hach ja, die kultur da lässt sich wunderlich üb…

hach ja, die kultur

da lässt sich wunderlich über alles reden. so geschehen gestern im ballhof, wo die wiener autorin marlene streeruwitz zu gast war. das radio war auch dabei, denn das ganze findet auch als sendung für wohlgebildete öhrchen statt.

der moderator machte dann auch brav sein namedropping, bauchpinselte mit der jelinek, zog den hauptmann und den horvarth an den haaren herbei und betätigte sich auch sonst recht eloquent.

der text den sie liest stammt aus dem buch „jessica, 30“. „ein schonungsloser roman“. aha. „Trivialität mit Tiefsinn. Hinter den oft belanglos wirkenden Monologen verbirgt sich die Kritik an einer Gesellschaft, die Männer und Frauen zur Überanpassung zwingt. Zum Schönsein, zum Funktionieren, zum Konsumieren. Jessica durchschaut diese Mechanismen und doch möchte sie so perfekt sein wie ein Model.“ kommt da irgendetwas bekannt vor? genau. es geht um fressattacken und magersucht und sex und geborgenheit und das es das ja nicht gibt. und schuld daran sind die mama, die männer und der papst. dann wird das eis aus dem kühlschrank irgendwann gegen sachertorte ausgetauscht, genau, erfunden von dem herrn sacher damals. dabei rotieren die gedanken, die heldin stolpert innerlich von hölzchen zu stöckchen. vorgetragen mit einer zuerst noch sehr interessanten, auf den letzten zwei dritteln dann aber eher ermüdenden weise: ohne punkt mit vielen komma, und jeder nebensatz ist ein wichtiger, ein neuer gedanke, der selbe alte gedanke und keinen drängt es hin zum punkt, zum ganzen.

das folgende ist natürlich rein fiktiv, aber als publikum waren, wie passend, rein zufällig und unter anderem erschienen: die dozentin vom germanistischen institut mit den ausrufezeichenkurzen haaren auf dem kopf und der entsprechenden bunten flagge auf dem schreibtisch; nebst ihrem gefolge von schleimenden studentinnen vor der zwischenprüfung (klar, block und stift gezückt zum angriff auf die bessere zensur). tja. zum abschluss durfte der moderator dann noch ein wenig lamentieren über das 68 alles besser war, und wir wurden in den lauen sommerabend entlassen, ungefähr so schlau wie vorher.

wer sich selbst ein bild verschaffen möchte, die lesung wirtd am 27.6. von 20:05 – 21:30 auf ndr kultur ausgestrahlt, hier ein direkter link zum audiostream für die wiener und andere ohne ndr.

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