urlaub auf der ratiofarm folge 6125:
bruce willis und ich saßen in derselben zelle in der irrenanstalt. er war dort mit gutem grund, und bei mir hatte sich irgendwer geirrt, oder wollte mich bestrafen ich weiss es nicht genau. die pfleger kamen manchmal vorbei mit elektroschockgeräten, oder sie schlugen und quälten uns einfach nur so. ohne jeden technischen schnickschnack. ich wollte da raus natürlich. auf bruce konnte ich nicht zählen, da musste ich schon eher aufpassen das der nicht auf mich losging..
an einem der mit vorhängen abgedeckten fenster fehlten die gitter, wie ich durch zufall bemerkte. hier konnte man mit leichtigkeit ins freie gelangen, wo dann nur noch ein stacheldrahtzaun – etwa einen meter hoch – zu überwältigen war. dummerweise lag das sanatorium auf einem künstlichen hügel, der aus aufgeschütteten steinen bestand. diese steine waren in etwa fußgroß, und der plan war offenbar etwaige flüchtlinge beim übersteigen des stacheldrahthindernisses entweder abzuknallen oder dann irgendwie abzufangen, wenn sie über den schotter stolperten. diese möglichkeit war also eher eine notlösung.

man durfte manchmal in der caféteria der anstalt sitzen. dort saß ich, und neben mir war die tür zur straße geöffnet. mein plan war es nun, möglichst unauffällig ersteinmal sitzen zu bleiben, den kuchen aufzuessen und dann an der theke zu bezahlen. dann wollte ich ganz normal aus der tür raus und auf die strasse. ich überlegte, ob ich sofort anfangen sollte zu rennen oder ersteinmal ganz normal gehen sollte, bis ich einen entsprechenden vorsprung hatte. die sache mit dem ersteinmal gehen schien sinnvoll. auf der anderen straßenseite wollte ich in einer kleineren, wenig belebten stichstraße verschwinden und mich dann im zickzack vom sanatorium wegbewegen. sobald ich an einer u-bahn-station angelangen würde wollte ich die nehmen und irgendwohin fahren.
ich stand auf. dadurch fiel der tisch um, ich hatte den stuhl vorher zuwenig zurückgerückt. niemandem schien etwas aufzufallen. ich ging zur theke, legte irgendwie geld dahin und sagte „stimmt so“. in den soaps machen die das auch immer, um sendezeit zu sparen. ich hatte ähnliches im sinn, ich wollte ja aus der irrenanstalt raus. ich ging zur offenen tür und auf den gehweg, nach rechts und schon war ich weg. niemand folgte mir. nach etwa 50 metern fing ich an zu rennen wie bescheuert, lief dann über die 4spurige strasse, wurde fast überfahren, kam in den gegenverkehr und lief in die seitenstraße hinein.
roter backstein, unkraut an den hauswandrändern, es war sommer. ich lief. um die ecke. weiterlaufen. nächste ecke, bis ich irgendwie am hafen ankam. es war in leipzig, und ein großer fluss floss durch die stadt. ich dachte nach, welcher große fluss durch leipzig fliesst, es fiel mir aber nicht ein. inzwischen waren drei freunde, t. und s. und irgendwer den ich vergessen habe, zu mir gestossen… später sollte auch noch mein erstklassenlehrer aus dem nichts auftauchen. warum auch immer. das panorama war großartig, und wir spielten ein wenig mit so einem münzfernrohr herum. komischerweise verfolgte uns immer noch keiner.

(das ist der hafen in flensburg, aber so ungefähr sah es aus – in farbe natürlich)
hier war ein maisfeld, und hinter einem kurzen stück brachland war soetwas wie ein zirkus, oder jahrmarkt oder so aufgebaut. wir mischten uns unter die menschen, und um nicht aufzufallen taten wir das was viele taten, wir schauten heimlich durch ein loch in der zirkuswand der vorstellung zu. leider war alles was ich zu sehen bekam ein pferdehintern. wir gingen weiter, und kamen irgendwie vom jahrmarktsgelände weg.
hinter der mauer befand sich soetwas wie eine wallanlage aus sand. stacheldraht, wiederum, aber eher so pro-forma. wir liefen ein stück des wegs entlang. ab und wann kam uns eine wache entgegen und an uns vorbei, die uns aber nicht weiter beachtete. dann irgendwann kamen uns ein paar soldaten entgegen. ich improvisierte schnell eine ausrede, hey wir wollten nur schauen ob der zaun noch steht, und konnte sie davon überzeugen das sie mit uns kommen müssten um uns zu bewachen. inzwischen war dann auch mein lehrer aufgetaucht…
es war dunkel geworden, und wir gingen einen weg zwischen maisfeldern entlang. ideal um schnell zu verschwinden. was aus bruce willis geworden ist weiss ich nicht.