Ich habe ein Filmende im Regal liegen.

Natriumhydrochlorid gestern Nacht um halb 4, ein Teelöffel. Hier im Regal steht noch eine Beerenschale, worin verschiedene Sachen liegen. Mullkompresse und -Binde, rosafarbene Schaumstoffelemente, ein gelbes Zitronennetz, ein Stück Pflaster ein Korken ein Negativ vom Filmende, wo dann also nichts drauf zu sehen ist (Frage: müsste es dann nicht einfach nur „Filmende“ heißen?), die federlose Hälfte einer Wäscheklammer. Ich brauche das alles für meine Kunst. In der Beerenschale, die aus kompostierbarer Recycling-Presspappe besteht, sind noch die Flecken von den Erdbeeren vom letzten Sommer.

 

Aufgescheucht geht’s dann in den neuen grauen Tag, fast noch das Gefieder der Nacht in Gedanken.

An der Feldbuschwende fängt es eigentlich an mit der Steppe am Stadtrand, durch die ich am Morgen des 29. fuhr, ich dachte , ich könnte jetzt noch stundenlang durch dieses Messeparkplatz/Industriegebiets-Ödland fahren,

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während die Füße ein wenig kalt sind, weil ich schon Sneakers anhatte, fahren und aus dem Fenster schauen.

Da hier gerade wieder einmal metabene die Metaebene vermessen wird, vermessenerweise

und das reflexhafte Reflektieren über das eigene Schreiben sich ja notwendigerweise immer nur am fremden Schreiben (wie genau lässt es sich unterscheiden?) orientieren kann. Und weil man keinen Satz mit und beginnt ohne besonderen Grund und ich immer nicht dazu komme, mich einmal dazu zu äußern: sei hier gesagt: Ich lese gerade wieder einmal fast von vorne bis hinten die EDIT 68, wobei mich die schwedischen Übertragungen und das Berliner Journal nicht berühren, was nicht bedeutet, dass sie falsch sind. Letzteres schon deshalb nicht, weil Freund K., den ich übermorgen treffen werde, mit Jan Brandt in derselben Klasse war, wenn ich es richtig verstanden habe, vielleicht nehme ich die Zeitschrift dann einfach mal mit, leg‘ sie in den Rucksack zu den fünf Flaschen Bier und frag mich dann wo war ich stehengeblieben?

Wie so oft war ich bei den Schreibungen zuerst skeptisch und sah mich vorsichtig um. Die Gedichte von Levin Westermann fand ich großartig. Er ist an verschiedenen Stellen im Netz zu finden, also Spiegelpartikel von ihm: Hier das Gedicht [im flur], [let A equal acceleration] und hier ein PDF mit einer Reihe von Gedichten. Alle ungelesen verlinkt, so viel Vertrauen hab ich jetzt schon! Dann zum Thema im Netz zu finden, der Text, bei dem ich mir tatsächlich nicht ganz sicher bin, ob er eine Reportage ist oder eine Fiktion, wahrscheinlich eine Mischung aus beidem und er spielt ja auch ganz bewusst damit — es geht um jemanden, der sich eine falsche Identität erbaut, beruhend auf einem früh verstorbenen Menschen, dessen ungelebtes Leben nun als glaubhafte Grundlage für dieses Experiment herhalten muss. Sehr interessant geschrieben von Andrew O’Hagan, geht es hier um Neben- und Scheinidentitäten. Ich selber bezeichne dieses Blog ja etwa als Fiktion und mich selber auch als erfundenen Menschen. Aber das ist eine harmlose Spielerei und ich bin mir im Klaren darüber, dass wir alle viele sind und es deshalb nichts besonderes ist, wohlmöglich waren wir alle schon immer viele und sind jetzt nur noch mehr geworden, weil sich unsere Wunschvorstellungen im Digitalen leichter verbreiten lassen. Das Lesen des Textes „Die zwei Leben Ronald Pinns“ ist noch nicht beendet. Ich bin auf so merkwürdige Dinge wie Weavrs gestoßen und fand mich auch an die Figur der von Lynn Hershman Leeson zum Leben erweckten Roberta Breitmore erinnert, die ich im Herbst letzten Jahres in einer Ausstellung kennengelernt habe. Schon 1974 ersann die Künstlerin mit Roberta eine fiktive Existenz, die sich jedoch unerkannt in der sog. realen Welt bewegte und hier etwa einen Psychologen besuchte, welcher auch ein Gutachten über ihre Persönlichkeitsstruktur schrieb, ohne das Spiel aufzudecken. Ebenfalls von ihr ersonnen ist die KI Agent Ruby, die sich allerdings von Weavrs so unterscheidet, dass sie zum einen nicht selber das Netz crawlt, um zu lernen und auch keine fremden Inhalte postet bzw. auf sie verweist, um etwas vorzutäuschen. Der Text korrespondiert ganz toll mit „Nach den Spionen“ von Sascha Macht. Überhaupt habe ich wieder einmal den Eindruck, das es sich bei der Ausgabe um eine durchdachte Kompilation von Texten handelt, bei denen der eine zum nächsten in Bezug steht, so etwa die in Marie Gamillschegs „Wenn sie kommen“ beschriebenen jungen Menschen aus der Stadt, die erstaunt auf eine ihnen fremde Welt schauen, mit dem subjektiven Blick, der in den nachfolgenden und wie schon gesagt ganz tollen Gedichten von Levin Westermann beschrieben wird.

