7.9. „Der Wutbürger wartet schon an der Wahlurne“ steht jedenfalls nicht in den Wahlprogramm-Poesien der Zeitschrift, die ich gerade gelesen, steht tatsächlich auf einem überklebten Plakat der Grünen. Dazu Gegreine über die D-Linie von den beleidigten Geldsäcken. Auf dem Weg nach Davenstedt, Bus 120, früher mal 59er. Das gespannte Geflecht der Oberleitungen an der Glocksee-Kreuzung. Die Kette sprang ab, auch der Rahmen gerissen wie gesehen. Der fliegende Holländer ~.

10.9. Der kupferne Regengeruch. Der Wind, der kommt heute auch vom Meer und nach Brötchen riecht. Herbstferien auf der Insel. Hauptsaison Nebensaison Nachsaison.

Das traurige Mädchen in der U-Bahn mit dem bunten Gesicht, steht vor mir in der Tür und muss auch raus an der nächsten Station, sie so viel erwachsener in der Kleidung als ihr Freund in Jogginganzug und Rastas neben ihr steht. Als sie nur drei, vier Schritte nach draußen gemacht haben, greift sie seine Hand und dreht sich nach vorne unter seinem Arm, so dass sie im Endeffekt, seine Hand auf der Schuler, ihn hinter sich herzieht, weg von den Menschen, die an der Fußgängerampel sinnlos warten, die ihre Traurigkeit nicht sehen sollen.

Am Nachmittag lese ich in der Bahn gierig die neue EDIT, die, so ist es immer zu solchen Gelegenheiten, die Textproduktion ankurbelt und die Stimmen lauter werden lässt. Im Drehgelenk steht einer, der hält das dicke Buch „Krabat“ in der Hand, (muss ich an das kleine Theaterstück denken, dass wir auf dem Hohen Meißner aufführten vor langer langer Zeit), die Geschichte mit den Raben und der Kantorka. Auch ist ganz das Auge mit der Musik im Ohr verschmolzen und spielt einen Film ohne Worte (für sich selbst), mit vom Septemberregen beschlagenen Scheiben und einem schmächtigen jungen Mann, der auf wackelnden Beinen den gefalteten Rollstuhl neben sich herschiebt und in die Bahn hinein, in der ihn niemand sehen kann. Der Lesende trägt ein Oberteil unter seinem senfgelben Parka, der den „Rittern vom Nie“ huldigt, da denke ich an ein leider geschlossenes Blog (wieder zurück zum inneren Film), welches eine Kategorie enthielt: „when she was a camera“. Heute am Morgen auch: Der Mann mit der Schirmmütze auf der Steht „Kinderforscher Stadt Laatzen“, vielleicht ja ein Geschenk der Enkel, in der ganzen Merkwürdigkeit. Später, als ich bei den neuen Goncourt einen Bericht über eine Italienreise lese, muss ich an diese Mann denken, dort wird über ein T-Shirt berichtet, über die mögliche Herkunft des T-Shirts, wie es den Besitzer wechselt ein oder zwei oder mehrere Male, vielleicht. Die Tage sind nun deutlich kälter und der Himmel wolkig, seit zwei Tagen regnet es wieder, immer wieder, zwischendurch.

[Unkorrigiert veröffentlicht]

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