Jetzt blüht der Raps, die

 ganze Stadt riecht so am morgen, als ich aus der Tür trete, reibt sich der Ölbauer die schmierigen Hände in Unschuld, kann man Geld nicht Essen, aber wenigstens mit Essen Auto fahren. Heute am Morgen, als ich zur Bahnstation lief, einen Kohlelaster in einem rußig-grauen Ultramarinblau gesehen, der die Ladefläche voll hatte mit Kohlesäcken aus Jutestoff. Aus einer anderen Zeit ist der gefallen, aber es wundert mich garnicht, die große Straße ist nicht sehr zuverlässig, was ihre Begrenztheit und Verortung betrifft. Von drei Sorten Schnee geträumt. Der Schnee im Garten des Elternhauses, der trotz des Frühlings immer noch dort lag. Wir alle wissen was mit ihm ist. Der Schnee auf der Limmerstraße, den türkische jugendliche als Fussball nutzen statt Coladosen, der fallende Schnee (im kleinen Park beim Schwimmbad). Beim Systembäcker kaufe ich, wie jeden Morgen, zwei Schokocroissants, ziehe den Fünfer ungeschickt aus der Tasche so er einreißt, gleich sagen //Upps ich mache ja das Geld kaputt//, gleich denken //macht kaputt, was Euch kaputt macht//, die Systembäckereifachverkäuferin sagt //kein Problem ich reparier schnell// und schon hat sie den Tesa-Film gedreht. Etwas weiter weg von hier, ich radele dorthin in der Mittagspause, wie ich immer wegfahre, neben den Bahngleisen, ist das die Gegend, in der die Panzerknacker wohnen, in einem Wohnwagen neben einem großen Busch. Es fehlt ja nur noch der Schornstein an der Seite hinauskuckt, aber den denke ich mir mit Leichtigkeit dazu.

In der Bahn (und es ist ein regnerischer Morgen im April) beginne ich in der EDIT zu lesen, die ich neulich schnöselig im Bahnhofs-Pressehandel gekauft habe, noch dazu mit einer Leder-Umhängetasche über der Schulter, das nimmt Formen an. Zunächst etwas skeptisch, als ich Zuhause darin herumgeblättert habe und die Leipzig-Verbindung bemerkte (Zugegen! es ist das erste Mal, dass ich diese Zeitschrift lese!) und Schreibschulen-Formate zwischen Droge und Bausparvertrag witterte, aber da ist ein Gedicht von von Lowtzow, dem König von uns Schnöseln aus Nachlässigkeit und dann auch noch die erste Geschichte, in der die Krähen eine Hauptrolle spielen, dass hat mich gleich für das Blatt eingenommen. Zwischendrin die Albernheit, dass war nicht so meins, aber die tollen Gedichte //Noms de Guerre// von Vesna Lubina, //Es gibt keine bellenden Hunde mehr// von Maarten Inghels und //Die Drift// von Margarita Iov, ein Text der einen Gedanken formuliert, der gut dazu passt was hier gedacht wurde beim Einfall des Mottos, //Die Zeit aus den Fugen zu schreiben//, der Satz steht auf S. 85 unten und es geht um den Urknall, dass der noch nicht zuende ist und der Raum in der Zeit auseinanderdriftet und mit ihr auch. Zwar wird nicht ganz klar, ob und wer in der Geschichte verrückt ist.

Leute reden auf 3 verschiedene Arten mit sich selbst. Da ist der manische Rapper, in der Ecke der langen Bank sitzt er, hat ein verzerrtes Gesicht und bewegt auch ruckartig den Oberkörper vor- und zurück, vor- und zurück, ~, wobei er seinen Rap macht, dann ist da der sprittige Zischer, in derselben Bahn, der, ganz leise nur, böse Worte in vor sich hinmurmelt, beide in derselben Bahn und so gestellt vom Schicksal, dass sie sich wohl sehen und hören können, dies aber nicht tun. Am Abend dann der Weißhaarige mit der Plastiktüte, der sich mit sich selbst bespricht und die zweite Stimme klingt als würde ein Papagei ihm antworten, ich hoffe er hat nicht eine unserer Tauben vom Dach sich geangelt mit seinem Tür- und Angelschein aus der Zeichentrickkiste, was es erklären würde.

