ich kenne die Nummer nicht, denke erst, ein Roboter wäre dran. Erzählt u.a., in Kolumbien gäbe es gewissermaßen keine Post mehr. Nehme mir vor, ihm den Artikel zu kopieren und zu schicken, aus der Zeitung, die ich letztens in B. gekauf habe, die vom kolumbianischen Frieden berichtet. Nach 52 Jahren.
Ansichtskarten
Die Hundstage
sind kalendarisch überstanden, draußen hingegen ist das Thermometer, jetzt, um kurz vor 10 am Freitagabend, gerade so eben unter die 30 Grad gesunken. Wie auch alle übrigen Texte, habe ich den neuesten Eintrag auf ickinjapan.de heute am Morgen in der U-Bahn gelesen, auf dem Telefon-Bildschirm. Ich fand es schon die ganze Zeit über sehr passend, das so zu tun, und manchmal ergaben sich auch schöne Überlagerungen der Realitäten, wenn das kleine animierte Gif, welches oft zur Illustration vorangestellt wird, etwa eine U-Bahn-Situation zeigt. So auch heute, einfach weil sich schon auf dem Weg zur Arbeit ein anstrengender Tag jenseits der 30° andeutete. Ich hatte heute meinen Hut auf, der erstaunlicherweise, wie neulich entdeckt, aus Karton gefertigt ist und den ich in einem wirklich authentischen Laden in La Barcelonetta gekauft hatte. Aber was ist schon dagegen zu sagen? Eben.

Robert Delaunay: Femme avec le parapluie. Le Parisien.
An dieses Bild musste ich jedenfalls gleich denken, als ich heute morgen von dieser Sonnenschirm-Begegnung las. Es ist eines meiner Lieblingsbilder. Ich finde, der Sommer ist hier so deutlich zu sehen, und die Bewegung der Frau unter dem Sonnenschirm (lt. Titel ja auch hier ein zweckentfremdeter Regenschirm) ist so wunderschön unbestimmt und trotzdem so elegant. Schaut sie dort gerade in ein Notizbuch? Oder ist alles ganz anders gemeint? Für einen Moment dachte ich auch an eine anderswo beschriebene, großstädtische Begegnung, und wie es einmal so war, dass unser Netz ganz anders organisiert war, wenn überhaupt organisiert, und wir uns in unseren eigenen Texten begegnen konnten, fast wie zufällig.
Seit langem schon ist es ein Vorsatz, so wie jetzt hier versucht, wieder mehr, sozusagen im Vorbeigehen, auf andere Seiten hinzuweisen, damit das große Rauschen wieder leiser wird, damit wir uns wieder mehr auf uns selbst besinnen können – „und als der Moment vorbei war, ging sie zum Aufzug und ich zur Treppe.“
Peu à peu fabrizierte Postkarten
Raufrunterkunst in Limmer
Kunst im diffusen Licht, Kunst in der Dämmerung im Treppenhaus, Baustellenstrahler 100 Watt auf dem Dachboden. Geht gut, wie jetzt gerade in Limmer gezeigt wird. Da wird zur Zeit ein Wohnhaus zur temporären Galerie umgenutzt, und zwar noch bis zum 16. April. Im Treppenhaus, auf dem Dachboden und in drei Wohnungen hängen Werke von Ralf Bednar, Iris Schmitt, des Künstlerduos EX+, Nils Schumacher und Meike Zopf.
Die Straßenbahnhaltestelle ist die Wunstorfer Straße und fast direkt dort ist es dann auch. Am Mittwoch gibt es auf dem Dachboden eine Lesung mit u.a. Stefan Heuer und zur Finnisage am Samstag ein Hinterhofkonzert, Flohmarkt und alle Bilder ein letztes Mal in dieser Zusammenstellung zu sehen. Das ganze Programm usw. ausführlich auf der Facebookseite. Dort auch viele weitere Fotos von der Veranstaltung sowie dem Eröffnungskonzert.
Das innere Bild einer Orange
Es ist so dass nichts geschrieben werden wird über eventuelle Dinge mit Wäscheklammern oder einem abzugslosen Gasofen der in einem Hinterhofhaus stand und steht (worüber sowieso nichts geschrieben werden sollte, ggf.) oder darüber, sich vorzustellen, dass das Radio auf diesem Foto jetzt in diesem Moment genau dort steht, auf der kleinen Komode unter der Dachschräge, genaugenommen wäre es sogar leichter, eine geschlagene halbe Stunde über das innere Bild einer Orange zu meditieren, als sich dass vorzustellen. (Heute ganz leer).
