Dies Landschaft uns alle,

auch wenn es an der Landschaft einiges zu kritisieren oder zu bemäkeln gäbe. dabei kann man die evolution nicht kritisieren. geht garnicht. ich bin da eh raus, auch und insbesondere aufgrund dieses versuches, netzliteratur aus zusammengeglaubten blogbeiträgen zu erstellen zu versuchen (zu erstellen zu versuchen imstande zu sein) (im entstehen begriffen hab ich das noch lange nicht) (work in progress) staubsauger). im gegensatz zur matte ma tick muss man in der literatur klammern nicht zwingend bis an ihr ende (zwingen). von anfang an. es sollte endlich mal ein manifesto der netzliteratur geben, ähnlich dem der dogma filme, welches dann auch ständig gebrochen und abgebogen wird. zum deutschen eck. um die ecke gedacht. à pro hintern staubsauger: in diesem camphill, in dem ich für fünf großartige und herzensschwere wochen meiner jugend zu arbeiten die ehre hatte, dort war einer, der kategorisierte seine mitmenschen nach haushaltsgerätemarken: „she’s a hoover!“. ein partikelschwarm, der ganz anderen logarythmen folgte, als denen, denen wir,

also, dies landschaft uns alle. so war der titel des ersten kapitels eines romans, den ich nicht schreiben werde, aufgrund dessen ich das rumgeschreibe auch ebensogut hier veröffentlichen kann: der hungrige chinese hingegen hat relativ gute chancen. weitergeschrieben. zu werden. das schlitzauge. das stahlgeile monster. das tibetanische-mönche-zum-frühstück-fressende ungetüm. ich bin 12 meter groß. liegt voll im europäische-union-angst-vor-china-trend. welcher hunderasse gehört eigentlich der trendsetter zu? bluthund, vermutetermaßen.

Dies Landschaft uns alle.

 

dies ist die Geschichte des Dorfes Schlimmerenden. es liegt kurz nach Elmshorn gelegen im Marschland, und sein Name sagt eigentlich schon alles. Schlimmerenden hat zwei Nachbardörfer, Seisdrum und Hoffnung, deren Namen eigentlich auch schon. man könnte vermuten, dies sei eine Dorfchronik, und sie begänne vielleicht beim alten Kaiser, wir erinnern uns… dies ist eine Dorfchronik, und sie beginnt heute. sie beginnt mit Hoffnung, genauer: “zur Hoffnung”, welches die Dorfkneipe an der B6 ist, wo in der nächsten Kurve schon viele Piloten ihren Heldentod fanden.

draußen, vor den gelblichen Bleiglasfenstern der Hoffnung (an Ruhetagen von grauen Jalousien verdeckt), herrscht das übliche, fröhlich-frische Frühlingswetter: steifer Wind, Regengrauer Himmel und gefühlte-viel-zu-kalt. silbermetallische VW-passats, audi-100ertrs und 3er-bmws, gefüllt mit Außendienstlern, knallen die B6 in einem Tempo wie im Werbefernsehen hinunter. die gelben Butzenscheiben und das frakturale Zeichen “Zur Hoffnung” bemerkt fast niemand der von Dudelfunk und Heizgebläse eingelullten Pioniere des Kapitals.

Die Kneipe trägt ihren Namen offenbar zu recht, denn in dieser Gegend tragen eigentlich alle Lokalitäten dieses Zeichen im Wappen. das erwünschte, das grüne, das vierblättrige Kleeblatt wird jedoch, und das ist wahrscheinlich, auf ewig dreiblättriges Kuhfutter bleiben. wenn die Kuh glücklich ist. das es in dieser Gegend angeblich mehr Kühe als Menschen gibt, ist nicht so ganz sicher, man ist sich unentschieden.

Hinter den Schoten der Scheiben, den Schutzschildern gegen die Horizonte, die vier, in jeder Richtung einer, die dieses Stück Land beherrschen, herrscht frühnachmittägliche Aschenbecher + Bierglas-Stimmung. zwei Außendienstler sind auf dem weg von Itzehoe nach Hannover bei der Hoffnung hängengeblieben, und haben einen vorzüglichen Mittagstisch aus der Tiefkühltruhe genossen. Ein Raiffeisenbeauftragter sitzt an der Theke und unterhält sich mit der Wirtin, einer hefigen, grobgekörnten mitt-fünfzigerin mit zu roten Lippen, zu blonden Haaren und zuviel Teer in der Lunge. Er war mal, aber das ist lange her, in sie verliebt, in der Schule, damals, bevor sie mit dem Karl, aber da wären wir dann fast wieder beim Kaiser. Jetzt hat er schon zuviel gehabt, für die Uhrzeit, und ein kleiner, halbverfaulter Rest romantischer Gefühle brodelt in seiner Mördergrube, “immer noch dieselben blonden Haare, dieselben vollen Lippen wie damals, die Inga;”. Inga ist jetzt Witwe, ihr Karl, der Alkohol, der Kehlkopf, und auch in Hamburg konnten sie nichts mehr machen. Den Heldentod gestorben, wie die jungen Kerle, in der Kurve, die gleich nach der Hoffnung kommt und die soviele nicht kriegen, nachdem sie zuviel hatten.

