Child Abuse und Major Murks

Manchmal gehe ich aus, um einzukehren. Manchmal bin ich dann an Orten, die schwer zu finden sind: obschon mitten in der Stadt, doch an einem verwunschenen Ort, zu einer verwunschenen Zeit. Oder am Montag. In der FAUST war in einem Proberaum ein Konzert angekündigt, die New Yorker Child Abuse gaben sich dort die Ehre. Getränke jedenfalls sollten selbst mitgebracht werden, was kein großes Problem darstellte. Draußen war noch Eis in einer trüben Rinne, die sich auf kniehöhe an der Hauswand befand und zu Zeiten der Bettfedernfabrik für etwas gut gewesen ist. Feingliedrige Äste befingerten den fahlen Nachthimmel, der Radweg war mit steigendem Pegel auch nah am Wasser gebaut. Nur an dieser Stelle wird er von an der Wand angebrachten Neonröhren beleuchtet. Hier ist auch die eigene Geschichte, wie die der Stadt und der Familie, die Fußwegs 5 Minuten vom Flussufer die erste Wohnung in Hannover hatte. Zwischen den zwei Kriegen, die Fabrik, in der der Übungsraum liegt, gab es damals schon. Merkwürdig, sich das vorzustellen, während die Musik spielt.

Zunächst spielte Major Murks ein ca. ½-stündiges Set auf seinen zwei Schneider-Amstrad CDC464 Computern. Wie ein anderer Besucher des Konzerts neulich im Radio sagte, handelt es sich hierbei möglicherweise um Kunstmusik. Jedenfalls sitzt Major Murks vor einem blau und einem olivgrün leuchtenden Bildschirm, auf welchen die grafische Oberfläche der in BASIC geschriebenen Soundprogramme zu sehen ist. Die versteht wohl nur derjenige, der die Software entworfen hat, aber an einen Massenvertrieb wurde dabei eher weniger gedacht. Es ist schön meditativ und sehr angenehm zu hören, wenn man nicht auf schnöselige Kunstverstehergedanken kommt.

Die sollten auch bei der zweiten Band des Abends besser in der Schublade gelassen werden. Auch hier kann jeder Mensch sich seinen eigenen Musikstil ausdenken, bei Bedarf. Zur Verfügung stehen unter anderem die Worte Jazz, Grind, Noise, Free, Core, Punk. Ich hatte das Vergnügen, die Band vorher nur von ihrer Myspace-Seite zu kennen und mir ist kein Etikett eingefallen, dass ich auf die Töne kleben könnte. Es war toll laut und sperrig, aber mit Köpfchen und Knöpfchen mit Bleeps und Samples. Es war laut, ein wilder Auftritt, ich denke und vermute das der Band die direkt über den Köpfen aufgehängten Lautsprecher besonders gut gefallen haben. Es ist ja in dem Video ansatzweise zu sehen, wobei ich auch hier nur sagen kann, selber ankucken is das neue Youtube! Ohrenstöpsel mitnehmen, es ist nicht leise.

Insgesamt also alles sehr schön ausgegangen. Danke auch an Silly Art Fick für stets neue Herausforderungen, die Videos sind von Haselore (dort auch noch Videos von Child Abuse) und vom Freund K., der demnächst für zwei Monate dahinzieht (wo der Kaffee wächst).

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