24.9. Valencia (II)

(Part I II III IV V)

WWLGestern in der Stadt gewesen, Markthalle angesehen, Riesenzackenbarsch (Mero) gegessen in einer Bar nähe Pl. Ayuntamiento. In der Tram setzte sich ein Folienraucher hinter uns. Pont de Fusta ausgestiegen und durch das alte Stadttor in die Innenstadt gelangt (Torres de Serranos), dann zum Plaza de la Reina wo die Doppeldecker abfahren (über Pl. Virgen, Cathedral – der Papst kommt). Bettlerinnen versuchen Taschentücher für 50C die Packung zu verkaufen. In der Innenstadt oft 7-8 Stockwerke, in den Wohnvierteln bis zu 20, tw. mehr. Alameda (Walfischbauch) wieder in die Metro.

WWLHeute Innenstadt, Xàtiva ausgestiegen dann dann via Pl. Reina über Pont Real in die „Jardines del Real“. Verblasster Glanz der Nach-Franco-Zeit, umgeben von Appartment-Hochhäusern.
Jetzt am Strand gewesen, gerade verschwindet die Sonne hinter Wolken. Eine Trompete weht jaulend herüber vom Hafen. Ein Schatzsucher der aussieht wie Luc Bèsson läuft einsam über den Sand, ganz Ohr.

Kreise.

WWL// An der Mole wo wir Gestern auf den Hafen geschaut haben, dort wird Heute getrommelt und auf Blech geblasen. L’Auvergnat. Sind das die Leute die in dem angesprühten Auto dort wohnen? Auch ansonsten viele besetzte Häuser hier in der Gegend.

[Später stellte sich heraus es war eine Blaskapelle die für die Fallas übt]

Aufgrund von Nationalfeiertagen, langen Wochenende…

Aufgrund von Nationalfeiertagen, langen Wochenenden, Erkältung und Fiebernächten mit wirren Träumen und auch dem Nebel da draußen der den Funkturm und seine Werbebeleuchtung heute schon wieder versteckt fühle ich mich irgendwie immer noch in diesem schwarz-gelben Flieger, über den Alpen, schweben, Zwischenzustände: Das Notizbuch liegt aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, oft auch noch ein Stadtplan daneben, mit dem Finger auf der Landkarte; Ich muß eine Glühlampe für meinen Globus kaufen, der quietscht und eiert: Muss ein Taschenlampen-Birnchen rein: Den Diercke-Atlas werde ich behalten und zwischen die entsprechenden Seiten dann jeweils diese Tourist-Information – Stadtpläne legen. Heute anstatt des üblichen morgendlichen Comedy-Programms auf den Sendern eigentlich „Metropolis“ anzuschauen versucht, die Kassette ist ausgeleiert.

22.9. Valencia (I)

(Part I II III IV V)

Plötzlich da. Reinigungsmittel Flughafentoilette. Bustour durchs Industriegebiet. Die Schwingungen der Metro die in jeder Stadt anders sind. Überall Baustellen in der Stadt, der Geruch vom spanischen Herbst aus meiner Erinnerung ist immer noch derselbe. Meinte mich zu erinnern hier schon einmal gewesen zu sein (Avenida del Cid): Anflug über den Hafen von Valencia, wieder erkannt weil es genauso aussieht.

23.9. (Gestern noch)

Im Innern des Walfisch oder direkt aus „Metropolis“ in den Untergrund gebaut, die Metrostationen, wahrgewordene Futuristenträume. Kulturschock: In der Innenstadt der Jugendstilbahnhof wo die Menschen für die Vorortzüge in langen Reihen sich anstellen um ihr Gepäck durchleuchten zu lassen. Die umliegenden Stadtviertel: Prachtbauten und Parks mit Palmen, vielstöckige Appartmenthäuser. Mit der Linie 4 dann am Campus vorbei (hier hohe sandig-bräunliche Wohnsilos vor dem blauen spanischen Herbsthimmel): Raus zum Strand. Flickenteppich – direkt hinter der Strandpromenade Abbruchhäuser, verlassene Hallen am Rand des Hafens. Am Abend gehen wir ein Stück am Hafen entlang in die andere Richtung. Ein Kuscheltier im Bauschutt. Eine magere junge Katze auf der Suche nach etwas fressbarem. Kinder die einen mit Steinen beschmeißen wollen und eine einzelne dünne Nutte vor der Einfahrt zur Zollstelle. Dann wieder, um die Ecke eine großstädtische Straße, Wohnhäuser und Geschäfte und eine Filliale der „Deutschen Bank“. Alte Menschen die spazieren gehen, alleine oder zu zweit, zu dritt, mit oder ohne kleinen Hunden. Nach einer Zeit finden wir in einer Stichstraße einen Supermercado. Beschließen auf einem anderen Weg zurückzukehren – plötzlich wieder Gettoromantik, dazwischen Väter mit Kinderkarren. Unklare Zustände. Dann eine Straße mit gelbem Laternenlicht, viel Getriebe, kleinen Imbissbuden und Bus, um die nächste Ecke Abbruchhäuser und Männer die ihre Hunde auf Brachgelände laufen lassen: Ein Kinderspielplatz in einem kleinen Park, Rentner auf Bänken direkt gegenüber. Flickenteppich.

*

Wieder am Strand, Promenade mit Palmen, ein historisches Gebäude wird renoviert. Arbeit bis in den Abend hinein. Ein Restaurant neben dem anderen, das Mittelmeer und ganz in der Ferne das Warnsignal eines Containerkrans.

[Die Geräusche hier]

Gestern am Abend gemerkt wie eine Unsicherheit einfach nur dadurch entsteht das man nicht weiß wie die Eindrücke zu deuten sind, weil Unkenntnis darüber herrscht was „normal“ ist. Sich als Tourist in Nicht-Touristen-Vierteln aufhalten.

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Nur kurz notiert: Der Discount-Flieger, der Anflug dicht über den Häusern, der Gegensatz zur zweitägigen Anreise mit dem Auto …

Und wieder: Dieser Unglauben an den Ort an dem man…

Und wieder: Dieser Unglauben an den Ort an dem man eben gerade noch war. Noch eben den Sonnenaufgang. Ich weiß doch das es da ist, ich kann es aber nicht glauben. Ich kann gerade mal eben an Hamburg oder Bremen oder meinetwegen Verden an der Aller, aber Valencia, Kreise. Ich vermute das unsere Welt, jede von denen, aus Kreisen besteht, die wir mithilfe unserer Erfahrungen auf der Landkarte ziehen können, beginnend bei dem Weg zur Mülltonne. Diese Kreise fleddern auseinander und bedürfen einer stetigen Aktualisierung, reality check. This is my truth. Now. Du mein Herz und ich, wir haben uns diese Stadt erobert, wir haben ein Stückchen weniger weiß auf unserem Globus. Trotzdem, daß dort jetzt gerad in diesem Moment Taxis fahren und Menschen schlafen und Kinder gezeugt werden, jawohl, genau das, jetzt gerade und alles auf einmal, wie weit weg das ist wie unglaublich das in mir selbst erscheint und ich weiß doch das es ist. Wie auch immer.

Zur Agentur für Arbeit gehen und sagen man wäre gelernter Zitronenfalter.