Safe harbour of unconsiousness

 

Nimm die benutzten Spritzen und zieh sie neu auf mit bunter Tinte. Lass Farbe einsickern in braunes Papier, in Wellpappe, Karton und in weißes Papier, nur in Gedanken aber, die Kanülen sind zu schmal für die Tinte, nehmen nur das dünne Wasser auf. Schwing Dich auf, der blaue Vogel ich war es nicht. Jetzt fällt der Regen und alle Vögel freuen sich. Schneide die Fußnägel, bevor die Tinte trocken ist, hör den Gedanken der Anderen zu, das Raunen und Rauschen, das Knistern. Öfter nur als Du denkst und nie genug.

 

Die zwei oder drei Winter der Wäscheklammer, die gegenteiligen Entenfüße und was die Liebe noch übrig lässt: ein Transistor, der orangene und grüne Streifen hat, eine halb vergessene Zeile, ein Kleid aus zerschlissenem Gardinenstoff.

 

Der ungelenke Löffel, dem Kind die dunkle Medizin zu verabreichen, später wird es Rennfahrer und Ufologe (Doppelstudium). Der Zeigefinger, der nach Schwefel riecht, der Versand auf deutsche Inseln ist ausgeschlossen.

 

Die Postkarte, die ich von nun an als Schablone verwende, um die Postkarten zurechtzuschneiden, hatte ich vor Jahren in Groningen gekauft. Sie ist frankiert und auf der Briefmarke steht eine Jahreszahl: 2014. Ich weiß nicht, ob das Porto noch reichen würde — denn ich wollte sie eigentlich einem Freund zum Geburtstag schicken, dazu ist es nie gekommen, ich weiß nicht warum. Das Motiv zeigt ein Bild von H.N. Werkman mit dem Titel „De taal der vogelen“ und ich verstehe genug Niederländisch um zu wissen, das es nicht die Zahl der Vögel ist, sondern die Sprache der Vögel.

Der Bus fährt die kurze Straße durch den Stadtwald, wahnsinnig leuchtendes Grün, da wünsche ich dem Wald alles Gute,

nur vorsichtshalber, weil alles gefährdet ist, nun seit einiger Zeit bereits. Es fing schon vorher an und hat nichts mit dem Krieg zu tun und nichts mit dem Virus, sehr wohl aber mit dem sonstigen Zustand der Welt. So wie ich dem Eichhörnchen auch alles Gute wünsche, das am Samstagmorgen plötzlich zwischen meinen Füßen und den Füßen der Frau, die in der Schlange vor dem Bäcker vor mir steht, hindurchläuft und dann schnell über die Straße, alles Gute Eichörnchen, lass Dich nicht überfahren, alles Gute, Wald.

Seattle Hot Girls

Wir mussten einen Al·go·rith·mus berechnen, wobei mir auffiel, dass wir ja ohne Mund-und-Nasen-Maske viel zu dicht zusammen in der Klasse saßen, woraufhin ich mich bei meinem Sitznachbarn, ich glaube T.W., entschuldigte und sagte ich würde gleich die Maske aufsetzen. Dann fiel mir auf, dass ich die Aufgabe nicht würde lösen können, was mir aber egal war, denn die Zeit der unlösbaren abstrakt-mathematischen Probleme war, soviel wusste ich immerhin noch, endgültig Vergangenheit. Dann sollten wir in einem Eishockeyspiel gegen eine andere Schulauswahl antreten. Schon auf dem Eis mussten wir alle zunächst ausprobieren, ob das mit dem Bremsen noch klappte und nahmen kurzen Anlauf, um dann durch Schrägstellung der Kufen zu bremsen, dass das Eis nur so stob. Das gegnerische Team, stellte sich dann heraus, war aber kurzfristig ausgefallen, deshalb sollten wir gegen ein professionelles Juniorteam aus den U.S.A. antreten, nämlich die Seattle Hot Girls. Die waren auch schon auf dem Eis, sie hatten alle Haarsprayfrisuren, jedenfalls die zwei Frauen, die ich sah, und begannen, sich aufzuwärmen. Ich musste noch die Schlittschuhe anziehen

Natürlich gab es Schwierigkeiten mit den Schnürsenkeln. Die Seattle Hot Girls waren zwischenzeitlich zu einem reinen Männerteam metamorphosiert, und um die Gegner ein wenig in Verlegenheit zu bringen, sangen wir den Refrain des Liedes „Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“. Dann stakste ich auf dem Kufenschutz am Spielfeldrand herum, und als das Spiel endlich losgeht, habe ich wieder garkeine Schlittschuhe an. [aufgew.].

