von Lady Di oder einer gewissen Fergie, den Titelblättern nach. Nudeln mit Kapern-Sardellensauce muss man sich auch erstmal trauen, denen zu servieren. Sie arbeiten im Umspannwerk für den Offshore-Windpark, weit draußen vor den Inseln, der einem englischen Konzern gehört. Hier gibt es kein Internet und die sonstige Unterhaltungsmöglichkeit auf der vierstündigen Überfahrt besteht aus alten Bud Spencer Videotapes, die deutsche Synchronfassung. Die oft besser gelaunten Rückfahrts-Passagiere legen hier und da einen dieser Filme ein und machen sich dann ausführlich über die deutsche Sprache lustig. Glücklicherweise sind diese Meisterwerke der Filmkunst nicht sehr dialoglastig.

Vorgestern Nacht träumte ich, wir wären in Stockholm gewesen und hätten eine Fähre zum Flughafen nehmen sollen. Wir waren auf das falsche Schiff geraten, eine große Passagierfähre mit dem Ziel Kopenhagen, die in einem irrwitzigen Tempo ablegte und haarschaf um die Kaimauern bog, zur Hafenausfahrt hin und dann hinaus auf die See, der Scherengarten war der Einfachheit halber nicht vorhanden und wir alle sehr schnell in Kopenhagen, an der Landungsbrücke stand ein großes Tor, worauf ein Schild befestigt war, auf dem stand KØPENHAGEN geschrieben, genau wie es die Dänen schreiben. Ich wollte ein Foto machen und wir fanden es ganz wunderbar, durch den Zufall mit dem falschen Schiff hier gelandet zu sein. Zwei Wale schwammen im Hafenwasser, es waren nur ihre dunklen Rücken an der Oberfläche zu sehen. Am Morgen fiel mir dann dieser schöne Traum wieder ein, den Kafka in einem der Tagebücher aufgezeichnet hatte und dann später in seinem Roman „Amerika“ verwandte. Damit musste ich diesen Engländern wahrscheinlich nicht kommen.

Ich träume oft von Schiffen, Wasser und so.

Als es letzten Samstag wieder zu schneien

anfing und die Stadt den Kragen hochschlug während der Besorgungen für das Wochenende usw. usf.

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Heute allerdings in der Mittagspause meiner Arbeit in der Aktiengesellschaft über die verschneite Plaza gestapft und im Schneelicht gebadet, so dass es mir garnicht kalt wurde an den Fingern die die Kamera und das Handy hielten. Die anderen Fotos sind auf Film und der ist noch nicht voll.

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Am Abend trafen wir uns, um in das Möbelhaus zu fahren und Frieden zu finden. Die Expo-Brache hinter der Plaza verwandelte sich zusehends in einen Kaurismäki-Film mit einem blauen, violetten Sonnenuntergang und ganz merkwürdigen Gebäuden um uns herum (keine Fotos davon, es war auch bereits zu dunkel) und dann das blaue Licht durch die großen Fenster, der Blick in die Abenddämmerung. Der Rundgang durch die feilgebotenen Utopien, Köttbullar im Restaurant, einer hockt, meterweit von seiner Familie, in einer der Wohnkulissen und sieht einsam aus. Er könnte eine der Buchatrappen aus dem Regal nehmen und sie aufschlagen, nur um festzustellen, die Seiten sind noch alle leer.

Im Bus, den wir zurück nehmen, sitzt ein Mann mit Down-Syndrom in der letzten Reihe. Er trägt eine blau-rot gestreifte Pudelmütze und steht bei den Stationsansagen immer auf und hält das Handy mit dem ganz hell leuchtenden Display an den Lautsprecher, wohl um eine Aufnahme der Ansage zu machen.

Chicago Lane
Boulevard de Montréal
Messe-Ost, Expo Plaza

Zwischen den Aufnahmen hält er das Display ganz dicht vor seine Augen, vielleicht sieht er nicht gut. Wir steigen aus.

