hieroglyphen und algorithmen

 leichter drangsal auf den billigen plätzen – es werden cocktails mit peroxid gereicht und alle lösen auf einmal ihre coupons ein, weil es kein morgen gibt, jedenfalls heute nicht. hieroglyphen und algorithmen bestimmen unser handeln, heute noch mehr als wie gestern. bunter niederschlag allerorten, handschlag handschlag umschlagplatz, wer wenn nicht jetzt, wann wenn nicht hier. wo wenn nicht woanders.

Vielleicht bedeutet Schreiben

 nicht den Versuch, Schönheit zu erschaffen, sondern sie zu verstehen. Vielleicht ist Schönheit das falsche Wort und es müsste Erstaunen heißen, oder Verwunderung, in diesem Zusammenhang mit einer ganz anderen Bedeutung. Oft auch: Entsetzen.

Was wollen die Wolken am Himmel uns sagen? Garnichts, sie sind einfach nur dort, wobei Wolken eigentlich keinen Ort haben, an dem sie sind, immer in Bewegung. [4.1.24]

Beim Rühren der Elektronen

 
 

Dann neulich geträumt, es wäre ein Elektriker in der Wohnung, also jemand, der sich auch mit Radios auskennt. Ich habe ihm das defekte Telefunken-Radio gezeigt, ein altes Modell, dessen Skala nur bis zu 104 MHz geht. Habe es auch angemacht und wie zu erwarten, war der Klang ein wenig dumpf und diffus, gab es Störgeräusche, ich bekam aber einen Sender und es wurde auch Musik gespielt. Der Elektriker jedenfalls wusste es auch nicht, ich habe ihn dann noch gefragt, ob er weiß, ob Radio Menzel auch Radios repariert. Welches Lied wohl gespielt wurde?

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Ein paar Tage später machte ich am Abend, im halben Dunkel, meine Übungen zur Entspannung, währenddessen das schwarze Radio lief, bei mir im Zimmer. Eine Figur geht so, dass man vornübergebeugt und mit herabhängenden Armen die Hände in der Luft kreisen lässt. Nun stand die Antenne so im Magnetfeld, dass der rechte Arm an einer bestimmten Stelle jeweils ein Rauschen verursachte, während des Liedes »a groovy kind of love«. Ich probierte es aus, indem ich an der Stelle verharrte in der Kreisbewegung, vor- und zurückging. Denn was zu hören war, klang tatsächlich wie ein Rühren, wobei ich ja nichts als geladene Elektronen in der Luft umrührte. [KW 13]

Im armseeligen Grün

Als ich am Mittwoch mit dem Fahrrad nachhause fahre: Gegenüber vom REWE-Parkplatz, neben der ARAL-Tankstelle und schräg hinter den Altglas-Sammelbehältern, befindet sich nicht mal ein Park; Ein kleines Stück Grün nur, von einigen Büschen notdürftig vor Blicken geschützt. Hier steht bisweilen eine kleine Wanderschau, etwa ein Kaspertheater und ein Wohnwagen, für den Kasper. Dort hören einige Säufer nun gut vernehmbar ein Stück Musik, das ich sehr gut kenne, »The Sound of Silence« und zwar die Live-Version vom Koncert im Central Park. Soeben ist der Song zuende, Applaus.

Es besteht, über die Entfernung, über die vergangene Zeit hinweg, eine Verbindung zwischen diesen vielleicht fünf Menschen im armseeligen Grün und den mehr als einer halben Million Zuschauern in New York, 1981. Wie ist das möglich? Und wo bin ich dann die Variable in dieser Gleichung, mit meiner Cassette, die ich von der Doppel-LP aufgenommen habe, die bei uns zu Hause in der Plattensammlung steht? Gibt es diese Cassette noch? [20.3.2024]

Die Verbindung vom Stadtrand zum Dorf in der Einflugschneise am anderen Ende der Stadt ist schlechter geworden und ich mache kein Foto am nebeligen Morgen.

Auf dem Rückweg gesehen, dass schräg gegenüber des Opernhauses ein Motel One aufgemacht hat. Schwarzer Bär. Dämmerung und der Fluss immerhin ist fast wieder vollständig zurück in seinem Bett am Ihmezentrum. Denke an diesen und jene der Freunde, bei denen ich mich melden sollte, endlich einmal wieder. Schöne Schriften an der Mauer von denen die es sich trauen ihre Kunst auf fremden Wänden zu lassen in großen blassrosa Buchstaben. Später einmal können sie vielleicht Referent:innen werden für Stadtentwicklung und manchmal springt eine Erinnerung in den Kopf, etwa an K., und wie er das ganze Roskilde Festival 1997 über mit einer pinken Plüschmütze und einem Bier in der Hand herumlief. Ich kannte ihn da ja noch nicht und habe ihn in den folgenden Jahren auch immer nur auf dem Festival getroffen, aber da waren wir dann befreundet. Was er wohl macht. Was wohl R. macht, den ich eigentlich kannte, von den Rude boys are back in town, mit den neongelben Aufklebern, die auch immer dort waren, aber nie mit uns verabredet dort hin fuhren.

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Jetzt schon nächster Morgen. Gestern noch eine Lesebrille repariert im Büro, mit dem kleinen Schraubendreher, der mit dem Telefon kam und den ich noch nie für das Telefon brauchte, auf dem ich jetzt gerade diesen Text schreibe, während ich im Bus sitze und der Bus bspw. gerade an der Opel-Straße hält. Ob es in 50 Jahren Initiativen geben wird, Opel-Straße, Daimler-Straße und so weiter alle umzubenennen und die CDU wird dagegen sein? Ob es die CDU dann noch geben wird? An der Noltemeyerbrücke, im 3. Stock über dem Sonnenstudio, hängen seit mehreren Monaten jetzt bereits eine aufgeblasene, silberfarbene 2 und eine 9 im Fenster, sie bilden die Zahl 29. Möglich, dass hier von der Jugend besessene Kolleginnen eine von der Jugend besessene Kollegin, die 30 wurde, aufmuntern wollten.Bis auf die Straße hinunter wirken diese Büros etwas heruntergekommen. In meinem Schreibtischcontainer bewahre ich weitere Ersatz-Bügel für Lesebrillen auf. Es sind drei rechte und ein linker. Einige passende Schrauben sollten sich dort auch finden. So konnte ich schon manche Brille wieder reparieren, sie sind ja von eher billiger Machart und kommen vermutlich in großen Containern über das große Meer zu uns, wie fast alles andere auch. Bis auf Blumen und Schokolade.

Am Abend schon wieder auf den Bus warten. Auf der anderen Seite der K 112 kommt eine Frau auf einem Hollandrad gefahren, stellt es ab und kümmert sich dann um die Rosen unter dem Ortsschild. [4. + 5.3.2024]

elektroheizung

gesichterleuchten flackernde schirme,
klamme nässe zwischen gedeih und verderb.

grünschimmern ringe im halben dunkel des
morgens kriecht sanftmütig strom von rändern:
summt niedervoltig verzweiflung.

hauchfein sediert im gut geheizten bus im späten
winter durchs viertel der erfüllten Träume.

satellitenschüsseln auf den dächern
schöpfen neue hoffnung von den sternen.
 
 
 

 

Fotofix

»Guten Tag, die Polizei« sagt der eine von den vier Polizisten zu dem, der in einer der Fotoautomaten-Kammern eingeschlafen war, die am Seitenausgang des Hbf sich befinden, Fotofix oder so, da ist es kurz vor halb acht und ich denke nur dazu, dass sie eigentlich hätten »Guten Morgen« sagen müssen, korrekterweise. [26.1.24]