nun wird bald hellichter loher frühling

 
nun wird bald hellichter loher frühling

die uhr tickt die sekunde stellt eine neue frage mit jeder
zeit die antwort lässt auf sich warten. der hohle stein
singt ein lied mit dem wind, die leeren flaschen in
den kästen auf den balkonen, ringsum im hinterhof,
befreien die meisen den kuckuck aus seiner uhr.

 

 

[Neues aus dem Frisiersalon]

Am Ostermontag habe ich Königsberger Klopse gekocht. Dazu gab es Reis und Rote Beete, kalt, mit einer Vinaigrette aus Essig, Öl und Senf.

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Es war sonnig heute, das erste mal wirklich etwas wärmer. Ich war beim Friseur und bin dann die schöne Straße heruntergelaufen, wie ich es eigentlich immer dann mache, weil der Weg zu der einen Station nicht bedeutend länger ist, ich aber meist in der Laune, noch ein paar wenige Schritte mehr zu gehen.

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Die Kollegin der Friseurin die kurz hereinkam, um zu schauen ob ihr Paket inzwischen endlich angekommen ist, erzählte, die Bekannte C. wäre mit Frau von der Verteidigungsministerin befreundet und das C. und die immer mit so Wirtschaftstypen abhängen würden, aber C. hätte sich übelst gefreut (über was wurde nicht gesagt) und neulich, als sie dort waren, da wäre die gerade vorher da gewesen und sie hätten sie noch weggehen gesehen, ihrem Freund wäre der Name zuerst nicht eingefallen als er fragte, ob das wirklich gewesen wäre.

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Neulich beruflich etwas in der StVO recherchieren müssen und sehr schnell zu ärgern begonnen. Es ist durchaus möglich, dass diese Ordnung umfangreich gegen das Grundgesetz verstößt, da sie bestimmte Menschen systematisch benachteiligt. Aber das sind nur meine fünf Pfennig und vielleicht irre ich mich auch.

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Im Radio wurden derweil Ausfälle im Schiffsverkehr angesagt, auf der Strecke nach Norderney gab es Niedrigwasser und irgendwo im Norden wurde noch einmal Schnee erwartet, kurz vor Ostern.

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Diese Tür war nur für Dich bestimmt

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Stellenanzeige der Faschistischen Partei: Es wird ein Referent für Menschenrechte gesucht. Vorzugsweise Studium der Politik oder Geschichte.

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An manchen Tagen ist der Kopf noch am Abend voller Worte und ich nehme mir fest vor, sie bei der nächsten Gelegenheit aufzuschreiben, doch dann können sie schon wieder verschwunden sein, wenn ich einmal die Zeit gefunden habe. Die Woche nach der Umstellung der Uhren war eigentlich gut überstanden, obschon, wie immer, die Müdigkeit, besonders an den ersten drei Werktagen, eine stete Begleiterin war. Dann kam die Osterpause und die innere Uhr sprang beinah augenblich wieder zurück auf die Winterzeit. Jetzt geht also wieder alles von vorne los, trotz Tanzverbot.

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Auf dem Weg heute kamen mir dann zwei Menschen entgegen, ein Mann, der in einem leichten elektrischen Rollstuhl fuhr und seine Begleiterin, beide noch in den dicken Winterjacken, auch sie überrascht von der plötzlichen Wärme, die sich erst am frühen Nachmittag entwickelt hatte. Der Mann hatte eine Tasche dabei, die an einer Seite ein wenig über eines der Knie hing, auf der in großen Buchstaben die Worte „Fun“ und „Team“ standen.

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Im Radio läuft jetzt Happy Nation und auch dieser Tag ist vorrüber gegangen, beinahe spurlos, jedenfalls ohne großen Lärm zu machen, auf meiner Seite der Medaille.

