Tief unter der Erde

Am Tag nach der feindlichen Übernahme stehe ich morgens in der Station Kröpcke, tief unter der Erde; übers Netz wird mir dieses Gedicht angetragen und während ich lese, erscheint neben mir aus dem Nichts eine der Unsichtbaren, stochert mit einem Spazierstock im Müllkorb, verschwindet dann wieder.

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orte die einen an andere orte erinnern, wie ein geruch vielleicht. eher fragmentarisch auch [aber wiederkehrend, immer an der selben stelle das ähnliche gefühl der erinnerung an einen ganz anderen ort, in einer ganz anderen zeit]

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Briefmarken, Wein und Kuchen kaufen vom letzten Geld, Druckertinte und Schnittblumen vom Markt.

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Fotos aus dem Februar (1):

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„Lass es ein Liebesbrief sein (sagt es zu mir) und blickt aus dem Fenster im Stockwerk der Hochachtungsvöllerei, mit wanstigem Takt die letzte Frisst verstrichen auf dem dünnen Brot. So ist es gut! (sagt es zu mir): „Streich das Fett schön auch in die Ecken rein, dass die Fläche ganz bedeckt sein soll!“ Die Flausen ausgetrieben, dass Durchhaltevermögen angelegt in Betonkatzengold. Konzert im Glasbunker (in der Nacht).  Ich nehme den ersten Stein und werfe ihn. Einer muss den Anfang machen.

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Generation A: 10 Questions for Douglas Coupland


Bei obig angezeigtem Video handelt es sich allerdings um ein Promo-Gerät welches Herr Coupland der sehr zwischen Nerdismus und Prophetismus aber jeweils mit einem Schmunzeln dann doch hin~ und herzupendeln scheint auf seinem ureigentsten Youtube-Kanal in das Netz eingespeist hat. Und Twittern tut er auch. Das Buch „Generation A“ ist am 1. September erschienen und ich hab es noch nicht (gelesen), werde dies aber tun sobald (ich es habe).

Orte der Handlung: Generation X (1)

Wie erstaunt ich war, obwohl ich es eigentlich erwartet hatte, doch mit den Zeiten genug Bilder von dort gesehen, oder zumindest von Orten die symbolisch dafür stehen was hier gemeint ist: Wie erstaunt ich war, dass die Bilder von den Orten der Handlung, die ich bei einem großen Anbieter recherchierte, sich so sehr mit den inneren decken, ja fast schon mit ihnen übereinzustimmen scheinen: Die Wüste: Die Geschichtslosigkeit (des Ortes) in Pastell- und Erdtönen: Wieder einmal fällt auf, wie genau Coupland es mit der Gegend nimmt, wie sehr sie für ihn auch eine innere Einstellung wiedergeben kann. Was er im Reportagenband „Amerikanische Polaroids“ (ein paar Jahre später nur) fortführt, ist hier bereits auch schon angelegt, die Suche nach der Identität in einem Land, in dem die Völkerwanderung ganz zum Ende angekommen ist.

„¶It’s a day later (well, actually not even twelve hours later) and the five of us are rattling down Indian Avenue, headed for our afternoon picnic up in the mountains […]“

Douglas Campbell Coupland: „Generation X“,
Time Warner Book Group UK, London 1991, Seite 11.


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„The car rolls along. ¶“Sometimes“, says Claire, as we drive past the I. Magnin where she works, „I develop this weird feeling when I watch these endless waves of gray hair gobbling up the jewels and perfume at work. I feel like I’m watching this enourmous dinner table surrounded by hundreds of greedy little children who are so spoiled, and so impatient, that they can’t even wait for food to be prepared. They have to reach for live animals placed on the table and suck the food right out of them.“ […]“

Douglas Campbell Coupland: „Generation X“,
Time Warner Book Group UK, London 1991, Seite 11-12.