So schreibe ich am Abend mit fliegenden Fingern die Tage wieder ins Reine, die Schnellnotizen in die große Schreibmaschine hinein.

Am Abend als ich in die Küche komme, dort landet auf dem Balkon gerade eine Krähe im Streit mit ein anderer Vogel auf dem Korb in dem die Äpfel sind, ich mache schnell die Tür auf und der andere Vogel hinfort fliegt, die Krähe sie bleibt, ich fürchte sie hat den Flügel zerbrochen und stehe ganz still, mache die Tür ganz leise zu und stehe ganz still in der Küche, still, ~, nun weiß ich nicht und mir wird warm im Gesicht, schließlich überlege ich sie mit Sonnenblumenkernen zu bestechen und als ich aber die Tür ganz leise wieder öffne, fliegt sie schon hinfort und eine Elster mit der sie sich zankt in der Nachbarschaft. Ich mache dann den Reis warm, in einem Sieb über Wasserdampf, dazu Tomatensoße aus dem Glas.

Anfänge

Nieselregen, der sich als eine feine Schicht (in der U-Bahn erst wird er in das Gewebe einsickern) auf den Wollstoff des Mantels legt, wenn man dann noch in der Tasche ein 2-Cent-Stück hat das (mit den Fingerkuppen fühlt) und etwas Sand vielleicht, am Morgen, an der Bahnstation, (Das neue Jahr begrüßt mich mit Blaulicht und Trompetenschall).

Ich höre die Musik von fernen Städten (Jem’Hadar durch einen ebensolchen Schlauch in die Halsschlagader zugeführt wird, als Belohnung, als Nahrung und Überlebenselexier). Später am Tag sitzen gleich zwei Programmierer vor meinem PC und öffnen eine Shell nach der anderen. In der Mittagspause ist es ein veritabler Regen geworden, aber auch nicht einer der einen stören würde, es regnet halt, da gewöhnt man sich dran im Laufe ~. Ich gehe ein Fischbrötchen kaufen.

Der Supermarkt liegt gegenüber der alten Wülfeler Brauerei, in der noch während meiner Kindheit eine einheimische Biersorte gebraut wurde. Jetzt stehen ein Burger King und ein Lidl, neben anderen Geschäften, an Stelle derselben und man kann sich nur wundern darüber. Immerhin gibt es einen Bäcker im Supermarkt, es gibt einen Fischladen und ein Schreibwarengeschäft, im ersteren Fischbrötchen und im zweitren sogar Briefmarken. Der Supermarkt selber ist eine vollgestellte Fabrikhalle, ich entsinne mich das hier einst ein Allkauf war, dessen Café einem dieser Arbeitseinsätze als Treffpunkt diente, ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen, was für eine Arbeit das gewesen ist und in welchem Jahr sie war, auch die Jahreszeit weiß ich natürlich ebenfalls nicht mehr. Im Radio läuft Uberlin und wenn die Musik einmal im Supermarktradio angelangt ist, so bleibt sie dort auch für immer, da kann sie noch so wundervoll sein. Es hilft nichts. Diese Geschichte endet hier.

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[Dienstag] Wenn der Kollege das Fenster geöffnet hat, kann man von der nahen Bahnstrecke die Güterzüge vorbeifahren hören. Niesel.

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[Mittwoch] Abends. Niesel. Als ich aus dem Krankenhaus komme, laufe ich die Braunstraße hinunter in Richtung Glocksee und breite die Arme aus für einige Meter, den schönen Regen gebührend zu würdigen.