Mit Delphinen schwimmen

Jetzt nachgeschlagen, wer ungefähr Podbielski gewesen ist. Ein weiterer preussischer Generalleutnant, 1870/71 usw., nach denen man in diesem Land nicht müde wird, Straßen zu benennen. Auch immer wieder Hindenburg. Beim willkürlichen Einkategorisieren des Geschriebenen darüber gewundert, dass es zwar eine Kategorie Marcel Proust gibt, in dieser aber bis dato offenbar keine Einträge. Nun also immerhin einmal ein singulärer Eintrag, und dabei wird es wohl bleiben, zähle ich mich doch zu den an Marcel Proust gescheiterten. Also zu den von Marcel Proust sehr gelangweilten. Immer positiv formulieren. Die Mohrenstrasse müsste man ja in Möhrenstrasse umbenennen, das würde auch nicht viel Geld kosten, einen Edding und eine Leiter. Das auf Sleep gestellte Radio ging jedoch soeben aus, während »If you were a sailboat« von Katie Melua läuft, von der ja auch das Lied mit den neun Millionen Fahrrädern in Peking stammt. Ein Schiff wurde ebenfalls nach Podbielski benannt, sie verlegte bspw. ein Unterwasserkabel von Qingdao nach Shanghai. Hanno Podbielski, ohne von und aber, war hingegen Radrennfahrer, was auf der allgemein nur Podbi genannten Podbielskistraße schlecht möglich ist. Sie ist hingegen vielmehr ein glänzendes Beispiel für die von Autofahrenden ausgedachte gefährliche Radverkehrsstrategie in dieser Stadt, die daraus besteht, aschenbahnrote Streifen auf die Straßen zu malen und dann zu erwarten, dass sich alle daran halten werden. Sie halten hingegen darauf oder darauf zu, etwa auf mich und mein Fahrrad.

Da ist sie wieder, die Wut, sie glüht immer noch so schön, dass man die ganze Zeit in das rote Funkeln des knisternden Herzens schauen möchte.

Dann aber, wenn es nach dem frischen Heu riecht, auf der Wiese neben der Autobahn, den ganzen Sommer mit einem einzigen Atemzug ein- (Pause) und wieder ausatmen, während die Enden sich verjüngen, vor Allem, was ihnen widerstrebt. Aber alles fliegt vorbei oder vielmehr sind Gedanken und Ideen, die vorbeitreiben, bei denen gerade eine ausgeblichenes Stück Holz zu greifen ist, auf dem jemand mit einem Messer Kerben und Zeichen eingeschnitten hat, Hebräisch, Runen, Emojis und ein paar Hieroglyphen, vorgestern oder vor einer ½ bis ¾ Ewigkeit. Das sind die Aufzeichnungen, die bleiben, ich lege sie in eine Kiste, wo Deine Kassetten und CDs drin sind, alle in einer falschen Hülle, die steht unter dem Schreibtisch und bleibt auch dort, ich lege sie nebeneinander in ein Regalfach, daneben steht ein Fotoalbum, in das hat jemand lauter Fotos von Kakteen geklebt, mit Fotoecken, vor über zehn Jahren oder sogar zwanzig. Das Fotoalbum ist mit Stoff bezogen. An eine schiffbrüchige Europalette geklammert, sehe ich den nur kurz haltbaren Gedanken bei der Drift durch den Malstrøm of consciousness zu, sie sind dann aufgehende Sonne und aufgehender Mond zur gleichen Zeit. Sie werden hinfortgerissen vom Strudeln der Zeit. Kopftodgeburten, Hirngespinster auf Ginsterwegen und was wenn all diese Dinge mehr als nur ein kurzes Aufflackern wären, das irre Blitzen im Augenwinkel, kein Zwar ohne Aber immer nur weil wer das Wort Systemrelevanz in den Raum spricht, muß sich Fragen nach dem System anhören. Die müssen unanfechtbar sein für das vor Wut wie eine Discokugel glitzernde Herz. Die Zeit — sie ist im Getriebe des Uhrwerks bereits versandet. Alles ist verloren und was bleibt, ist, dem Silberstreifen am Horizont beim verlöschen zuzusehen in 7 Staffeln à 24 Folgen auf Amazon Prime. But that’s fake news und wer an Wunder glaubt, vermag leichter zu schweigen. Frage mich gerade, wieviel 5 Mio Lire 1959 in DM gewesen wären und dazu, wieviel 1959 z. B. ein Bier, ein Pfund Pfifferlinge oder ein Dutzend Austern gekostet haben. Zum Geburtstag, immerhin, an einem Ort der Hoffnung gewesen.