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In den Tümpeln

Über Bienenstich nachgedacht, weil der Kollege M. gestern welchen in die Teeküche gestellt hat. Der Kuchen hat mir Angst gemacht, weil Worte einen großen Zauber auf mich ausgeübt haben, in der Kindheit (sie tun es ja heute noch) und ich den sehr leckeren Kuchen mit dem Honig und den Mandeln und dem Pudding, den es, so erinnere ich es jedenfalls, bei der Großmutter oft gab, nicht mit dem dazu in absolutem Gegensatz stehenden Schmerz in Verbindung bringen konnte, den ein Bienenstich wohl hervorrufen würde. Tatsächlich bin ich erst Jahre später einmal von einer Biene gestochen worden, was so unbedeutend war, dass ich mich nicht mehr an Ort und Zeit erinnern kann, aber daran, wie ich mich vor dem Wort gefürchtet habe, dass immer wieder als ein Name für Kuchen zu mir kam. Ich würde gerne einmal die Oma fragen, ob ich mich vielleicht auch geweigert habe, den Kuchen zu Essen, aber das geht leider nur noch im Traum und ich bezweifle, bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen wir uns sehen, daran zu denken. Vielleicht das jemand anders etwas weiß. Am Sonntag einmal nachfragen.

Verschiedene Schilfgräser in der letzen Zeit gesehen, es mag vielleicht auch schon zwei Wochen her sein. Zunächst sind mir, als ich morgens aus dem Busfenster blickte, die Schilfgräser vor einem eingeschössigen, orange angestrichenen Haus aufgefallen, exotische Grassorten mit sehr hohen Halmen, die so manchen, mich allerdings nicht, überragen dürften. Die Blütenstände trugen ein feines, weißes Grau. Am selben Morgen, nur ein paar hundert Meter weiter dann das Schilfgras, welches in der Bäckerei an der Station „Vier Grenzen“ als Sichtschutz, am Rücken der Sitzbänke, in kleinen Beeten steht. Solche Reetgräser standen an den Tümpeln in dem Neubaugebiet, allesamt vollgelaufene Baugruben, in dem ich einen Großteil meiner Kindheit verbrachte. Einen kleineren Teil davon auf Flößen oder leeren Öltanks auf den Tümpeln und einen noch kleineren Teil zumeist unfreiwillig sogar in den Tümpeln. Das Reetgras in der Bäckerei jedenfalls hatte die Blüten in dieser dunkelbraunen Farbe, ich fand besonders die fellige Beschaffenheit dieser Blüten immer sehr schön. Wenn man einen der Halme abbrach, was wir eigentlich nicht machen sollten, da die Gräser wohl unter Naturschutz standen, konnte man den Halm herumtragen und über die fellige Blüte streichen. Naturschutz hin oder her, es wurden letztendlich doch Häuser gebaut auf den Tümpeln. In der Bäckerei habe ich keinen der Halme abgebrochen und mitgenommen. Dann, am Tag, als die Verkehrsbetriebe gestreikt haben, bin ich einmal mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Auf dem Rückweg Rückenwind und die Gräser am Kanal, hier ungefähr Höhe Hinrichsring.

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Der Weg mit dem Fahrrad zum Firmensitz in der Enflugschneise jedenfalls, dazu später vielleicht mehr. Ich hatte eigentlich vor, K. diese Strecke zu beschreiben, vielleicht kann ich dann einen Teil des Briefs auch hier einstellen.

So ist es jetzt wieder wie immer mit dem Schreiben, es muss nur einen Anfang geben, dazu ist der geringste Anlass gerade ausreichend und dann kommen die Worte aus den Fingern gefallen, als wenn es kein Morgen gäbe, was immerhin möglich ist.

und nun geh ich fernsehn..