Er denkt nach, und erzählt ihr, vom nächsten Jahr, und das alles besser wird, und die neue Melkmaschine. Und er beneidet die Außendienstler, was für ein aufregendes Leben, heute hier und morgen dort, in silbermetallischen Dienstwagen. “Ich hab höchstens einen Traktor als Dienstauto”, denkt er sich noch, bevor er wieder in Inga‘s Lippenstiftskulpturen versinkt.

 

2.) begreife dein „werk“ niemals als abgeschlossen.

 

[drei punkte]

* was ich schön finde: an einem heissen tag, wie heute einer war: durch eine unbedeutete stasse dieser unbedeuteten stadt zu fahren, auf meinem fahrrad, und dann, aus einem fenster, jemanden auf dem klavier spielen zu hören, eine étude, eine übung, vielleicht, dies ist keine übung, vielleicht, und dazu den sommergruch meiner sonnenbeschienenen arme. * der geruch von radiergummi auf den fingern, (=spuren tilgend).

vorhin

im copyshop; die alte dame im naturgefärbten kleid, mit bienenwachsimprägnierten band an der brille; die ihre schreibunten flyer zum thema transzendentale meditation versehentlich an den s/w-drucker schickte; der copyshop-betreiber, der ihr die sache mit der dateigröße zu erklären versuchte und zwar wirklich gut, aber nicht herablassend; ausgedruckt liegt es auf dem schreibtisch und kann mir nicht das wochenende vermiesen; nachher wieder das grüne licht, die geräuschkulisse der massen, die in mein zimmer projiziert werden; es lebe das punktkomma! hail hail!

heute

unterbrach ich meine wissenschaftliche tätigkeit, die sich insbesondere und hyperdisziplinär (sic!) mit den literaturwissenschaftlich relevanten gebieten der chaosforschung befasst, was mal eben eigentlich alle gebiete der literaturwissenschaft betrifft, aber egal, aufgrund des wunsches meiner liebsten, der sehr nach „auf der wiese sitzen, bier trinken, livemusik hören und vielleicht dann noch tanzen und umsonst“ war, um dem „festival contre le racisme“ beizusitzen auf der wiese. bevor wir uns noch entsprechend in der hintersten reihe platzen lassen konnten traf ich einen aus dem iran stammenden techniker von radio flora, der, rein zufällig dort anwesend, meine anwesenheit ebd. im sinne von involviertheit, legitimierte. was uns beiden herzlichst scheissegal war. er kannte mich auch zunächst garnicht, weil mein bart verschwunden war nach unserem letzten treffen, und wir sehen ja eh alle gleich aus für die. ich habe jetzt eine halbe stunde dafür verwendet, den link zu suchen, habe den nicht gefunden und bin mir trotz dem sicher, rosarauschen.tk, der dort mit laptop etc. auftrat, hier schon einmal erwähnt zu haben. auch egal. putzig fand ich den exil-kubaner, derjenige besoffenerseits den (ich glaube aus kenia stammenden) ausländer innen sprecher vom asta mit rastafari-vokabular zu beeindrucken versuchte, womit dieser, obwohl er sich mühe gab und einen äußerst dunklen teint zutage trug, nichts anfangen konnte. tja.

mir ist das alles egal.

heute:

leicht verpeilt in der bibliothek auf der expo, auf dem hinweg in der u-bahn der jungspießer mit seinen karteikarten, noch schnell die klausur auswendig lernen, auf dem rückweg die starkverschleierte muslima, lesend, die religiöse ausgerichtetheit ist natürlich ein vom äusseren anschein geprägtes vorurteil, der gegenüber sich dann eine wenig verschleierte tussi hinsetzte, knistern lag in der luft, die tussi stieg an der nächsten station aus, woraufhin: sich eine ebenfalls kopftuchtragende, aber dazu einen anzug mit dicken schwarzen streifen auf weissem untergrund sowie sunglaces auf dem kopftuch, hochgeschoben, die dann tatsächlich ein faksimile las, von rechts nach links. viel mehr knistern.: offensichtlich westlich-orientiert, aber kulturbewusst vs. fundamentalistisch, und dazu die um einige nuancen dunklere haut der hosenanzug. tragenden. am abend dann, nachdem ich erst den boss mit hometown in einer dokumentation zu barack obama hörte (die probleme mit der weissen arbeiterklasse) dann direkt, ein paar minuten später, ein amerikanischer sportwagen mit bis zum mittelsteg offenen flügeltürenfenstern, airbrush-lackierung, eben dieses lied. nur eine weile später die ganz klassisch deutsch-türkisch (violettes ganzkörpersackgewand, kopftuch) angezogene dame, einen roulator vor sich herschiebend, in zwei metern abstand hinter ihr(!) ihr ebenfalls anatolisch-metropol (anzughose, meliertes sacko, rasierte haare + vollbart) erscheinender gatte. sie setzten sich, offenbar erschöpft, auf die treppen des aufgangs zum (ehemals türkis-violletten) bürohauskomplex.

man muss nur genau hinschauen.