Hier lese ich die Tage

, mit dem gefilterten Auge, mit dem unbewussten Auge, mit dem Auge das zur Seite blickt und schweigt. Hier könnte auch gewohnt werden, ein improvisiertes Leben durch die Zeiten hindurch, so wie ich es ein wenig erinnere von gegenüber der Straße, ein wenig weiter die Straße hoch noch, wo die Fabriketagen neue Umfunktionen bekamen, vor Jahren, Jahrzehnten fast schon. Die Stadt ist also so sehr in mir, dass ich das alles weiß, so sehr, dass es kaum mehr eine Straße gibt, zumindest für die zweitbreitesten lässt sich das sagen, zu der mir nicht etwas einfallen könnte, vielleicht werde ich mich einmal darauf verlegen für eine Weile, mir das aus den Fingern zu schreiben, was mir zu den Orten der Stadt einfällt. Und doch entdeckt sich immer noch Neues, z.B. — das bedeutet aber immer gleich, an eine Transformation dessen zu denken, was vorgefunden wird. An eine weniger zweckmäßige Verortung, mit lauten Bäumen auf den Dächern. Gestern die ISS gesehen, die am Abendhimmel vorüberzog. In der Nacht dann wieder ein gewaltiges Donnern und Blitzen, Donnern und Blitzen. Den Schreibtisch könnte ich auch mal wieder aufräumen. Letzte Dienstbesprechung. Morgen in der ersten Stunde Bildinterpretation. Heute M. getroffen, in der deshalb etwas längeren Mittagspause. Zufällig einen unbekannten Musiker gesehen, der ein wenig desorientiert durch die Passerelle ging, mit Sonnenbrille auf. Im Café dann ein Akkordeonspieler. Wir trinken vermutlich auf Milch, Sahne und Crushed Ice basierende Kaltgetränke, meines mit Café, M. hat ein Glas dessen Inhalt Banane und Blaubeeren enthält, resp. Blueberry Banana, was natürlich nicht dasselbe sein kann. Am Nebentisch unterhalten sich zwei Mädchen über Abstufungen der Eifersucht, die sie gut finden oder nicht, bei sich selbst und anderen, bevor sie sich der höherer Kaffeesatzleserei zuwenden, also den Mathe-Hausarbeiten.

Ein Hund liegt platt auf dem Boden vor dem Supermarkt-Eingang

Jetzt könnte ich einen Brief weiterschreiben oder einen neuen beginnen oder ich könnte auch neue Musik auf das alte Telefon laden oder jungen Wein in alte Schläuche füllen, for whatever that means, oder die Aufnahmen anhören, oder ich warte einfach. Darauf das die Zeit vergeht. Man sollte sich hüten, der Annahme zu verfallen, dass sie das von selber tun würde. Das ist nämlich nicht so. Schließlich fällt auch niemand einen Baum, ohne hinzusehen. Ein Bild würde garnichts sagen, hätten wir die Worte nicht. So lässt der Text weiter auf sich warten, die Alben der Reisen nun auch endlich angelegt. Links liegen lassen. Später einmal, später dann.

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