Belegen mit Brief & Siegel, Wolkendunst
Zeilen im halben Schlafen verloren im Licht
des grellen Morgentau ziehen die Vögel
fort die Silberstreifen die Wertgeschätzten
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Am Abend Schienenersatzverkehr vom Endpunkt der Linie 6 aus, was auch so ein deutsches Wort ist wie es leider viel zu viele gibt und man sie doch irgendwie gerne haben muss mit Ihrer tölpelhaften preussischen Korrektheit, die Sicherheit und Autorität vermitteln soll aber doch nur ein Gehampel ist. Schienenersatzverkehr (SEV) also, dreisprachig auf der Anzeigetafel angezeigt tatsächlich, am Bahnsteig, die Menschen stehen daher in Trauben oder einzeln im gefrorenen Schnee am Rande des leicht abschüssigen Wendekreises, an dem sonst die Linie 341 sich dreht zur Pause. Unzwar bleiben sie stehen, gehen statt dessen, als der Ersatzbus ankommt, über den gefrorenen Platz und steigen ein. Der Bus fährt sich daraufhin fest, als er die Schleife macht und zwei Schritte vor, einen zurück, als er um den davor stehenden 341er herumzufahren versucht, 10 Minuten geht das so und verschiedene spontane Freundschaften werden geschlossen, unter der dünnen Decke der Zivilisation, neben mir hingegen zückt jemand sein Notizbuch und schreibt mit schwarzem Stift die Worte auf. Ich kontere das elegant mit hundert Jahren Einsamkeit in der Taschenbuchausgabe. Dann fährt der volle Bus doch los und drei Stationen weit (Stockholmer Allee, Krügerskamp, Kronsberg wo alle aussteigen) und wieder in die Bahn hinein die auch gleich kommt und zwar vom Endpunkt der Linie 6.
Gedichte
Frühstück
Schmier die Marmelade um das Loch im Brot herum
um dann über geheizte Weichen durch die Stadt zu
gleiten in verschiedenfarbigen Ausführungen ein
Bild des Tages gemalt das keine Zustimmung findet
weder hier noch in den still schweigenden Überein
künften redet man nicht man redet sowieso nur so halbe
Sätze die genuschelt werden aus den Mundwinkeln am
Ende eines langen Weges aus Holz und Sisalgeflecht
die schwankenden Brücken über die Abgründe Deiner
Träume die vergessene Hoffnung um 5 Uhr am Morgen
des langen langen Tages das Ticken der Uhr bedeutet
immerhin dass Zeit vergeht zwischen den Abständen die
der Zeiger sich zu beschreiben erlaubt ist was gefällt
werden Entscheidungen und Douglastannen im Abstand
von drei Tagen jeweils eine im Jahresmittel der
Zwecklosigkeit, des Beharrens auf dem Irrtum, der
nicht enden wollenden Sätze der Verfertigungen der
gläsernen Wände der Arbeitsstätten der Bürotürme der
Landschaft der Ruinen im Großen und Ganzen im
Allgemeinen ein jedes für sich genommen mit Sand be
träufelt in Abwägung aller Risiken mit dem Zug gleiten
durch das grüne Flackern der beiden Seiten der Strecke
geblieben ist nur die Gewissheit, dies Alles sei kein
Augenblick zu früh gewesen.
winterblau
im Regen

Konzert im Magnetfeld, das Brummen
der Spulen, wie jedes Jahr, neu
die Saat der Krähen, jetzt ist sie
aufgegangen. Der Mond neigt sich ab
und zu fällt schweres Wasser vom
Herzen (nicht weit vom Stamm)
, Regen, Traufe, Gänsewein und
das Summen der Bienen,
der einzellnen Teile,
,
,
Auflösung / Einsamkeit / Apfel
schmück dich jetzt mit jugendlichem Leichtsinn,
Einsamkeit, Komma, in höherer Auflösung, bedeutend
, mit einem Apfel in der Manteltasche, U-Bahn fahrend,
Dein fieberndes Antlitz (Dir selbst nur noch zugewandt),
Dein nie wieder alterndes Bild, sich ewig wieder
hohlend ausgesendet wird. Dein ausufernder Turmbau
liebkost und am Leben erhalten von Bachstelzen nur
und Markennamen, die Du aus Deiner Kindheit noch
kennst.
[Die Fotos ohne weiter über sie nachzudenken direkt vom Handy-Speicher aus veröffentlichen: (1) Menschen kleben Gedichte an die Laternenpfähle der Stadt!]
~
Renn mit dem Regenschirm aufgespannt die Straße
das wipfeln Dir die Palmen aus der Ferne herüber
die Tram erklimmt mit rotierenden Spulen den
Berg dennoch im Sommerwind und Du und das
Meer und die zur Tarnung als Krähen ins Land
gehenden Advokaten, der stürmische Abend, das
Tor zur neuen Welt ist weit offen.
Dies ist eine Fotografie des ganzen Himmels für Dich.
Aus den Briefen – 2 –
es sind grillen
es sind Grillen
und
das zottelige tier sehnsucht
wohnt immer noch
im herzen und
Der notwendige Regen

(so der Vater) grün
steht der Wald
ist gefallen die
Wolke hängt im Wipfel
fest
Die Elbe ist fast
ausgetrocknet weil in
Tschechien sie so
einen Durst haben
(das Fernsehen)
Auch der Weizen ist geschnitten
Die Krähen tun Ihr Übriges
dazu.
Unverdrossen.






















