Gerade vorhin in der Bank will der Automat meine N…

Gerade vorhin in der Bank will der Automat meine Nummer nicht haben, dann geh ich zum Infoschalter und sage der Frau das. Die sagt die Karte ist gesperrt. Ich sage warum. Die sagt wegen Diebstahl. Ich sage wann denn. Die sagt vorgestern. Ich sage kann nicht sein, hab ich nicht gemacht. Die sagt haben Sie ihren Perso? Ich sag ja klar bitteschön. Die kuckt dadrauf, und kuckt mich an. Sie sagt „ich entsperre die dann wieder jetzt, könnse aber erst Morgen wieder an den Automaten“. Ich sage „ja ok ist gut, kann ich am Schalter was abheben?“ Sie sagt „Ja natürlich“. Ich gehe zum Schalter. Ich sage wieviel Geld ich haben möchte. Die andere Frau sagt ich soll den Betrag reinschreiben und unterschreiben. Mach ich das. Sie tippt was ein, dann kuckt sie komisch auf den Bildschirm. Ich grinse und sage „Ja, die Karte ist geklaut…“ Die Frau am Infoschalter grinst auch. Dann sagt die andere „Aber die Karte ist ja von Stephen Zanusa“* Sag ich „nee, das bin ich nicht. Echt?“ sagt die „Ja, haben Sie denn noch ’ne andere Karte?“ schau ich nach. Da ist ja meine Karte.

Am Steintor, was ein großer Platz ist wo auch immer die Scientology sich präsentieren darf liegt ein riesenhafter Fußball der beatmet wird. Des Nachts schauen die Augen dort heraus. Ich sitze im Bus. Mein Handy piept, auf dem Display steht „FOTO UCK“. Die Kinder haben einen Abzählreim mit klatschen „Lisa hat einen Keks aus der Dose gemopst!“ Lisa muss dann sagen „Wer ICH?“ „Ja DU“ „ich war das nicht!“ „Wer dann?“ „Angelina“ und dann geht das von vorne los. Im ganzen Bus wird geklatscht und gerufen „Wer ICH?“, großer Spaß.

„Die voluminöse Expansion subterraler Agarprodukte

ist reziprok propotional zum Intelligenzquotienten ihrer Erzeuger“. Natürlich ist der Satz voll mit Fehlern und genauer wäre eh der mit den Kartoffeln, weil er die Dinge beim Namen nennt. Wenn Bauernkinder auf’s Gymnasium gehen. Heute im Bus nach Pattensen, salziges Popcorn essend. Gestern auf dem Nachhauseweg: Grauer Mercedes, hinten drauf die Aufkleber „Ich bin Landwirt und stolz darauf“, „Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe“ sowie „Keine Zukunft ohne Muh-Zunft“.

27.9. Valencia (V)

(Part I II III IV V)

L’Oceanografic. Delfine, Haifische und Weißwale gesehen. Riesenhafte Bauten. Jetzt noch kurz am Strand, etwas Salzwasser geschluckt.

Die Geräusche hier, die Arbeiten an der Hafenmole, Warnsignale rückwärtsfahrender Kräne, in der Stadt der Verkehr. Die Vögel. Das Rauschen des Meeres über all dem, immerfort. Morgen der letzte Tag.*La Lonja del Pescado Frito. Drei verschieden zubereitete Fischgerichte gegessen. Boquerones, Sepia Plancha und Pulpitos. Die Köpfe und Schwänze der Sardinen auf einen Haufen am Tellerrand gestapelt. Die kleinen Tentakel. Pulpitos, in Salsa mit Wacholder und Knoblauch. Die weichgekochten Knoblauchzehen gegessen (zwei). Trotzdem nur normal Wirres geträumt.*[Typologie]Da ist der kleine Dicke mit dem Schweinchengesicht, und das Zimmermädchen die mit den Kopfhörern in sich selbst versunken ist. Der Junge mit dem offenen Mund wodurch man denkt er wäre dumm, und der Nachtportier, mit dem Hund auf der Couch im Foyer, der am Morgen das Frühstück noch, mit müden Händen und hinkendem Fuß, ein Anker auf dem Oberarm von einem Freund gestochen.*

28.9.05

Letzter Tag der Reise, einen Eiscafé an einer dieser langen lauten grünen Straßen die so riechen wie man es sich wünschen würde mit dem Licht das durch die Blätter fällt und langsam zu Boden sinkt und kleinen Hunden die auf dem Arm getragen werden. Auf einer Parkbank sitzt einer der hat alles was er hat dabei und schreibt. Lächelt. Denke einen Augenblick an Auster.

