Aus dem schwarz-roten Notizbuch, nachgetragen

 

9.12./MORGENS

Die Krähen essen sich satt auf dem Feld. Die Rübenberge die mich erinnern an Bilder kambodschanischer Schädelhaufen.

9.12./AM ABEND

Die feingespannte Haut, die schon das kleine Schädelchen zeigt unter den schönen bunten Farben

IM ZUG

Ich sitze im Zug nach Bremen und die Stadt zieht draußen vorbei, gelbe Laternen brechen sich drei mal, vier mal, fünf mal in den Reflektionen des Zugfensters. Eine Weile verläuft die nahe Autobahn parallel zum Zug, ein LKW wird zum Trabanten. Eine Laufschrift tickert wichtige Botschaften in den geschlossenen Raum, Uhrzeit, nächster Halt Dörverden, Zielort und ob das Klo gerade besetzt ist. David Bowies „Ziggy Stardust“, das Telefon bucht sich in eine neue Funkzelle ein, ich könnte heute noch das Meer sehen.

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11.12.“I love you I love you I love you“ singt der Beatle und französisch. Gerade über die Aller gefahren. Großes Kino. (Windräder!). Gestern mitten in der Nacht noch auf die Queer-Party gegangen mit C. und einer handvoll hölländischer Hausbesetzer. Kampfzone al Dente. (halbpornographische Botschaften wurden an die Wand des „Marktes der Möglichkeiten“ geworfen) Mein Ekel vor der Fleischbeschau wurde mir natürlich missverstanden. Wie doof, das ist mir doch sowas von égal.

Nun sitze ich hier in meinem Kneipendunst im Zug und fahre durch das schöne graue Winterland. Nienburg/Weser – im Wartebereich auf dem Bahnsteig die Sprüche „Band die sich Pferd nannten“ und darunter „arte-Fans gegen rechts“. Dazu ein Ensemble von einer leeren halbliterflasche Graskovskaja und 4,5 Underberg (o.ä.). Better run for your life if you can little girl.

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Ausgerechnet bei K. die nicht raucht, nicht trinkt, kein Fleisch ißt, im Wohnwagen lebt und demnächst mit der einjährigen Tochter nach Indien fliegt (das ganze Programm, ja) so etwas wie Verständnis verspürt für das was ich mache (das es gut ist), obwohl ich Ihr nichts erzählt habe. Als ich ihr sagte das ich das Kribbeln in den Händen gerne mag (beim hereinkommen) und die Kalte Luft draußen.Was für eine Zugfahrt (Tøg). Gespräch: „Pass mal auf, direkt am Bahnhof, hinterm Bahnhof, da ist ’ne Disko, ne, dann ist da Bar, Hocker und so da kannste die Musik hören, da kann man sich unterhalten, ne!?. Das ist voll da gehen dreihundert Leute in den Laden dann sind 50 Leute drin ist der Laden voll“ und dann später derselbe mit derselben Wochenendausflugsstimme „Paranoide Psychose, ne, Verfolgungswahn, paranoide Psychose hat der“ daraufhin sein Reisegefährte „Ja ich hab auch ’nen Freund der hatte mal Größenwahn ab und zu“

Neustadt (a. Rbg.). With a little Help from my Friends.

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