Zuhause in der erweiterten Realität

Ein paar Häuser in der Stadt müssen ganz den Vögeln gehören, Zuhause in  der erweiterten Realität (Die brennende Schrift an der Wand und all der Mystizismus) im Glasbunker mit Steinen der Weisen. Verätherisches Verhalten der Gespinste im Ginster. Der Pfeffer wächst: Weiterhin auf dem Balkon. Im Unterholz neben den Bahngleisen der Linie 6 — das Gestänge und offenbar ein verrostetes Glatteis-Gerät.

——

Das schöne Urbane, nach der Konsultation mit Dir und geschobenem Rad zum Dönerrestaurant laufen // der erste Tisch im Eingang, es zieht etwas und ich behalte den Mantel an // Pendel nach dem schnellen Essen zurück an den Stadtrand // Abends als ich nachhause fahre schnell noch eine Tüte Milch im Kiosk an der Ecke, der einmal in einer Sendung im Lokalradio mit dem Laden aus “Smoke” verglichen wurde // und da war tatsächlich etwas dran // die Straße // mit all ihren Gestalten.

 

und jetzt fällt mir das wieder ein mit der Geschichte mit den unterschiedlichen Städten, die in einem Haus oder um ein Haus herum aneinander grenzen (wie gesagt bereits schon wieder ein ganzes Buch), würde man (also ich jetzt) es geschickt anfangen und (endlich mal) entsprechend Zeit dafür (aufwenden können). Wieder einmal New York, übrigens, (wo die Frau mit dem roten Rock vor dem Monk’s über die Straße geht) (wieder und wieder und wieder).

——

Das wirklich Schwierigste ist ja aber, die eigene Verletzbarkeit zu beschreiben mit den richtigen Worten.

 

——

 

In Zeichenketten
Mit den selbstgenähten Flügeln
+ rindenlosen
Wurzeln

es soll heute schnee geben

Die beiden Männer, die mir gegenüber in der Bahn sitzen, unterhalten sich, auf Englisch, mit einem weichen, afrikanischen Akzent, über Fussball. Ich weiß nicht, ob es an meiner Ignoranz liegt, dass ich nicht ganz folgen kann. Tue so, als würde ich lesen, schaffe während der Fahrt tatsächlich auch 10 Seiten, während sie die Spieler und das Potential durchgehen. Der eine berichtet, dass es deshalb ein paar unpopuläre Spielerentscheidungen gab, weil der Trainer eine Quote hat und die Religionen berücksichtigen will — oder soll — er sagt, 40% seines Landes, my country sagt er, wäre muslimisch und der Trainer möchte, dass sich das in der Mannschaft widerspiegelt. In dem Gespräch tauchen deutsche Worte auf wie „Mannschaft“ und „zweiter Torwart“, Hamburg und Hannover, plötzlich sind sie bei Boko Haram und, der eine wieder, erzählt, dass sie Boko Haram bekämpfen müssten, dass die nicht ins Land kommen dürften, we have to fight them back, dass der Trainer das deshalb genau richtig machen würde. Wie nah alles beieinander liegt. Der andere leiht sich schnell noch fünf Euro und steigt dann aus, in der Kronsberg Area, wo alles für mich tatsächlich etws schwedisch aussieht, die Häuser haben eine ganz ähnliche Architektur wie in diesem Viertel, das wir gesehen haben, als wir auf dem Kanal entlang gefahren sind, in Stockholm. Ganz ähnliche Architektur wie der Wohnblock, in dem der Kommissar Wallander wohnt, in der einen Verfilmung, der hellgelbe Putz und sich am Abend, auf dem Balkon stehend, mit seinem gelbhaarigen Nachbarn unterhält, der eine Halskrause trägt.