Ereignet sich auch dies in der Pendelbewegung
des tgl. hin-und wieder zurückfahren von der Stadtmitte an den Stadtrand, das hier ausführlicst beschrieben steht, über das hier Fotos und Filme gezeigt sind und auf manchen von ihnen sind Geister zu sehen, und auf manchen von Ihnen sind Geister zusehen, doch das ist was bleibt vom Tag, oft nur die Menschen die ich in der Bahn sehe, die ich manchmal zulasse und oft ausblende, weißes Rauschen oder die Musik, wenn ich mit dem geheimen Buch, sie müssen denken es wäre geheim, oft ist nur schwer auszumachen sie dächten überhaupt etwas, jemals, es ist eingeschlagen (wie eine Bombe) in Packpapier und ist doch keine Bombenbauanleitung (Ach die schönen Blumen!), jedenfalls habe ich es noch nicht herausgefunden, die Sache mit dem Fahrstuhl, obschon ich erst gestern wieder dort im Krankenhaus war, denn es befindet sich ein Geldautomat der Evangelischen Bank ebd., wobei die Konfession der Bank mir herzlich egal, jedenfalls. Worte Schreibmaschine. In der Besuchertoilette ist UV-Licht gehängt, damit die Substanzenthusiasten es sich dort nicht gemütlich machen für ihren Rückfall von der Methadonpraxis ein paar Häuser weiter. Die kurze Strecke Marienstraße Kreuzung Sallstraße Hamburger Allee hin zum Aegi ist mir sehr bekannt geworden, wieder einmal, die schönen Wohnungsfenster mit den anderen Leben dahinter, veröffentlichen.
Ach die schönen Blumen!
[Nachgetragen aus dem Notizbuch][7.10.] Verschiedene Begebenheiten der letzten zwei Tage. Am Morgen hatte ich mich entschlossen, schnell ein Foto zu machen von dem weggeworfenen Blumenstrauß, der also halb in der Öffnung des Mülleimers am Ausgang der Station Expo Plaza steckte, war gerade mit einem kleinen Bogen umgekehrt und hatte auch die Leute an mir vorbeiziehen lassen, um nicht weiter aufzufallen. Dann stand jedoch die Frau dort und sagte zu mir „Die Blumen!“ — „Ja die hat jmd. weg geschmissen“ — „…ach die schönen Blumen!“ — „können Sie mitnehmen!“ (sie freut sich, nimmt den Strauß) „Oh wie schön, die Blumen!“. Am Fuße der Fußgängerbrücke zwei Feuerwehr-Lastautos. Später am Tag wird ein dicker Feuerwehrmann Holzpaletten aus dem Pavillon holen, die in die Laster verladen werden. Auf der Strecke zum Seiteneingasng wird er die leere „Ameise“ als Roller benutzen und mit Schwung über die Plaza rollern.
15:44 Gänse in der Luft. Ich höre sie nur.
[28.10.] Dann am nächsten Morgen [des 8.10.] sitzt eine Krähe auf dem stacheldrahtgeschützten Metallausleger, an welchem zu meiner Sicherheit eine Kamera hängt und auf den Steinplatz mit den 11 Bäumen glotzt. Krächzt den hohen Nebel an, als wär‘ das alles nichts. Der Pavillon wird in großen Bereichen als eine behelfsmäßige Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Am Wochenende wurde die Zeit umgestellt. Am Abend die beiden im Anzug, beim Bäcker im Supermarkt an der Marienstraße, die ganz offensichtlich zu wenig Zeit haben, denn sie müssen flüstern und grinsen und die Hände in die Anzugjackettaschen stecken und zu dem hinüberschauen, der in hellbeigen, ausgebeulten Hosenbeinen und einem hellgrauen Anorak mit seiner Halbglatze und seinem Leinenbeutel an der Käsetheke steht und viele Fragen zu den Käsesorten hat.
Die Plakate an der Hauswand, sie wurden alle entfernt, es hängen jetzt nur noch ein paar Fetzen dort am grauen Putz.
Hatte ich den Nebel erwähnt?
Aus den Briefen — 4 —
Keine Post für #Papergirl
Mit dieser Kopierkunst wollte ich durch skrupellose Ausnutzung der Aktion Papergirl 15 endgültig berühmt werden aber die Abwesenheit von Zeit, die hat’s verhindert.