Das Geflecht der Oberleitungen über die Kreuzung am Café Safran. Die drei warmen Brüder werden jetzt in Violettönen angestrahlt, was ihrem Namen nur gerecht werden kann. An der Bushalte macht gerade ein Mädchen mit krausem braunen Haar mit ihrem Handy ein Foto davon, ich bleibe stehen, um ihr nicht in das Bild zu laufen, Sie können ruhig gehen sagt sie, ich ich kann aber auch kurz stehenbleiben. Dann nehme ich den Bus 100 nachhause. In dem riecht es mal ordentlich nach Gras.

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[Dienstag darauf] Mit Sekundenkleber die Sekunden zusammengefügt für eine Stunde, entgegen dem Uhrzeigersinn, tick tack. Im Zementfrack spatzier ich die Straße entlang, mein Name sei Art Vendelay aus Hannover-Döhren, wo die Straßen gerade geführt sind in Richtung zum Fluss. Genäht ist der aus den zu langen Hosen der Kindheit, der Flickenanzug, gesäumt von den vergangenen Vonwegen. Ich schleiche um die Ecken und reibe mich gegen Vorwände aus Papier, die nassgeregnet sind. Am Morgen müdigkeitsinduziertes Fernweh, bestärkt durch das Ansehen eines Lexikon-Eintrags zum Thema Belgien. Schneé.

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Dies sind die ersten Dinge dieses Jahres, das begann mit einer Dehydra im Rückschwung des Pendels, geschlungene Boa um den Janusköpfigen Passagier, der ich war (zusammen mit Dir). Zur Jahresendewende in der Stadt am großen Fluss, jedoch dort nur den U-Bahn-Tunnel und etwas von Eimsbüttel am Abend und am Morgen im strömenden Regen gesehen. Der Mann in dem Café im Hauptbahnhof, der plötzlich am Spielautomaten 240 € gewinnt, er freut sich, kommt sofort ins Erzählen, von den Lotterien und den verschwindend kleinen Chancen, von der Familie und der Arbeit in einer Baufirma, für die er wohl nach Deutschland kam, in einer fernen fernen Zeit, „Guten Rutsch ja Guten Rutsch und viel Glück ja Glück ja ebenso“ [*] Am nächsten Morgen in der U2, die beiden kleinen Mädchen, 11 vielleicht oder jünger, mit ihren kopftuchbedeckten Müttern Tanten großen Schwestern, erzählen was sie gerne werden möchten: „Wenn ich groß bin möchte ich gerne Star werden. Oder Model. Oder Kindergärtnerin“ dies kann ich tun: Unabhängig vom „Jetzt“ ein Es war einmal hier entwerfen, niederschreiben, noch Tagesaktuell weil noch nicht entstanden, weil der Jahreszeiger sich immer noch ganz am Anfang befindet, die ersten zehn Minuten oder eine viertel Stunde, so viel geschehen bereits und schon wieder, siehe hier oben, siehe hier unten, siehe die Ränder dieses randlosen Textes.

An diesem 2. Januar jedenfalls, regnet es immer noch vom Himmel, ich lese in meinem schönen Buch, das im Rucksack von der Reise einen kleinen Riss im Cover bekommen hat, „The Catcher in the Rye“ – (Und dann der schöne Schnee dazu. Ich habe nach Jahren, den Proust eh schon wieder beiseite, den „Fänger im Roggen“ wieder einmal begonnen, weil ich mich erinnerte das mir dieses Buch immer ein gutes Gefühl gegeben hat. Ich habe die Handlung des ganzen schon wieder vollkommen vergessen, aber immerhin liegt es nun auch einmal auf englisch in der Post, seit mehreren Tagen jetzt schon,
weil die Packstation zu voll gewesen ist. Da kann ich es schlecht abholen. Die Post ist eine Behörde mit Behördenöffnungszeiten. Aber vermutlich ist auch die deutsche Fassung die, die mir dabei hilft, mich an Dinge zu Erinnern, die ich nicht selber erlebte.), so jedenfalls schrieb ich in einer Mail im Dezember schon, ich lese und mir gegenüber sitzt ein armer Mann mit einem lieben Hund, ein Rottweiler kann es sein, ich kenne mich da nicht aus, dem er fortwährend Dinge erzählt, dass sie heute mal zur Post müssten (sie auch!) und dann und dann.

