Am schönen Ende des Ihmezentrum, dieses Ungetüm Betonkloz (direkt an der Benno-Ohnesorg-Brücke), das jetzt revitalisiert werden soll, von einer Berliner Firma, übrigens, also dort, im Capitol, welches nicht dazugehört zu den Neubauten, drehte sich am gestrigen Abend, ein Perpetuum Mobile. Unter anderem. Ein solches Wundergerät besteht aus mit Gaffertape zusammengeklebten (zerknüllten) Plastikgetränkeflaschen, welche durch ein Mikrofon nur sachte berührt diese Töne von sich geben. Andere Wundergeräte ebenfalls vorhanden. Später mehr. Herr Bargeld zu Beispielen, angetan in einem antrazitenen Dreiteiler, hervorragend bescheitelt und sehr präsent. Erklärt, warum der Auftakt der UK-Tour ausgerechnet in Hannover Stadt findet mit der starken Verbundenheit des Königreiches zur britischen Monarchie, was allerdings ein wenig an fadenscheinigen Haaren herbeigezogen.
Das Capitol ist nicht ausverkauft, was ein schöner Umstand ist, so haben alle genug Platz und wir freie Sicht vom Balkon aus auf die Bühne, den Neubauten beim aufspielen zuzusehen. Ich erinnere mich an dieses Interview mit Gero von Böhm, in welchem Schlaumeier von Böhm Hr. Bargeld zu polarisieren versucht indem er ihn fragt warum die Einstürzenden früher so Krach gemacht hätten und nun nur noch Leise töne spielten, worauf der antwortet es wäre immer noch dasselbe. So auch das Koncert, eine Abwechslung von Laut und Leise, von Ohrenbetäubung und gehauchter, hoffnungsloser Melancholie. Schwer von Begriff in Worte zu fassen, dass.
Leider ist aufgrund der Unfähigkeit magelnden Erfahrung des Tontechnikers mit derartigem Gereusch vieles von den Worten die dort fallen schwer verständlich. Auch habe ich die neuesten Sachen, die ja häufig nur einem willigen Rudel von Abonennten zur Verfügung stehen und standen kaum verfolgt, so dass eine Playlist hier reine Luftschlosserei wäre. Was zählt? = Der Gesamteindruck. Großartig. Schau ich mir auch gerne noch ein zweites Mal an. Wie dort auf Abflussrohren aus Plaste Xylophoniert wurde, kleine Metalstäbchen oder auch ein Sack mit sog. Füllmaterial aus Styropor zum Einsatz kamen, wie Herr Blixa (Publikum, wenig einfühlsam: Ausziehen, ausziehen!!, Bargeld, sich windend: ICH BIN DOCH SCHON NACKT!) die Texte mit den Händen in den Lüften nachformt, die ihn umgeben. Höhepunkt für mich war Die Befindlichkeit des Landes, dieses Stück in der das ganze Elend. Das mich immer so an Berlin erinnert, im November, dieses schreckliche Berlin. Als ich mit dem ICE dort hineinfuhr, damals noch an der Baustelle des jetzt neu eröffneten Lehrter Bahnhofes vorbei, und auf dem Walkman dieses Lied hörte, in weiser Vorraussicht.
Das Publikum ist so 50:50 gemischt in erste und zweite Generation der Menschen die solche Musiken sich gerne anhören mögen. Die erste Generation nervt etwas, da offenbar viele irgendwann in den 80ern eine Pilzvergiftung erlitten haben. Die zweite Generation erstaunt dadurch das sie höflich darum bittet, an den vor uns stehenden Aschenbecher heranzudürfen, um die Kippe auszudrücken.
Alles in allem (vermutlich der Titel des allerletzten Albums dann, irgendwann, einmal): Äußerst und bis aufs äußerste beindruckend. Alles ist ein Musikinstrument, auch 15-Liter-Olivenöl-Kaniszter!
( Eine Merkwürdige Idee die mir zwischendurch kam, dass die Neubauten garnicht so weit von Element of Crime entfernt sind wie man immer zu denken sich befleißigt fühlt. Eine Merkwürdige Begebenheit von Heute: Mit elektronischer Post festgestellt das Herr UKW Einheit (bereits am 19. dieses Monats) ein freundschaftliches Verhältnis zu dem berüchtigten Künstlerkollerktief the nylon standard beantragt hat. Wenn er sich da mal nicht ins eigene Fleisch. Außerdem hier irgendwo ein Komma, vergessen.)
Nur ein bisschen Klugscheisserei dazu: Was Du als Perpetuum Mobile beschreibst, ist zwar auf dem Cover der gleichnamigen CD abgebildet, heisst aber Aircake, besteht aus zusammengeschmolzenen PET-Flaschen (kein Gaffa!) und erzeugt Töne, indem ein Luftstrahl aus einem Kompressor drangehalten wird, während der AirCake sich dreht, nicht nur ein Mikro. Trotzdem schönen Dank für das Posten des Clips, den kannte ich noch nicht.
Sehr schön, nochmals danke. Hätte ich wohl doch die 30 Öcken ablatzen sollen…zu spät. Fällt mir ein, habe ja mal wieder wie so alle Jubeljahr Lotto gespielt und sollte mal nachschauen…Vielleicht kann ich die Jungs ja zu einem Privatkonzert einladen.
Ich habe mal spaßeshalber gegoogelt – es scheinen noch gar nicht so wahnsinnig viele Leute auf die naheliegende, aber brillante Überschrift gekommen zu sein…
die ist ja auch ein tocotronic-zitat, vielleicht findet man das unpassend?
Tja, wieder was dazu gelernt. Ich kannte nur das Originalzitat, dass ja häufiger auftaucht.
Hier mal den siamfisch nachgeamt und überschlau daherkommen: http://www.pacifier.com/~ascott/they/tamildaa.htm
ich lass mich gerne berichtigen, war mir fast schon klar als ich das schrob das es eigentlich nicht von den hamburgern sein kann. der siamfisch hingegen wendet nur eine andere sichweise auf dieses dingens an, nämlich eine naturwissenschaftlich-rationalistische, wohingegen die meinige eine poetische ist, gewiszermaszen, bla bla bla bla bla bla bla bla bla bla bla bla bl°up.
Es klingt wie ausgedacht: das erste Mal sah ich die Neubauten in Wuppertal.