Der Geruch vergehender Zeit

An einem aus der Kindheit wohlbekannten Ort gewesen und Fotos gemacht, hauptsächlich weil ich früh dran war vor dem Friseurtermin. Die Luft roch jetzt nach geröstetem Zucker, wie jedes Jahr im Herbst an einem Tag zum ersten Mal.

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Die Rüben kochen, jedenfalls, es wird früher dunkel.

Wie es wäre, einfach wieder alles ins Blog zu schreiben anstatt in die Timelines im Nirgendwo,

fragte ich mich. Auf dem Heimweg mit der U-Bahn gestern am Abend, zurück vom Stadtrand, wo wir im Garten saßen, auf einem Plakat in der Station Hauptbahnhof gesehen, dass Mirko Bonné, von dem ich immer die Gedichte im Goldenen Fisch lese, etwa morgens im Bus auf dem Handy, für eine Lesung in der Stadt gewesen ist, am 31.

Das also auch erfolgreich verpasst, seisdrum.

Das Septemberlicht kommt pünktlich um die Ecke

am späten Morgen fahrt mit dem Rad zum Wertstoffhof. Im Punkladen neben der Bahnstrecke läuft bereits Musik und auf der Terrasse trinkt man eifrig Bier. Verstehe jetzt die Architektur an der Kreuzung Weidendamm/Kopernikus besser. Die spitzen Winkel an drei der vier Ecken mit Hafven, Wohnhaus, Feuerwache und dann der runde Bunkerturm (im Uhrzeigersinn). Auf dem Wertstoffhof — von der Straße aus nicht sichtbar die großen Umspanngeneratoren hinter einem der Häuser. Bei den Elektroaltgeräten harter Trancetechno aus einem Radio.

17. Stockwerk

Ich wohnte mit A.M.A., einem Freund aus der Schulzeit, in einer WG in London, immer für ein oder zwei Monate, aber nicht unbedingt gleichzeitig. Es war ein schicker Neubau mit Glasfassade, 17. Stockwerke hoch. Ich war nach längerer Abwesenheit wieder zurück, er war zu Hause, und wir wollten spontan essen gehen. Als wir das Haus verließen fiel mir ein, dass ich etwas in der Wohnung vergessen hatte. Ich hatte einen Mantel über dem linken Arm, eine Tageszeitung darunter geklemmt, und trug einen gefallteten Regenschirm senkrecht vor mir her. So stieg ich wieder in den Aufzug, aber statt den Knopf für den 5. Stock drückte ich aus Versehen die 17., sofort danach die 5. Der Aufzug arbeitete die eingehenden Fahrten in ihrer Reihenfolge ab, ohne zwischendurch zu halten. So fuhr ich hinauf ins Dachgeschoss. Hier verlies die Kabine durch ein Loch im Dach das Gebäude, um oben mittels einer Konstruktion von zwei Kränen den Aufzugschacht zu wechseln, denn zum Hinabfahren wurde ein zweiter genutzt. Das gelang auch, nachdem sie mit dem Boden zwei Mal auf dem Dach aufgesetzt war. Mittlerweile gab es keine Wände mehr und ich befand mich in einer wannenähnlichen Schüssel, die an zwei Drahtseilen aufgehängt war und jetzt in bedrohliche Schieflage geriet. Es wurde immer schlimmer, sodass ich mich nur noch mit einer Hand an einem der Henkel festhalten konnte. Die Aufzugtür eines Lofts öffnete sich gerade, so konnte ich mich mit einer schwungvollen Pendelbewegung in die fremde Wohnung retten. Dort wohnte ein Mann, dem ich erklärte, dass der Aufzug wirklich unzumutbar ist. Ich sagte dann: »normalerweise träume ich so etwas nur«, darauf er: »vielleicht ist es ja ein Traum!«. Ich: »kann sein, ich zähle mal die Finger«, dass hatte ich in einer Serie gesehen. Ich zählte die Finger an der linken Hand, es waren sechs. Ich sagte dann zu ihm »Sie haben recht, es ist ein Traum. Ich wach dann mal auf«. Dann schüttelte ich mich [aufgew.].

Autopapaya

Die Vögel wissen nicht, sie sind jetzt Tropen~,
manchertage Steppenvögel. Ringeltauben,
kopfüber in noch unreifen Kirschen 🍒;

Schwarzweiße Papageien, die wie Elstern singen,
die Autos duften nach Papaya, dieses Jahr.

In Nachtschatten ziehen Fledermäuse Kreise,
die Stunde hat schon längst geschlagen. Nur
Blaulicht geistert straßenabwärts, Sehnsucht
an den Zipfeln gepackt und aufgeschüttelt,

die Federn fliegen.

 

als dann der regen endlich fiel,

  beobachte ich einen menschen an der haltestelle paracelsusweg, in einem roséfarbenen kurzarmhemd, der nicht unter das dach des wartehäuschen sich stellt, sondern nur den regen fallen lässt. er hat einen weißen kopfhörer auf und hört gerade das lied genua von gustav und das klopfen der tropfen mischt sich unter die musik. später sitzt er in der bahn und tippt auf dem telefon, die lesebrille ist nicht geputzt und dicke tropfen fallen von den gläsern herab weiter auf das nasse hemd.