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„I went to work at I. Magnin in Palm Springs California in 1988. I was counter manager for La Prarie and Clinique cosmetics. The store was the newest building in the chain. it opened in 1985 and replaced a rather tired shop worn 1960’s building. The new location was very modern done in soft pastel pinks and mint greens, every morning we would hear the xylaphone chimes (like in Grease at Rydel High School) saying „Good Morning Staff I. Magnin is open for business, have a good day“. The store had a glass sky light over the escalators that brought beautiful natural light into the store.“

http://greenspun.com/bboard/q-and-a-fetch-msg.tcl?msg_id=00BOCc

Desert Fashion Plaza, Ex-Home of I. Magnin

[http://www.flickr.com/photos/mliu92/ / CC BY-NC-SA 2.0]

„But again, the village is not entirely dead. A few people do live here, and these few troopers have a splendid view of the windmil ranch down below them that borders the highway […]“

Douglas Campbell Coupland: „Generation X“,
Time Warner Book Group UK, London 1991, Seite 11.


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„So, after cruising around house-free streets, Claire chooses the corner of Cottonwood and Sapphire Avenues for our picnic, not because there’s anything there (which there isn’t, merely a crumbling asphalt road beeing reclaimed by sage and creosote bushes) but rather because „if you try real hard you can almost feel how optimistic the developers were when they named this place““

Douglas Campbell Coupland: „Generation X“,
Time Warner Book Group UK, London 1991, Seite 18.


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Generation X

Douglas Campbell Coupland: „Generation X“,
Time Warner Book Group UK, London 1991, Seite 3.

neulich wurde ich von einer arbeitsfreundin der liebsten, diejenige fotografin ist,  aufgenommen. wie ich in meinem lieblingsbuch lese. dies allerdings war bereits eine schwere entscheidung, die ich niemandem wünsche. ich pendelte ja zwischen auster und coupland und irgendwem abgefahrenen unbekannten total coolen, (meine reputation in der aussenwirkung erheblich zu steigern). war dann aber ehrlich und entschied mich für den bestseller, der mir zur stichwortgabe „lieblingsbuch“ als erstes in den sinn gekommen war.

und jetzt lese ich das nach jahren wieder, zum ersten mal in der sprache in der es verfasst wurde und habe dazu einiges aufzuschreiben.

wie weit weg das inzwischen ist: wie merkwürdig, dass hier (und als ich das erstmalig las gerade eben erst) dieses internet noch garkein thema war: wie sehr aus einer anderen zeit es deshalb wirkt, bereits nach den ersten seiten, dies aber wohl dem eindruck geschuldet den ich noch von den jüngsten werken couplands im gedächtnis habe. wie ich mich damals, themenkreis literatur und identität/projektion, dort gut aufgehoben gefühlt habe, zwischen den zeilen: zwischen den begleitenden copy-art mäßigen grafiken, den neologismen, die in der art von lexika-einträgen begleitend aufgeführt werden. wie wahr das alles geworden ist. wie das damals war:

& wie ich immer noch ich selbst bin und dennoch wer ganz anderes: als ich einmal nachtwächter auf der cebit war dachte ich auch, dass dies das perfekte beispiel für einen dieser mcjobs wäre: der schlechtbezahlteste, mieseste job auf der weltgrößten *fucking* cutting edge computermesse der welt, in der durchschnittlauchsten metropole vom kompletten lonely planet.

und das ist nun also mein lieblingsbuch: auch deshalb, weil ich (u.a. in meiner mir gesellschaftlich zugedachten rolle als guter gymnasiast) zuvor natürlich vorzugsweise kafka-lesend versuchsweise stoisch in erscheinung zu treten mich bemühte: und herr coupland mir die tür aufstieß zu einer ganz anderen art von literaturen, die ich so nicht kannte, in der markennamen, fernsehen und marilyn monroe ganz selbstverständlich und selbstbewusst auftraten: die mich seitdem.

meine bis zur wand unter dem schreibtisch ausgestreckten füße (während ich dies hier niederschreibe:) sind angetan mit dem uniformen schuhwerk aller berufsjungendlichen der westlichen welt; chucks converse. made in vietnam.

[Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde, die sich dreht]

Filmwoche 2009 (9)

„The Gum Thief“ von Douglas Coupland ist 1.) ein Briefroman der 2.) eine „Geschichte in der Geschichte“ beinhaltet und 3.) zumindest teilweise filmisch umgesetzt wurde. Diese Filmschnippsel hat Coupland auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht. Das ist konsequent, schließlich geht es in seinen Büchern auch ständig um dieses ganze moderne Zeug (eigentlich geht es um etwas anderes). Chronologisch fängt die Sache rechts unten in der Ecke an und arbeitet sich dann entgegen der Leserichtung nach oben vor. Hier schneit es schon wieder.


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(Filmwoche 2009: #1 | #2 | #3 | #4 | #5 | #6 | #7 | #8 | #9 | #10)

an der bushalte stehe ich,

bin spät dran heute, aus einem Fenster gegenüber klingt ein Lied, „Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben“. Schallt es laut in die Vossstraße. Die Schlagzeile der Bild am Kiosk dreht sich, erinnere ich, um Beamten-Pensionen. Das sind solche Häuser, in denen die Staatsdiener billig Urlaub machen können. Im Bus, der mich durch die schöne Stadt fährt, lese ich in Couplands „The Gum Thief“. Ein Briefroman. Wie immer großes (wenn nicht größtmögliches) Einverstanden-Sein mit meinem hätte-ich-Idole-dann-wäre-er-dabei-Idol. JPod war zwar ein wenig anders. Dann ist dort diese Frau im Bus und lehnt sich so gegen die Haltestange das sie erstens den Durchgang versperrt und mir zweitens den Zugang zum Stop-Knopf, und ich denke „Muss die fette Kuh sich so bräsig da hin stellen“, und sowas denkt man halt eben einfach so.

Schreibe viel in mein Notizbuch in diesen Tagen. Muss bei Obamas „Yes we can!“ immer an „Bob der Baumeister“ denken. „Schaffen wir das? Yo wir schaffen das!“ Häusle Baue. Lost in Constructivism.

JPod

„“Oh god, I feel like a Refugee from a Douglas Coupland Novel“ „That asshole“ (JPod, P. 17)

„It’s like Melrose Place“ „Melrose?“ said Bree. „That was a hundred years ago“ John Doe got excited „I watched the whole Series on DVD. Remember when the script writers couldn’t come up with personalities or characteristics for the characters? They simply made them all go psycho, one by one.“ Bree nodded. „It worked, didn’t it?“ Evil Mark added, „I liked that show.“ I said, „I never watched it. I felt target-marketed.“ „Aaron Spelling made so much money with it“ said Kaitlin. „But didn’t you notice that, when they started, they were all twentysomething slackers looking for meaning in live, living in a motel-like complex with a swimming pool in the centre?“ Bree said „That’s exactly like the characters in Douglas Coupland’s 1991 novel, Generation X.“ „Exactly“ „So they ripped Coupland off?“ „That’s harsh and actionable. But who are we to say?“ (JPod, P. 123)

Ich lese JPod. Ich lese JPod. Ich lese JPod. Ich fühle mich gut aufgehoben zwischen den Zeilen. Ich habe einen Ordner auf meinem Desktop, der nach ihm benannt ist, und dort befindet sich ein Brief an Coupland himself darin, ich mache hier keine Scherze. Das wird ein Roma, or a Novel, at least an Essay. In seinem Roman „JPod“ (Ich lese JPod. Ich lese JPod. Ich lese JPod!) bringt er sich selbst ein, macht er sich selbst zu einer eigenen Romanfigur, die Zitate oberhalb deuten dies bereits an, alles weitere führte zu weit. Mr. Vancouver macht den Auster. Und er trägt jetzt auch Bart, genau wie ich z. Zt.