war ich auf Inseln, im Mittelmeer, an großen Straßen stand vor salzigen Bergen. Hier war es ruhig, hier war verschwunden. Jetzt, leider, ist dort verschwunden. Ich besitze eine schöne Sammlung von Trugbildern, die sich täglich vermehrt und größer wird, an Wahrheitsgehalt zunimmt wie auch die Meere immer salziger werden mit all ihren Jahren.
Jede neue Umschichtung all dieser Texte in all diesen Dateien in all diesen vielen, vielen Ordnern fördert vergessene Fragmente meines Schreibens zutage, ich werde zusehends zu einem Archäologen der eigenen Selbst-Konstruktionen, der eigenen Schichtung und Geschichtung. Das Schreiben ist oft so impulsgetrieben, es ist so selbstverständlich geworden, dass ich beim besten Willem den Überblick verloren habe und nur so dahintreibe zwischen all diesen Zetteln, Notizbüchern, .txt-Dateien und dahingeworfenen Apokalypsen, die in sich selbst verschwinden.
Ich besitze eine schöne Sammlung von Trugbildern, die keine sind, weil ich beim Fotografieren keine Filter benutze und beim Schreiben nur durchschaubare Chiffren. Einen Teil davon trage ich tagtäglich in einem kleinen Kasten mit mir herum, in der Hosentasche, in der Jackentasche, in der vorderen (linken oder rechten) Rucksacktasche. Meine Trugbilder sind Beweisfotos, die mir bezeugen sollen, dass Orte existieren, an denen ich einmal (ja, an denen wir einmal) gewesen sind, auf deren Existenz außerhalb der Zeiten, zu denen wir uns dort aufhielten, aber nichts weiter hindeutet, von massenhaften Zeugnissen fragwürdiger Glaubhaftigkeit einmal abgesehen.
Verloren in den Beweisen der eigenen Existenz, eine Welt aus Zetteln, eine selbst erschaffene Welt aus Papier, Kreuz- und Querverweisen, die in den blauen Himmel hineinwuchern und mir über den Kopf wachsen. Trotzdem ist alles so, wie es sein soll, schön an seinem Ort und hat genau seinen Platz in der bekannten Welt.
War ich auf Inseln, im Mittelmeer, an großen Straßen stand vor salzigen Bergen.
Ein Kommentar zu “Zwischen zeitlich”