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[Freitag] Am Abend ~, nachdem ich im Schwimmbad war und aus dem Becken schön den Schneé hab fallen sehen, draußen vor dem Fenster, sich plötzlich die Nachbarschaft erweitert hat um einen ganz neuen Ort, der schon die ganze Zeit dort gewesen ist, wie aber dadurch das Viertel selbst ein anderes wird, ein wenig immerhin schon wieder (es ist im steten Wandel und bleibt sich gleich), (und wenn ich vor die Tür gehe ist dort immer schon und gleich die Stadt, die Menschen und die Straßenbahn und die Autos auf der breiten Straße und all das große Ganze, sie steigen aus der Bahn und gehen und sie rennen bei rotem Licht über die Ampel und kriegen die Bahn doch noch oder nicht mehr, sie sammeln auch Flaschen in Einkaufswagen und haben Telefone in der Hand auf die sie schauen und beinahe von der Straßenbahn), an diesem Abend trotz der arg vereisten Wege mit dem Rad nach Linden gefahren, an den Runden Tisch gesetzt, entzwei ist die Zahl der anwesenden Gefährten, wir waren einst so viele. Ich hätte das alleine schon nur machen können, so jedoch saßen wir zusätzlich zu der tollen Fahrradfahrt durch die kalte Januarnacht und so weiter dort und hörten der Musik zu und tranken Bier und erzählten uns Geschichten von dem allen. Am Samstag das erste mal auf dem Markt in diesem Jahr, Äpfel und Kartoffeln. Käse und Wurst.

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[Eine Woche später am Abend] und ich schreibe mich hinein in die Gegenwart, dort bin ich nun endlich in diesem Jahr angekommen und ein Fuß im Text und die zwei Hände auf den Tasten, die die Welt bedeuten. Draußen ist der Winter in seiner ganzen prächtigen Kälte vorhanden und die Tage sind angefüllt mit Arbeit und guten Wünschen.

Let it ~, let it ~, let it ~.

[13.12.2012]Die neue Schrift die wir jetzt haben, hält viele Zeichen bereit, um die Leerstellen zu markieren, die sich gebildet haben, den ehemaligen Aufenthalt der verschwundenen Geister und Erinnerungen an sie, an all das. Erinnerungen auch an ehemalige Möglichkeiten.

Als ich zur Station gehe, zersägen Arbeiter eine Litfaßsäule und aus der gerade ankommenden Bahn steigt ein Mann mit Langlaufski. Der Friedhof ist wunderschön im Schnee [~] auf dem Rückweg machen die Bäume der Allee zum großen Garten den Shutter, als ich in der Bahn sitze und aus dem Fenster sehe. Fünf Wochen ist es her, am 5.11. schrieb ich in das Notizbuch, wie einer vor der Eisentür steht, im ganz dunklen Treppenhaus, und weiß vor der Tür das Dämmerlicht [und der Wind des Nordens im November, kurz bevor die Bäume auch noch die Schatten der Blätter nicht mehr festhalten können]. In der Zwischenzeit die Ewigkeit.

Auch die Dinge und Verhalte, die wir nicht aussprechen, zerbrechen würden sie in dem Augenblick, nur diskrete Zeichen lassen sie erahnen. Wie der Schnee noch liegenbleibt, nachdem es schon lange schon viel zu warm ist, und wir ihn nur anschauen dürfen, denn eigentlich ist er schon wieder Wasser, wie das meiste von uns.

