auf meiner immerwährenden

suche nach fülltexten für die hohlräume zwischen den pixeln vorhin auf einen text von kenny j. gestoßen – selbstversuch mit hochhaus oder so…>>Das bin ich, wie ich in dem dunklen Zimmer sitze, und ich schaue mir Warhols Empire State Building an, die ganzen 24 Stunden, die er das Gebäude gefilmt hat, Stadt aus Licht, Stadt aus Glas. Dies fluoreszierende Zuspitzung all dessen was diese Stadt ist, alles und nichts zu sagen mit 24 Stunden Schmalfilmrolle. Und ich schreibe all das auf, was ich denke in diesen 24 Stunden in der klaustrophobischen Dunkelheit dieses Zimmers, nur das leichte Summen des Beamers ist zu hören, wie er surrt, wie sich das flackern des Filmes, das aufsplittern des Lichts damit hineinmischt, das bin ich, der hier sitzt und sich in Zellulloid auflöst, der die Lichter dieser Stadt sieht, das aus sich heraus glimmende Haus, das selbst elektrisch ist. Das bin ich auf Zellulloid, wie ich in diesem Zimmer sitze wie ich in diesem Zimmer sitze.

Das bin ich auf Zellulloid, das brennt so leicht, eigentlich hätte ich mir echte Rollen gewünscht und einen SUPER-8-Projektor, die Rolle hätte ich wechseln müssen jede halbe Stunde oder in der Vorbereitung auf dieses Experiment dessen Teil ich bin, Beobachtender und von mir selbst argwönisch Beobachteter, wie ich beobachte was Warhol beobachtete. Das bin ich in diesem Zimmer, das bin ich vor dieser Leinwand, die eine Tapete ist, das bin ich auf Zelluloid, das sind 16 Bilder von mir die an die wand geworfen werden in einer Sekunde. Das ist Andy in einem Haus gegenüber, wie er mich beobachtet wie ich ihn diesem Zimmer sitze und beobachte was er betrachtet hat. Sehen wir dasselbe?

Diese Idee eines bewegten Bildes, das nicht eine Handlung darstellt, dass nicht eine Fiktion erzeugt, dass einfach nur abbildet was ist. Und es gleichzeitig verändert. Denn niemand wird behaupten, dass Warhols Empire State Building aussieht wie das Echte, aber wer weiß schon wie das Aussieht. Kennen Sie es? Ich kenne es nicht. Nur aus dem Fernsehen, was das gleiche ist. Aus dem Fernsehen kennen ist daselbe wie nicht kennen. Wie davon-gehört-haben. Ein Bild, ein Film der in einem Raum hängt wie die Monroe, und die Leute beachten es vielleicht beim ersten Besuch, und wenn sie sich länger in dem Raum aufhalten betrachten sie es vielleicht noch einmal später, wenn die Sonne untergeht. Wie sich das Bild verändert. Wie sie sich verändern. Wieso meinen Sie, dieses Haus zu kennen, nur weil sie es im Fernsehen gesehen haben? Sie meinen ja auch nicht die Monroe zu kennen, nur weil Sie sie auf der Leinwand gesehen haben.

Diese grobkörnigen Auflösungen, die SUPER-8 bietet sind beinahe wie die eines Siebdruckes. Beobachtet mich der Film? Beobachtet mich das Haus? Beobachtet mich Marilyn? Das bin ich, in diesem abgedunkelten Raum.

Das bin ich, in diesem abgedunkelten Raum, vor der Leinwand, wie ich beobachte was bereits beobachtet wurde, wie ich ein Abbild werde, wie wir die Rollen Tauschen, der Film und ich, wie 16 Bildern/Sek. von mir auf die Wand fallen, wie ich dort sitze und zum Zelluloid werde. Das bin ich in diesem Zimmer, das flimmernde Haus, das bin ich auf dem Neutronenstern.

(aus: Kenny J. Cruiser: „Selbstversuch mit Warhols „Empire State Building“: Ein Projektion über die Wahrnehmung“, NylonPress, Yale 1997)

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