So schweifen die Gedanken weit dahin, ich gelange an die Idee von den Städten, die für uns so lange virtuelle Orte sind, bis wir eine Beziehung zu ihnen haben, entweder weil wir Menschen dort kennen, oder weil wir selbst dort gewesen sind. Neulich schrieb ich in einem Brief darüber, den ich vielleicht noch einmal, in Teilen jedenfalls, hier zitieren könnte. Letztes ist also stärker, am besten funktioniert beides. Das die Beziehung, ich komme zum Beispiel New York, weil mir immer dann New York einfällt, ich kenne sehr flüchtig einen Menschen aus Rochester, Rochester im Staat New York, nicht das Rochester wo Dickens geboren wurde und der „Piano Man“, eines schönen Tages, am Strand lag, jedenfalls. Existiert dieser Ort, soweit ich es weiß, nur dadurch, dass ich von ihm berichtet bekommen habe — sehr viel wurde und wird darüber ständig in allen möglichen Medien gesagt, da weiß man immer nicht so genau, wie es mit dieser sog. Realität bestellt ist. Meine Schwester und einige andere aus der Familie, Freundes- und Bekanntenkreis waren schon dort, aber ich bin mir recht sicher, dass es sich dabei um einen anderen Ort handelt. Ich denke an einen weiteren Ort, von dem ich insbesondere durch meine Abschlussarbeit, die u.a. über einen Dokumentarfilm geschrieben wurde, der in Teilen dort spielt, genauso muss es gesagt werden, einen erzählten Ausschnitt kenne, neben den Bahngleisen und die Rolläden, die am morgen die Augen aufmachen, so ist Mumbai ein großer Slum, was es sicherlich auch ist, aber nicht nur, in welchem Menschen mit geschulterten Bioskopen über die Pipeline-Rohre laufen und eine ganze Kinderschar hinter ihnen her, solche Dinge denkend trat ich aus der U-Bahn, gehe über die Fußgängerbrücke auf die Expo-Plaza — es roch bereits ein wenig nach Schnee — und mir fiel dann der zweite Dokumentarfilm desselben Regisseurs ein, es war Michael Glawogger, (eigentlichfiel mir nicht der Film ein, ich dachte zunächst an meine Erinnerung an diesen Ort, ich erinnerte mich an einen großen Platz, der mit Steinplatten ausgelegt war), erinnerte mich an die chinesischen Wasser-Kaligraphen, die dort zu sehen sind, vor einem monumentalen Denkmal, an welches ich wiederum auch auf der Placa de Tetuán in Barcelona denken musste, so geht alles durcheinander und ist in schöner Unordnung, in Barcelona, in diesem Viertel, wohnen auch viele Asiaten, wozu später auch noch etwas gesagt werden soll, aber nicht heute und nicht hier, hier jedenfalls (in dieser Filmszene) sind sie zu sehen, wie sie mit einem breiten Pinsel Schriftzeichen auf den Boden schreiben, die sofort wieder verschwinden, gleich folgt aber das nächste hinterher. Mehr noch als alles andere ist dies ein Zeichen für die Vergänglichkeit und dafür, wie schön es ist, etwas nur um der Handlung willen zu machen, mitnichten folgenlos. An diesem Morgen, kurz nachdem ich aus der Bahn gestiegen war fiel mir noch ein, dass ich Dir noch nichts vom erwarteten Schnee geschrieben hatte und wie es wäre, wenn das die letzten Worte wären, an jemanden, geschrieben z.B. als eine WhatsApp-Nachricht, „Im Radio haben sie gesagt es soll heute schnee geben“.

Wann ist das passiert,

Wann ist das passiert, dass dieses andere Wesen, dieser andere Mensch, der jetzt ganz Du geworden ist, in Dich hineingekrochen ist und dann, von Innen heraus, in Deinen Körper hineinwuchs? Und mit Deiner Zunge spricht und mit Deinen Händen die Dinge berührt und die Menschen, mit Deinem Kopf denkt, während Du nur noch ganz wenig Raum hast, in Dir selbst.

Wann genau war das in der Zeit, in der wir uns noch kannten und bis wir uns mal wieder getroffen haben. Die bange Frage dabei, ob es Dir mit mir genauso gehen könnte.

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