[Aus dem Notizbuch v. 6.2.2012]

Am Morgen fallen einzelne Schneekristalle aus den Ästen der Bäume herab, blitzen in der Sonne (Lichtfunken). Am Abend dann, auf dem Weg nachhause, die Krähen treffen sich in den Wipfeln zum gemeinsamen Gesang, es sind viele und der Stadtwald gehört ihnen. Kleinere Vögel, die nun schon dicht über dem Boden fliegen, und dass sie nicht einfach erfrieren verwundert mich, sie aber denken ja garnicht daran. Ich muss nun meinen ganzen Mut nehmen und mich konzentrieren, damit ich auf dem Weg nicht selbst erfriere. []

+Heute am Mittellandkanal gewesen, der nun

letztenendes auch zugefroren ist. So hab ich mir das vorgestellt. Wir sind den Weg gegangen, von unserer Straße aus: Die mit einer Eisschicht überzogenen Wege, je näherten wir uns der Kanalbrücke desto unbelaufener wurden sie, und. In unserer Laufrichtung rechts der Brücke, wo es nach Berlin geht, ein Vogelloch in der Eisfläche, alle Sorten. Ein kleiner Hund verbellt die schwarzen Vögel auf deren Namen wir nicht kommen, die Enten die Möwen, die stets versuchen zu mehreren den anderen die Brotkrumen wegzuklauen, die jemand vom Ufer wirft. Ein kleiner Hund möchte aufs Eis rennen und gehorcht nicht, zufällig mache ich ein Video, wollte ja gerade dem inneren Ornithologen gehorchen. Wird leztenendes doch an die Leine gelegt, so ist das Leben, kleiner Hund. Jetzt fahren die Schiffe nicht, sie liegen in

...wo es nach Berlin geht, ein Vogelloch in der Eisfläche, alle Sorten...

Wolfsburg oder Braunschweig und die Schiffer kochen Tee den ganzen lieben langen Tag und sehen fern, wir sehen nach den Vögeln. Und wir sind den ganzen Weg gelaufen und keiner ist hingeschlagen auf dem Eis. Die Busse stehen am Nordring und schnauffen, die Fahrer rauchen in der kalten Luft, halb noch in der Tür stehend, und sie sehen in den grauen Himmel und derweil kommen sie auf dumme Gedanken über den Gang der Zeit und wie sie verschwindet, letzten Endes. Die meisten von denen haben als Kohlen- oder Rübenfahrer angefangen und dann den Personenbeförderungsschein gemacht, um in die Dienste der Stadt zu treten und nicht mehr auf dem Trecker hocken zu müssen bei Wind und Wetter und Eis und Schnee. Dann steigt jemand in den Bus ein, der fährt dann los, vorbei an der Polizeikaserne die Wichtigkeit von Recht und Ordnung, vorbei an Inge’s Kindergarten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Kleingärten und alles und der Funkturm am Horizont in Misburg, DVB-T für die Binnenschifffahrt und Kohlsuppe zum Frühstück, so ist das Leben, kleiner Hund.

Ashanti-Lola

Am Freitag der letzen Woche mit dem Bus zunächst zum Steintor nach der Arbeit, um eine schwarze Tintenpatrone zu kaufen, sowie: Am Briefmarkenautomaten zwei 45-Cent-Marken für Postkarten zur Gewinnspielteilnahme. Den Bus erwischt. Zwei, denen die Dummheit in dicken Brocken aus dem Gesicht fällt, bekommen die gleichzeitige Existent von PayPal und paysafe //in einem einzigen Internet// nicht auf die Reihe und streiten sich über die richtige Bezeichnung, bevor sie dazu übergehen, sich zu entscheiden, welche das im Online zu kaufende Plastikteil in schwarz-violett haben soll und welche in violett-schwarz.