Das dialogische zwischen den Texten ist mir bereits in der Ausgabe 66 aufgefallen, dazu liegt auch ein Entwurf hier bereits bereit, der allerdings vermessenerweise mit einer Reisereportage in Verbindung gebracht werden soll, die einfach noch nicht fertig ist. Dies einfach aus dem Grund der subjektiven Wahrnehmung, dass nämlich das auf der Reise Erlebte ganz erstaunlich und synchron zu dem Gelesenen sich hinzufügte. Aber wenn Zeit eine Rolle spielen würde in diesem Blog, gäbe es es nicht mehr.

„Wie ich eine Lila Krawatte wurde“

Nichtsdestotrotz aus der Nase fließt kein Honig! Auch im Cloudordner liegt ein Ordner „_text“, worin sich schon wieder diverse Dateien befinden, die alle zu diesem riesenhaften Zettelkasten gehören, die einmal ein eigenes Bewusstsein entwickeln wird, wenn nur an den entscheidenden Stellen entsprechende kleine Schalter eingefügt werden, die nicht viel mehr machen müssen als ein Transistor jemals erledigt hat, vermutlich.

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Aber kann das so hier raus? Eben hatte ich hier den Text einer Datei eingefügt und den Finger schon am Knopf, aber es war ja so nicht gedacht und daher. Und wenn ich es jetzt hier veröffentliche muss ich es dort immer löschen, damit ich mich nicht anderntags wieder an der Vorratskammer bediene und Dinge zwei mal erzähle. Das wär dann ja der gefürchtete duplicate content. Die Pest.

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# Auf dem Weg zum Supermarkt Schmalhans getroffen. Ärgerlich.
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# Die Wohnung mit dem runden Turmerker, gegenüber von dem Hotel, ganz oben: Wie es dort wohl sein mag. In der selben Häuserzeile, ein paar weiter: Auch ganz oben: Wohnung zu verkaufen. Sofort die Szenarien, was dort anzustellen wäre, in einer solchen Wohnung, oben über den vielen hundert täglichen Autos. Ein ganz anderes Leben natürlich;
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# Am Nachmittag auf dem Stadtplan entlanggefahren mit dem Mauszeiger und die Ferne wehen gehört.
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# Auf dem Rückweg, das Busdepot, was davon zu halten ist; An der Einfahrt steht eine rechteckige Säule mit einer Uhr, eigentlich zwei Uhren, zu zwei Seiten gerichtet: Die eine geht falsch.
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[_wohnungeninhaeusernanderstrasseundso.txt]
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Ein Nachtteil: Durch das hin- und hersynchronisieren (siehe auch der Untertitel dieses Blogs, der immer noch besteht)(23:10 28.01.2016) lässt sich das Datum der Dateienn im Cloudordner nicht mehr feststellen. Sie haben alle den 6.10.2015 als Erstelldatum, nach 20 Uhr wenn ich es richtig sehe. Die meisten Dateien haben aber, ich denke weil ich die Ahnung hatte das es ein weiterwes Journal ist, ggf., das Datum ihrer Erzeugung im Dateinamen, wie etwa „2010-11-12und wieder eine tour.txt“:

[2010-11-12und wieder eine tour.txt]:

Und wieder eine Tour um den Abschiedsplatz herum, doch der muss noch warten.
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Der Mann in der Bank mit der Modefarbe Lila Krawatte. Als wäre ich der Herr Bankräuber, will es mir scheinen, ich war doch nur zu blöd die verschieden blauen Karten auseinander zu halten. Die Freiheit nehm ich mir. Zynische Slogans 500.
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In der Bibliothek; Drei Jura-Studenten bemerken eine, denken sie, Germanistin, und fangen auch gleich an von dem Film „Das Piano“ zu reden mit großem Getöse.
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Stock 3. und 4. macht erst der Nikolaus wieder auf. Das eine Buch steht auch noch in der Sowi-Bibliothek im Theodor-Lessing-Haus. Heute ist eine Delegation Gymnasiasten vor Ort, sie tragen Plastikschildchen am //Revers// auf denen steht „Labor Politik“ und ihr Name. So wie es auch die Großen machen. Man ist was auf dem Schild steht. Gegessen wird was auf den Tisch kommt.
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Dort wo früher das Café Callin drin war ist jetzt eine ein Coffee-Shop. Glatte Oberfläche eines Flachbildschirms, hoch glänzender Farbbrei schwimmt darin, im Zeitungsständer der //Playboy//. Die Sandwiches die ich kaufe sind trotzdem lecker.
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(Vorab, zwischen: Der Radweg durch den Park, wie das unsere wege waren und nicht mehr sind, die gelben Blätter auf dem Boden)
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Im Copy-Shop belehrt man mich eines besseren. Im nächsten riecht es nach Ozon und mir wird ganz duselig als ich den Reader für Dich bestelle. In einem Aufsteller das Programm des Kinos neben dem besetzten Haus, wo mal der Projektor kaputtging während einer Vorführung, weil ein Experimentarfilmer einen Knopf auf den Streifen genäht hatte.
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„Wie ich eine Lila Krawatte wurde“.

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[Forts.]

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Eine an der Haltestelle liegen
gelassene Zeit Ungeheuer am Horizont
der fabrizierten westlichen Welt
maschine die uns in Atem hält und
füttert mit Informationen und

bunten Pillen als Sättigungsbeilage
Erscheinungen und Leitbilder die
das erste Quartal über dauern eine
ganz neue Philosophie die uns warm

hält und füttert mit allerlei Rauh
reif auf den zwiebelhaften Ranken
der Unvernunft an die wir uns zu
glauben erlauben solange
am Ende des Tages.

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[Keine der Formen ist hier festgelegt, keine Standards hier sind nach Gesetzen erstellt. Alles soll unsicher bleiben und ist vielleicht morgen verschwunden, alles ist für die Ewigkeit gedacht.]

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Passwortgenerator

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Wir denken uns immer neue Passworte aus, dass ist unsere Arbeit. Wir vermeiden Fragezeichen, dass ist unsere Arbeit.

Neues, wohl mit einem breiten Tapezierpinsel oder einer Rolle gemaltes Graffiti unten an der Brücke, hinter der Haltestelle Expo/Ost: Leistungszwang Konsumhass. Riesengroße, rosafarbene Buchstaben.

Sehr bunt ist die Welt, an manchen Tagen wäre es mir lieber, es wäre nicht so. Nacht ist zwar das Gegenteil von Tag, aber Morgen ist nicht das Gegenteil von Abend.