Wir gehen die Straße hinunter, Jardí Botànic. Wilde Katzen die sich den Park mit alten Männern teilen. Revierkämpfe (die Katzen). Mittagessen in einer Bar an der Markthalle. Mit dem Bus zurück zum Hafen, vorbei an der „Ciudad de las Artes y las Ciences“ – die ganzen Straßen und Viertel die wir noch nicht gesehen haben. Eine Frau füttert unter Palmen im gehen die Tauben die ihr im Schwarm nachfolgen.

*

Am nächsten Morgen Abschied vom Meer, traurig. Ein Taxi bringt uns zum Aeropuerto. Über dem Hafen geht die Sonne auf. Hannover riecht nach Regen, der Brunnen vor dem Hauptbahnhof. (Nachgetragen am 30.9. im Bus nach Pattensen)

– E N D E –

Gerade eben wieder bei Du bist Kabel da angerufen …

Gerade eben wieder bei Du bist Kabel da angerufen weil das Fernsehen immer noch nicht geht. Und ist ja so ein Hobby von mir, Callcentertelephonie. Da soll man dann immer zu Anfangs seine Telefonvorwahl eingeben, mach ich dann auch 0511 und so. Dann sagt die Schnappe da im Callcenter „Woher rufen Sie denn an“? Sag ich „aus Hannover“ sagt die „welches Bundesland ist denn das?“

Du doof, Deutschland?

26.9. Valencia (IV)

(Part I II III IV V)

Vormittags schon in der Stadt. Eine Postkarte nach Kanada kostet 78C. Dann mit dem Touristendoppeldecker eine Rundfahrt gemacht, Ciudad de las Artes y las Ciences. Der riesige Riesenfisch, das Gerippe und die Kellerassel aus Glas, das krackelige Blaupunkt mit den Aussetzern sagt es wäre ein Auge. Morgen dorthin. Am Nachmittag bis Les Arenes, dann noch zur C/ Dr. Lluch auf der Suche nach einem Café, jedoch ohne Erfolg. Abkürzung über die Brache mit Flutlichtschleuder, eine heulende Frau in einem organgenen Flatterkleid kommt uns entgegen, begleitet von (ihrer Tochter?) die auf sie einredet. Durch den Dreck hinüber zum Strand, auf einen Café im „Vivir sin Dormir„, das macht auch bald zu. Bis nächstes Jahr.

///Am Abend stellt sich heraus wir können mit dem Doppeldeckerticket garnicht noch einmal fahren weil wir die Einmal-Tour (Valencia-Card) für 8€ haben. Auf dem Flyer steht zwar „24 Stunden gültig“. Wenn man hier nicht klipp + klar am besten auf Càtalan sagt was man möchte geben sie einem was sie denken das man es möchte. Das ist am einfachsten. Hätte gerne den Größenwahnsinn after dark fotografiert, jedoch fährt auch keine Metro zum „teuersten Bauvorhaben in der Geschichte Valencias“*. Morgen vielleicht, Mañana…

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Die Gerüche hier, diese wundervolle Mischung aus Zeder- und Cigarilloduft, Pinien und Autoabgase. Gechlortes Wasser in der Dusche, und dieser seifige, zitronige, Unbestimmbare.