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Revisionen

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Die Möglichkeit, durch ein Maisfeld zu laufen, noch gibt es sie. Jetzt aber taumeln schon die letzten Wespen durch die Luft. Das Ausatmen hat bereits begonnen. Gesprächsmomente in der Kantine, da zeigt die Eine der Anderen auf dem Telephon einen kurzen Film und sagt „ich möchte auch mal mit Delphinen schwimmen“. Später unterhalten sich zwei über die Trockenheit und die leeren Talsperren. Das Wasser würde einfach verdunsten, sagt der Eine, man könne daher vielleicht das Wasser einfrieren, „aber vielleicht kostet das ja auch wieder zu viel Energie“ – der Andere: „glaub ich nicht“. Neben den zwei Mikrowellengeräten, die beide dieselbe falsche Uhrzeit anzeigen, seit einem halben Jahr oder seit dem letzten Stromausfall, liegt die aktuelle Tageszeitung. Im Regionalteil der Kleinstadt, durch die der Bus auch fährt, steht, dass die Firma Exxon das Erdöl-Bohrloch auf dem Feld wieder in Betrieb genommen hat. Die Feuerwehr war ausgerückt, weil Anwohner dachten, dass es brennt. Dabei wurde doch nur, so die Zeitung, „überschüssiges Erdgas“ abgefackelt. Alles CO2, das in den jetzt zu Erdöl gewordenen Dinosauriern gespeichert war und ist, muss wieder an die Luft, bis sie so schön sauerstoffarm ist wie in der Zeit vor dem letzten Meteoriteneinschlag, und wozu den Umweg nehmen und die Brennstoffe für die Heizung verwenden, wenn wir sie einfach so abfackeln können und den Himmel schön hell erleuchten mit einer Feuerkugel in der Nacht.

Der Koch stellt jeden Tag, in einiger Entfernung von der Tür, die von der Kantine aus nach draußen führt, einen Teller mit aufgeschnittenen Früchten raus, die er nicht mehr verwenden kann. So fliegen die Wespen dorthin und bleiben der Küche fern. Auch die Grillen werden nun leiser und hören langsam auf zu fiedeln. Auf dem Schotterweg hinter der Lagerhalle haben Ameisen eine Straße angelegt, die an einen winzigen Canyon erinnert. In der Nacht die Idee, dass sie, einem höheren Plan folgend, das Erdreich unter der Halle langsam, langsam, sehr langsam abtragen, um sie letztenendes im Boden versinken zu lassen. Jedes einzelne Sandkorn verteilen sie großflächig über die umliegenden Felder. Niemand bemerkt irgendetwas und dann ist es zu spät.

Tags drauf nochmal genauer hingeschaut. Es sind insgesamt 11 derartige Transportwege vorhanden. Was ich gesehen habe.

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Vor drei Tagen der erste Sturm.

Zu der Suchanfrage „Herrndorfstraße“ wurde in Google Maps nichts gefunden

Nachdem ich in der vorletzten Nacht, im Traum, wieder unverhofften Besuch bekommen hatte, dann gestern Nacht an einem mir noch unbekannten Ort der Stadt gewesen mit ganz wunderbaren und erstaunlichen Gebäuden, deren geschwungene Ziegeldächer speckig und rotbraun in der Sonne glänzen. Dorthin gelangt auf einer bis dahin unbekannten Bahnstrecke, auf welcher die Bahn eine erstaunlich sehr steile Abfahrt von einer Brücke nimmt. Ich mache eine Bemerkung zu der Straßenbahn-Fahrerin, irgendetwas mit Achterbahn. Ich habe mein Fahrrad dabei und steige an der Station Herrndorfstraße aus und sehe gleich das schöne Haus, dessen Dach ein wenig an einen Reptilienrücken erinnert, ein Gürteltier, vielleicht. Ich gelange in eine düstere und mit Staubfangtüchern verhangene Straße, in der mir gleich ein in Lumpen gekleideter und mit wirren Worten sprechender Mensch entgegenkommt, sodass ich gleich umkehre. Bemerke, wieviele Touristen in dieser Gegend sind und überlege, was die wohl in der Stadt machen mögen, jetzt, da doch alles geschlossen ist. Ein Dönerladen verkauft immerhin etwas zu Essen durch ein geöffnetes Fenster. Auf einem an einer Straßenecke stehenden Stadtplan steht folgerichtig „Nova Zona Touristica“, um diese Gegend zu bezeichnen. Es wird trotz des Ausnahmezustands einiges geboten, Straßenbahnen, die ich aus Kindheitstagen kenne, kutschieren die Besucher durch die Gegend. Ich kann mir gerade noch den Namen der Straßenbahnstation merken, denn ich habe vor, hier noch einmal herzukommen und dann den Fotoapparat mitzunehmen. Dann [aufgew.], froh über die schönen Bilder, die ich am letzten Rest der Nacht noch mir ausdenken konnte. Ich hatte tatsächlich den Wecker auf 7 Uhr vorgestellt, zuvor, fühlte mich dann in dieser Entscheidung zusätzlich bestätigt.

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Ich fahre ja z. Zt. aufgrund des Bestrebens, möglichst vielen Menschen möglichst weiträumig aus dem Weg zu gehen, mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das Rad müsste zum Schrauber, denn im Kugellager hat sich offenbar ein kleiner Schwarm mechanischer Spatzen niedergelassen, die mein Treten mit rhythmischem Spatzengezwitscher begleiten. Mein Arbeitsweg führt mich jeden Morgen und jeden Abend durch das Moor. Es ist bereiter denn je, sich das Land wiederzuholen. Schon lassen sich die Gänse auf dem Fußweg am See nieder.

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