Teile dieses Textes fehlen, weil ich sie vergessen hatte, bevor ich sie aufschreiben konnte

Getreide steht schon hoch aber noch grün. Als wäre es erst vor ein paar Tagen gewesen, klingt das Lied noch nach, der Regen, der über das Land treibt, mit dem Wind. Schon wieder Jahre. Die orangenen Pillen essen, sie nehmen die Schmerzen nicht, machen aber ein wenig high, das ist ganz angenehm. Notiz in die Todo-App, Lotto zu spielen, leg die Batterie wieder in die Winkekatze ein und lass sie winken, lass sie winken Tag und Nacht.

Safe harbour of unconsiousness

 

Nimm die benutzten Spritzen und zieh sie neu auf mit bunter Tinte. Lass Farbe einsickern in braunes Papier, in Wellpappe, Karton und in weißes Papier, nur in Gedanken aber, die Kanülen sind zu schmal für die Tinte, nehmen nur das dünne Wasser auf. Schwing Dich auf, der blaue Vogel ich war es nicht. Jetzt fällt der Regen und alle Vögel freuen sich. Schneide die Fußnägel, bevor die Tinte trocken ist, hör den Gedanken der Anderen zu, das Raunen und Rauschen, das Knistern. Öfter nur als Du denkst und nie genug.

 

Die zwei oder drei Winter der Wäscheklammer, die gegenteiligen Entenfüße und was die Liebe noch übrig lässt: ein Transistor, der orangene und grüne Streifen hat, eine halb vergessene Zeile, ein Kleid aus zerschlissenem Gardinenstoff.

 

Der ungelenke Löffel, dem Kind die dunkle Medizin zu verabreichen, später wird es Rennfahrer und Ufologe (Doppelstudium). Der Zeigefinger, der nach Schwefel riecht, der Versand auf deutsche Inseln ist ausgeschlossen.

 

Die Postkarte, die ich von nun an als Schablone verwende, um die Postkarten zurechtzuschneiden, hatte ich vor Jahren in Groningen gekauft. Sie ist frankiert und auf der Briefmarke steht eine Jahreszahl: 2014. Ich weiß nicht, ob das Porto noch reichen würde — denn ich wollte sie eigentlich einem Freund zum Geburtstag schicken, dazu ist es nie gekommen, ich weiß nicht warum. Das Motiv zeigt ein Bild von H.N. Werkman mit dem Titel „De taal der vogelen“ und ich verstehe genug Niederländisch um zu wissen, das es nicht die Zahl der Vögel ist, sondern die Sprache der Vögel.

Aus den Briefen – 13 –

Der Zustand der Welt wird immer schlimmer und macht mir Sorgen. Die anhaltende Pandemie ist dabei eigentlich das kleinste Übel. Das geht vorbei, da bin ich mir ziemlich sicher. Davon abgesehen ist es weiter viel Aufräumen und Putzen, aber an den Wochenenden gibt es Wein und Musik in der Küche. Habe zwar den Türbeschlag noch nicht gefunden, aber es geht voran, klein und klein. Gleich fahren wir mit den Rädern an den Kanal und nächste Woche sieht es damit auch gut aus, erstmal keine Stürme.

Weißer Staub

Ganz hinten im Bus sitzt einer und »Nur weißer Staub, seit 50 Jahren nehme ich das, ich fahr nach Amsterdam dafür …. Celle da komm ich her, die Afrikaner sind meine Freunde da, seit 30 Jahren. Nur reines Zeug. Das macht garnichts! Ich veredel das und rauche es, Geld war nie eine Frage, da kannste mit leben, in der Polizeikontrolle mit dem Auto sollte ich pusten, natürlich zeigt das nichts an, ich werd jetzt 88 äh 66 Jahre, ich muss hier raus, könn Sie einfach hier anhalten ich steig dann aus«.

Torte mit Armen und Beinen

Als ich am Montagmorgen zur Straßenbahn gehe, an der Fußgängerampel zur in der Straßenmitte gelegenen Haltestelle, kreuzt der Linienbus 175 nach Rotterdam Centraal meinen Weg. Die dunklen Scheiben lassen niemanden der Reisenden erkennen, ich denke daran, wie dennoch Menschen aus dem Fenster schauen werden, in Gedanken, gerade sind sie ein paar Kilometer weiter die Straße hinunter Stadteinwärts erst eingestiegen, am ZOB. Die meisten, so ist es ja mittlerweile, werden auf ihre Telefone schauen und sich mit der Fernanwesenheit der Anderen ablenken von diesem sonnigen Morgen und von dem, woran sie eigentlich jetzt denken sollten. Bremen Oldenburg Groningen sind die nächsten Stationen, dann weiter über Amsterdam nach Rotterdam Centraal.

Sofortiges Fernweh stellt sich ein und ergibt mit der Müdigkeit, denn bereits um ungefähr ½ fünf war ich erwacht, eine merkwürdige, leichte Euphorie, vielleicht. Vor allem das gedachte lange a in Centraal bewirkt dieses. Am Abend bestelle ich einen Reiseführer bei der Buchhandlung, der aber stand so wie so bereits auf der Liste. Dazu benutze ich einen Gutschein, den mir die Kolleginnen und en zum Geburtstag überreichten und den ich natürlich zuvorderst ½ Stunde lang suchen musste, denn in der kleinen Dokumentensammlung zwischen Monitor und Drucker, in dem der Umschlag hochkant sich befand, direkt neben dem Zackenbarsch, übersah ich den Umschlag zwei mal, ich vermutete das Stück Papier nicht mehr in einem Umschlag.

Darin war auch die Geburtstagskarte, auf der eine Torte mit Armen, Beinen und Mund abgebildet ist. Aus der Torte wurde bereits ein Stück herausgeschnitten, welches sie gerade in den Händen hält, offensichtlich um es zu essen. Sachen gibt’s.