Tief unter der Erde

Am Tag nach der feindlichen Übernahme stehe ich morgens in der Station Kröpcke, tief unter der Erde; übers Netz wird mir dieses Gedicht angetragen und während ich lese, erscheint neben mir aus dem Nichts eine der Unsichtbaren, stochert mit einem Spazierstock im Müllkorb, verschwindet dann wieder.

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orte die einen an andere orte erinnern, wie ein geruch vielleicht. eher fragmentarisch auch [aber wiederkehrend, immer an der selben stelle das ähnliche gefühl der erinnerung an einen ganz anderen ort, in einer ganz anderen zeit]

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Briefmarken, Wein und Kuchen kaufen vom letzten Geld, Druckertinte und Schnittblumen vom Markt.

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Fotos aus dem Februar (1):

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„Lass es ein Liebesbrief sein (sagt es zu mir) und blickt aus dem Fenster im Stockwerk der Hochachtungsvöllerei, mit wanstigem Takt die letzte Frisst verstrichen auf dem dünnen Brot. So ist es gut! (sagt es zu mir): „Streich das Fett schön auch in die Ecken rein, dass die Fläche ganz bedeckt sein soll!“ Die Flausen ausgetrieben, dass Durchhaltevermögen angelegt in Betonkatzengold. Konzert im Glasbunker (in der Nacht).  Ich nehme den ersten Stein und werfe ihn. Einer muss den Anfang machen.

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Transformers

zengarden-scratch101

Mal Dir einen Punkt mit Pech auf die Stirn wenn
Technologieunternehmen zu Einhörnern werden

Transformers hol sie Dir alle

+ niemand den Baum im Wald umfallen
(sieht, geschweige denn)

am Abend riecht der Marktplatz nach dem
(am Morgen gekauften Fisch)

Scherrgerät mit viel Ampère geladen:
Schwarze Tinte — schwarze Hose — Lesebrille
gieß Öl ins Feuer heiß
alle willkommen

[Wer billig kauft sieht sich immer zwei mal im Leben]

Erstsemester Schauspiel rennen schreiend über die Plaza. Gestern abend in der Bahn auf dem Handy Gedichte gelesen aus „Der goldene Fisch„, wie ich immer mehr dazu komme, wieder, aber mit einer ganz anderen Haltung dazu, jetzt, Gedichte zu lesen. Beim einlegen der frisch von Weiß auf Schwarz umlackierten Billy-Böden dann auch noch Reclam-Bände, zweisprachig, von Dickinson und Rimbaud („Une Saison en Enfer“) gefunden. Heute hieße das „Ein Sommer am Ballermann“. Auch den Band von Stefan muss ich noch einmal durchlesen bald, aber das ist ja auf einer Strecke zur Arbeit zu erledigen, oder in einer Mittagspause im Sidney Park.

Da ist der Schlüssel zum Haus der Eltern an Deinem Schlüsselbund,

Unbenannt-1

Museumsnacht am Samstag, auf dem Weg vom Historischen Museum zum Beginenturm — es sind ja (auch hier, stelle ich erstaunt fest) Touristen in der Stadt, sie sitzen draußen in den Altstadtkneipen und amüsieren sich ganz gut, wie es scheint. Im Landesmuseum gerate ich kurzzeitigst in einen kleinen Taumel zwischen den farbigen Wänden der Kunstsammlung, in die ich von den Brandbildern aus hineingerate, umkreise die Gemälde von Tür zu Tür, Raum zu Raum und gelange tatsächlich zu dem Gefühl des Verlaufen-Seins mitten im Museum, was wirklich ein erstrebenswerter Zustand ist. Später, als wir im Museumshof sitzen und der Welfen bei Pimm’s gedenken, erzählt ein Freund mir, der beruflich viel auf Halbleitern unterwegs ist, ihm wäre ähnliches passiert und sagt dann, er würde gerne mal einen halben freien Regentag hier im Museum verbringen und sich einfach nur die Dinge ansehen.

Dass Du nicht raus kannst aus der engen Haut?

[Die große Hitze der letzten Tage seit Donnerstag ist mit Donnerhall vorbei, seit 2 Stunden. Ich werde mich hüten, hier eine Meinung zum heutigen Referendum in Griechenland hineinzuschreiben.]

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sportplätze am rand des stadtwalds, hoffnungsvoll, frühes, grünes
licht. die Luft des großen ganzen auf ein mal zu atmen, der morgen
riecht nach gedeih und verderb. erfasste zeit; hat hier keinen ort.

werkzeugen

versammelt, geheftet auf
die seiten, wände, ein
langgezogenes eselsohr
zur erinnerung & das
merkwürdige gerät um
wasser abzuwägen, um
wieviel dünner es ist —
im vergleich

ungezählter abwesenheiten
in den dingen, die noch dort.

stumme diener //  offenbar
zwischen nut und federkiel.

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Dies ist ein Rezensions-Gedicht zu Stefan Heuers Gedichtband „werkstatt“, erschienen bei Parasitenpresse.

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kartoffelkatze

noch schläft das
dicke katzentier
am seidenen, faden,
morgen.

schnitz dir ein
kartoffelherz
leg es in die suppe
(neben das salz)

& der rosenkohl duftet
wie der kaninchenstall
im garten der freundin +

endlose von innen
leuchtende nachmittage
(mit bugs bunny auf dem
sofa) sitzend (bezogen
mit grünem cord)

im wohnzimmer der oma,

die tulpen riechen noch
nach packpapier.