Zurück zum Hauptbahnhof und dort in die Bahn, wer kann hält sich in diesen Tagen unter denselben auf, wo kein Schnee liegt und die Temperaturen über null. Alles soll einfrieren außer die Wasserrohre in Bremen. Alles soll einfrieren. Dann zum Vahrenwalder Platz, in den Discounter, in dem die Straßenbewohner sich auch eindecken, mit Schnapps und Träumen von einem Leben, in dem die um ein weniges feilgebotene Ramschware aufgrund vorhandener eigener Wohnung Relevanz haben könnte. Die Mutter mit dem kleinen Mädchen, das bekleidet ist mit einem dreckigen Schneeanzug in rosa (wie sehr ich Schneeanzüge geliebt habe, auch weil ich nur einen bekommen habe in der Kindheit, weil es bei uns eine Abneigung gegen „Synthetik“ (so hieß das böse Wort) gab), die Mutter nennt das kleine Mädchen mit dem rosafarbenen Schneeanzug abwechselnd und ständig bei einem seiner zwei Vornamen, Ashanti und Lola. Als hätten sie und der Klaus-Uwe sich nicht auf einen Gogogirl-Namen für das Wunschkind einigen können, in ihrer ewig währenden Verblendung.

Alles soll einfrieren.

Am Morgen

am Küchentisch sitzend die Schuhe eingefettet gegen den Schnee und die Nässe. Den ganzen Tag dieser Geruch der Schuhcreme an den Fingern, toll! Gebrauchsprosa gefertigt und Photographien verfälscht. Zwischenzeitlicher hektischer Briefwechsel mit Freunden. Am Abend Kartoffelsuppe und Mannequins im Fernsehapparat, ach wie schön das Leben sein könnte!

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(Titelblatt Aventure.No. 3 (Paris, Januar 1922))

Wie dieser alte Zeitschriftentitel sieht der Schnee nun aus an manchen Stellen bereits. Eben die Seiten des digitalen Dada Archives Digital Dada Library Collection angesteuert, klick ich voller Willkür irgendwo hin, zack ist da schon wieder die Weltstadt an der Leine drin, Georgsstraße 20. Hannover allerdings, werte Amerikaner und andere Kleingebäcke, schreibt sich mit Zwee N Mann!

¿Im Bipolarlicht?

 

Noch mehr Schnee, bis alles steht, das ganze Salz verbraucht ist und nichts mehr weitergeht! Eine gefrorene Welt, eine stille Stadt, nur hier und da hört man den dumpfen Aufprall der ausrutschenden Menschen an den Straßenecken, die bepackt mit ihren wahnsinnigen Ideen doch noch Besorgungen machen müssten und zur Post. In diesen Tagen fällt mir natürlich wieder die Begebenheit ein, wie ich einmal ein Kaurismäki war, zusätzlich dazu verlege ich mich immer mehr auf das Betreuen einer kleinen Haiku-Herde, denn es ist einfach und macht kaum Mühe, dank der festen Verformung muss man nur die Silben entsprechend platzieren und gelangt so zu Ergebnissen.