Der Sturm ist schon in der Luft

den ganzen Tag über. Durch den Regen mit dem Fahrrad, zunächst zum großen Supermarkt an der großen Straße, dann auf den Mittwochs-Markt. Verschiedene Gemüse, Eier, Fisch, Kartoffeln (Belana und Süßkartoffeln). Wie anders die Leute hier miteinander sprechen. „Was hat sie jetzt da liegen“ sagt der Händler zu der Kundin und dann zählt sie es ihm auf, sich selbst noch einmal in Erinnerung rufend, was sie jetzt kaufen möchte, „Petersilie hat sie noch da“ , ergänzt er die Aufzählung, die kaufe ich dann auch, glatte. Der noch sanfte, kleine Regen tropft derweil von den Dächern der Stände. Ich möchte kein Foto machen.

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Als ich gestern diesen Artikel las, musste ich beim im Zitat zitierten „salle des pas perdus“ gleich an die Bahnhofshalle im Groninger Bahnhof denken, daran, wie die automatischen Holztüren beim Aufschwingen klingen, wie selten es ist, das es noch Wartehallen gibt. Davon (neben weiteren Fieldrecordings aus dieser Stadt) gibt es eine Aufnahme.

Neulich, in Oldenburg (Oldb.), saß ich auch in einem Wartesaal, den es in diesem schönen, aus einer anderen Zeit übrig gebliebenen Bahnhof, noch gibt. Charakteristischer Klang in diesem Raum ist das Weiterrücken der Uhrzeiger der großen Uhr über dem Eingang. Davon keine Aufnahme.

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Auf dem Rückweg vom Markt war der Regen dann ein wenig stärker. Später, weil ich keinen Kümmel mehr in der Küche hatte, musste ich noch schnell zu einem weiteren Supermarkt. Hier bereits stärkerer Wind, den ich auf dem Rückweg merke. Der Sturm ist schon in der Luft und wird morgen landen.

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Immer wieder irrlichternde Gedanken im Kopf, wie ein freieres Leben, welches sich ja gerade zeitlich begrenzt zwar ereignet, vielleicht doch möglich sein könnte. Dann sitzt man jedoch am Morgen in der Küche und hört in der Presseschau, wie die Journallie die Agenda-Kosmetik des Schulzen kommentiert und bereits diese lachhaften Wiedergutmachungsversuche, ganz im Sinne der neoliberalen Pest, wegzuargumentieren versucht. Da ist wieder die ewige 40-Stunden-Woche, die wir alle in Zukunft damit verbringen werden, die Robotergetriebe schön zu ölen. Kurze Verzweiflung über all die Dummheit, deren einziger Sinn es ist, das Leben der vielen schwerer zu machen. Die Deutsche Bank werden sie auch retten, nach der Bundestagswahl, weil Systemrelevant etc. pp., denn da gelten die Marktgesetze dann bekanntlich plötzlich nicht mehr.

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Was solls. Den Tag dann hauptsächlich damit verbracht, eine schöne Suppe mit Rindfleisch zu kochen. Ich hatte noch eine eingefrorene Beinscheibe im Kühlschrank. Dabei zurerst die Sendung Brüssel Zentral, dann La France en Duo und dann sogar Urban Landmusik gehört, weil heute einer der Tage war, an dem mir Country-Musik gefällt. Die Wäsche hängt auch nicht mehr auf dem Balkon, der Sturm kann dann meinetwegen kommen.

Entlang der Strecke habe ich mich organisiert

Den ganzen Tag über heute ein paar Flocken Februarschnee, hier und da. Constant Flux. Sang der Vogel wieder an der Endhaltestelle. Klingt nach einem traurigen Frühlingsanfang, der Amselgesang. Singt den Frühling herbei sitzt im Graupel im blätterlosen Busch. Hochspannung Lebensgefahr schreibt das Schild vor, welches an der Oberleitung hängt ebd.

Heute hier gewesen

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Steige hier aus, steige dort aus, Erledigungen

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In der Straßenbahn, auf dem Weg nachhause dann den mir schon in Bruchstücken seit Tagen im Kopf herumschwirrenden Text für .txt angefangen zu schreiben und ein gutes Stück geschafft, auch endlich einmal wieder ins Notizbuch.