Am Morgen gehen die Türen der Straßenbahn auf

an der Haltestelle Zuschlagstraße, bei den Parzellen, gleich ist ein Geruch von Holzfeuer im Waggon, an diesem grauen Anfang des Tages. Wie gut ich diesen kenne. Müsste nur wollen, dann ginge es vielleicht. Ein paar Meter weiter wären auch Schafe, da hat sich jemand einen Stall in den Garten gestellt. Im Frühjahr und Sommer stehen sie am Zaun und schauen der Straßenbahn zu, wie sie vorbei fährt und mir auf dem Fahrrad. Gegenüber allerdings dann, gleich hinter der Haltestelle, das gegen Widerstand errichtete Tierversuchslabor.

Um Fotos von den Krähen zu machen,

die an jedem Morgen in den Wipfeln dort sitzen, bin ich am letzten der kalten Tage, der auch der kälteste der kalten Tage war, kurzentschlossen an der Haltestelle Krügerstraße ausgestiegen.

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Krähen sind Tiere die dann misstrauisch werden, wenn der Beobachtende stehen bleibt und sich nicht bewegt. Dann fliegen sie auf von dem Platz, wo sie sich um das gefundene Fressen balgen und sitzen gleich wieder in den Bäumen. 20160122_083728 20160122_083812

Es war wirklich sehr kalt und ich zog, gleich nachdem ich für fünf Minuten die Sache mit den Fotos versucht hatte, wieder die Handschuhe an und besah mir die Menschen, die sich mit bleichen Gesichtern am gegenüber liegenden Bahnsteig unterhielten und ihnen die Kälte aber gute Laune zu machen schien.

Aus den Briefen — 5 —

(Diese Sache mit dem tgl Schreiben) funktioniert recht gut, auch wenn tatsächlich Texte von sehr unterschiedlicher Güte dabei herausspringen, ganz subjektiv gesprochen. Vielleicht werde ich auch noch den einen oder anderen löschen obwohl. Hier und da geht es auf die Meta-Ebene, wie jetzt hier auch. Ich hatte noch Fragmente bei Pastie deponiert, aber der Dienst ist seit ca. 36 Stunden offline und ich erreiche meine Notizen nicht. Auch das ist ein Resultat der fragmentierten Textarbeit, die winzige Pausen nutzen muss um Notizen schnell irgendwo hin zu schreiben. Auf Bons von der Mensa bspw. oder in einen digitalen Aufbewahrungsort für schnell zur Verfügung zu stellende Textteile. Häufig auch von sog. Programmierern oder für Wegweiser ins Darknet genutzt. In der nächsten Runde werde ich aber vom tgl. Veröffentlichen und ausschließlichem Ins-Blog-Schreiben Abstand nehmen, um mich auch mal den längeren Texten widmen zu können.

seidenpapier2

Der Drucker ist vom Seidenpapier befreit, mittlerweile. Hier bin ich dann auf dieses Projekt gestoßen, bei dem ich vielleicht ebenfalls einfach mal mitmache. Unbekannterweise. Aber ein Grund mehr, die klammen Finger über die Tasten Stolpern zu lassen, immer gerne Gründe. Das müsste auch alles einmal gelesen werden. Ein Freund von mir schrieb neulich in einer Postkarte,: //Insgesamt aber wird zuviel geschrieben und zu wenig gelesen. Vielleicht sollte jeder Mensch nur ein Buch schreiben dürfen//. Besonder schön, dass er das „S“ in seiner sehr kleinen Druckschrift, in der er möglichst viel Text auf den dafür vorgesehenen Teil der Postkarte presst, auch wie ein B aussehen könnte. So steht dort, wahlweise: Leben/Lesen.

lesenleben

Ich muss auch noch antworten, bald, wir sind schon eine Postkarte und mehrere Reisevorbereitungen weiter und ich möchte K. noch einmal erreichen. Hier sind mögliche Postkarten:

Zischen der Zeilen

Zischen der Zeilen

Helle Aufregung 780 KHz

Helle Aufregung 780 KHz

Die so peu à peu fabriziert werden.