eis glatt unter schnee
überdeckt den pflasterstein
und schließlich doch strand

(Derweil man sich auch anderenorts nach Finnland hinschreibt, ach der kurze Frühling des Nordens) – Es gibt so viele falsche Menschen, die so grundsätzlich und fast von Geburt bereits schon falsch sind, da sollte es doch gestattet sein sich ein paar zusätzliche Persönlichkeiten auszudenken und mit Leben zu erfüllen? Und möglicherweise ist dies gerade eine Strategie zu überleben. Sie tragen ihr falsches Grinsen zu Markte Tag um Tag und halten es für das wahre Leben, so wie sie es im Katalog gesehen haben. Malen sich die Larven, die sie eh schon am Leibe tragen noch zusätzlich an in bunten Farben und regieren so die Welt aus hohen Häusern heraus und Türmen, erbaut aus Lug und Trug. Ihre Blicke sind doppelt gespiegelt, so das sie die meisten Tage leichten Herzens hinter sich bringen, ohne sich selbst in die Augen sehen zu müssen. So zwingen sie einen gar selbst in Verkleidung hinein, ihr Lachen jedoch klingt wie aus einem hohlen Blecheimerchen heraus und wenn sie telephonieren mit ihren Fotoapparaturen müssen sie sich anschreien, damit sie sich gegenseitig gut verstehen. Manch einer von der anderen Seite ist in Versuchung es Ihnen nachzutun, es ist tatsächlich so das sie jeden Neuankömmling mit einem Begrüßunsgdrink und 20% Rabatt auf alle Einkäufe empfangen, wird der Phantomschmerz zu einem sanften, kaum spürbaren Ohrenklingeln heruntergedimmt und alles ist gut, weil wir alle liebe Freunde sind.

 


 

Deshalb und deshalb und deshalb muss es schneien und zufrieren bis der ganze Planet knackt vor Kälte, das Geziefer in den Wägen sich festfährt und erfrieren würde, erschiene nicht ein gelber Engel im Schnee (Bepackt mit einer Pferdedecke und ein Fäßchen Rum vor sich her tragend, eine Familie Namens Beethoven). Aber die Hoffnung geht nicht dann wenn es am schönsten ist, Hundemüde in der Dunkelheit. Man müsste nur noch viel wütender und wütender und wütender werden.

„Und Schnee fällt in meine Welt, Schnee macht alles still und hell.“

(Die Aeronauten: Schnee)

#LakVers1 #LakVers Lakonische Verse

Im Bus (*)

Den ich aufgrund der Witterungsbedingung (denn es ist nur eine, der liegende Schnee nämlich) anstatt des Rades nehme mache ich mir einen Spaß daraus, kleine Haikus über die Mitreisenden auszudenken:

die blöden kühe
glatt widerkäuend auf eis
rutschen graziös aus

(*) Finde ich ist auch eine gute Überschrift für den ersten Eintrag im neuen Jahr, ein Artikel der sich einreiht in eine lange Tradition von Beiträgen, die sich mit dem öffentlichen Nahverkehr befassen und suchen sie doch einfach selbst bei Interesse. Natürlich (paradoxerweise) ärgere ich mich auch über die Mehr-Leute die anstatt mit dem Auto zu fahren den Omnibus für ihre Zwecke entdecken, anstattdessen sie ihn uns Radfahrern überlassen (auf der Arbeit allerdings war bereits einer der Kollegen vor mir anwesend und saß in Schal und Jacke ganz verloren im noch jungen Jahr an seinem Arbeitstische sinnierend; Wir sprachen einige Worte, aus denen hervorging das auch er (wie auch ich) heute mit den Gefährten der Überlandwerke und Straßenbahn AG vorlieb nehmen musste, weshalb mein Groll sich nicht nur gegen Ihn sondern auch gegen mich zu richten hätte, so denke ich jetzt, denn schließlich verstopften offenbar die Radfahrer genauso die Passagierräume wie alle anderen auch, ich bin jedoch grundsätzlich eher kein Freund des Menschen, ich glaube das hier und da bereits sachte angedeutet zu haben. Deshalb. Und wie schön der Schnee doch ist und der blaue Himmel, der zumindest zu großen Teilen noch unbevölkert geblieben und nur hier und dort von Aluminiumprojektilen beflogen wird, besetzt mit (in Zukunft zuvor nackt gescannten). Aber ich schweife ab und muss in der Mittagspause unbedingt (einen Kalender kaufen sowie) ein Stück die Allee hinabspazieren, die zu den Barockgärten (dem Großen Garten) in Herrenhausen führt und entlang derer sich übrigens seit 1893, beginnend am Königsworther Platz, die erste hannoversche Straßenbahnlinie erstreckte.#LakVers1 #LakVers Lakonische Verse