25.9. Valencia (III)

(Part I II III IV V)

Es ist Sonntag – gestern Abend Barrio el Carme (del Carmen, so sagt man) – ein unglaublicher Auftrieb an Menschen die sich durch die engen Straßen schieben. Alle Sorten. Vor einer Bar sitzen wir die Schwarz und Weiß angemalt ist innen und schauen dem Gedrängel zu. Der schwule Kellner ist mürrisch. Ein Jeep auf Rollschuhen wird vorbeigezogen. Je später es ist desto voller werden die Straßen. Ein Junkie erzählt uns die immer überall gleiche Geschichte vom Euro und dem Autobus. In der „Bar Pilar“ essen wir Miesmuscheln in Pfeffersuppe, die wir mit den Muschelschalen löffeln. Denke an das Lied von den Einstürzenden Neubauten. Der hagere Kellner hinter der Theke brüllt die Bestellungen in die Küche hinein wie vor einem einfahrenden Zug gewarnt wird. Im Fernseher der stumme José Ortega. Die Muschelschalen schmeißt man in Plastikkisten unter der Theke. Verwirrung auf der Suche nach einem Taxi, wir geraten aus der Innenstadt heraus und sind sofort wieder vpm provisorischen umgeben. Nach einer halben Stunde drehen wir um und erwischen sofort einen Wagen vor einem der Stadttore, fahren über den Hafen zurück nach „Les Arenes“

Das Taxi gleitet durch den nächtlichen Verkehr, der sich in Wellen bewegt und stets im Fluß bleibt, so hat man den Eindruck. Die Kreise schließen sich, die Stadt gelangt ja doch direkt bis an den Hafen mit einer großen, hell erleuchteten Straße: Avenida del Puerto.

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Die verwöhnten, strebsamen, fleißigen und auf ewig deutschen Erasmusstudenten, die den Strand eklig finden. Er, der seinen Anorak am liebsten auch hier tragen würde, versucht, den beiden käsegesichtigen Mädchen zu imponieren, „Man muß die Strömung beachten“. Im Hafen werden ja bekanntlich ganze Containerladungen von Campingtoiletten ins Meer gekippt.

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Wie sich einem eine Stadt erschließt, man sie sich zu eigen macht. Wie man am ersten Tag mit zögerlichen Schritten aus der Metro steigt, nach rechts und links schauend jeden Meter und den Plan betrachtet über der Schiebetür damit man nicht die richtige Station verpasst. Wie man am zweiten Tag wie selbstverständlich den richtigen Weg einschlägt und die Nummern der Linien kennt und die Farben. Wie man am dritten Tag die Geschichte der Frau schon kennt von ihren drei Kindern die sie vorträgt in weinerlichem Tonfall, Tag für Tag.

Tag am Strand.

Die Promenade abgelaufen vorbei an den Restaurantpavillons und am Hospital Malva Rossa [dieses hat – wie viele Dinge hier – zwei Schreibweisen, „Malva Rosa“ und „Malva Rossa“] bis hin zu den vier großen bunten hässlichen Säulen die besprüht sind, Mündung eines kleinen Rinnsals. Am frühen Abend wurde es stürmisch. Wellen. Das Meer spuckt Müll zurück an den Strand. Zur Mole am Hafen, hier an der Ecke „Hotel Neptuno“ direkt daneben „La Pepica“ wo dereinst schon Hemmingway.

[Saisonende]Zum letzten mal spielt sie Heute ihr Programm, Standards in Swing und Jazz und ein paar spanische Schlager im „La Perla“, wo wir dann doch einen Tisch für zwei bekommen haben bei dem keiner in den Zimmerpflanzen sitzen muss. Die Paella ist teuer und gut, und mein Herz und ich trinken Sangria dazu, und Mineralwasser „Sin Gas“ heute mal, auch auf der Karte: „Vichy Catalan“.„As Time goes by“, ein letztes Mal in diesem Sommer, die Klavierspielerin eine Senora mit blondierten, kurzem, dauergewellten Haaren – draußen vom Meer ist Sturm gekommen und Regen mit Blitz und Donner, noch schkießt der Kellner nicht die Tür zur Terrasse. Gegen elf kommt der Koch aus der Küche, in karierter Hose und weißem Oberteil, setzt sich neben das Klavier, blättert in einem Notenheft und beginnt zu singen, Corazon und Té Quièro, aber er singt das genauso das man es glauben möchte, und er singt mit dem Bauch und dem Herzen eines Kochs. Zum Ende der Lieder dann immer Blitze über dem Mittelmeer, und der Regen rauscht am Strand. Saisonende.