Im Discounter, der Mann der vor dem Quengelregal s…

Im Discounter, der Mann der vor dem Quengelregal steht, nicht aus diesem Teil der Stadt, und fragt nach Whisky, also welche der Sachen dort Whisky sind. Die Frau vor mir sagt, dabei wär er schon so betrunken und ich, ich sage, es wär mir jetzt garnicht aufgefallen. Dann steht er mit zwei Flaschen Wein in der Schlange und redet mit einem hinter ihm, wohl um rauszubekommen, was er dort jetzt schönes kauft. Der nennt den Wein wie das Luder von den ‚Golden Girls‘ und sagt er wär, trocken, also sauer. Die Frau, nicht gerade die jüngste, also bedeutend älter als ich, Soya-Drink und drei Möhrchen und anderes, fragt mich ob das Bier (Tuborg) aus den Plastikflaschen denn schmeckt, ich gebe ihr Auskunft und kucke wieder weg, lässt sie nicht locker, ob es denn nicht komisch sei, so aus Plastikflaschen, aber Sie tun das dann ins Glas bestimmt, jetzt lächelt Sie so ein einstudiertes, will mir scheinen, hat sie wohl etwas in einer Zeitschrift gelesen, von Männern und Supermarktschlangen. Ich an ihrer Stelle würde nicht gerade den mit den fünf Plastikbierflaschen, der außerdem nur höflich desinteressiert ist, aber das ganze geht sowieso seinem gerechten Ende entgegen, als die Kassiererin nicht weiß was sie für die drei übriggebliebenen Möhrchen berechnen soll, die Kollegin heranklingelt, und sich aber dann mit der Kasse gegenüber auf 20 Cent einigt. Derweil kaufen 2 Inder eine Wagenladung Duschgel ein, wobei einer von ihnen versucht, einen Gutschein auf Filmentwicklung anzubringen.

Dann den ganzen langen E’Damm runter mit dem Fahrrad mit kaputter Vorderradbremse, endlich die Bücher abholen. Hier hab ich mal gewohnt um die Ecke. Hier ist der Kiosk, der 22 Stunden am Tag geöffnet hat, hier ist die Nordstadt-Schänke, wo sich die ganzen Dramen abspielen, an die sich am nächsten Tag eh niemand mehr wird erinnern können, außer den Polizisten die Dienst hatten, in der Wache um die Ecke, und die Nüchterzelle wieder aufschließen. Hier hab ich mal gewohnt, ein paar Schritte weiter, lange lange. Hartzland. An der Haltestelle riecht’s nach Kiffe, und die grünen Abdeckplatten am Eckhaus gegenüber fallen immer noch, Stück für Stück, von der Fassade. Meine Stadt ist ja besonders anfällig für die Berlinisierung, sich durch das ganze Land hindurchziehend. Plakate werben für „Eröffnen Sie Ihr Zuhause“ (IKEA), „Stadteröffnung“ (Fitnessstudio) und „Der Berg kommt!“. So schlimm ist es.

Ein Kommentar zu “Im Discounter, der Mann der vor dem Quengelregal s…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert