In der Bahn liest die Blonde Marke Pferdezucht in der posthum geschriebenen Enke-Autobiografie, ich kontere mit „Wäre ich unsterblich“. Brötchenkauf im Hauptbahnhof, wie sehr die offene Verkaufstheke mich gerade an Viehfütterung erinnert, an all das. Über den Kassen hängt ein Screen, auf dem laufen zur Zerstreuung der auf ihre Abfertigung Wartenden Musikvideos, eine Softjazz-Version eines bekannten Beatles-Hits — „And i love her“ — Saxophon-Schmalz.

„und ich dächte an Fette, die sich hinter
dem Lauf der Geschichte befänden, und
daß von allem immer etwas übrig bliebe
für eine geringe Zeit,“

Paulus Böhmer

(Wie mich alles anfasst, gerade jetzt, die Verse sind lang, sie kommen nur fragmentarisch an im Kopf, ich lese sie in der U-Bahn, drei Stationen hindurch unter der Erde, während zwei Vierschröter über den Stahl reden, den China einkauft, eine Katastrophe ist das sagt der eine, Georgier vermute ich, in den Versen geht es um das Gewimmel unter der Haut, und wie die Haut abgezogen ist, die Angst, vielleicht ist es (un)angemessen, sie so zu lesen, you can count me out (in)).

Signalstärke (V1)

Ich wohne dort gerne
(mit Dir)
Wenn ich aus der Tür
dann ist dort gleich
die ganze Stadt und
die laute Straße
gegenüber vom Afro
shop
hat da wer MIAU an die
Wand geschrieben
und dazwischen
Gleise
der Straßenbahn
befahren von 3 Linien
und 4 Spuren Verkehrs
in 2 Richtungen
stockend
natürlich
ist die Bahn voll
die ganzen Gerüche
aus den Fabriken
für Duschgel
in großen Bottichen
mit Tanklastern
über Autobahnen
kippte einer einmal um

// Die Bahn ist mit Menschen und
Ein Gespenst aus
der Vergangenheit
eben falls dort +
erkennt mich nicht mehr denn ich
interessiere mich
nur für den Motor
der Bauchdeckel auf-
geklappten Rolltreppe
und mache ein Foto
der Eingeweihten

// Rauch riecht es an
der großen Straße
die Laute Straße

//Auf unserm Herd
die Espressokanne
summt sie
stillvergnügt:
Die Waschmaschine
Teetopf kullert
Augen der Berg hinauf
der voll steht mit den vertrockneten
(Sonnenblumen)
Rosen am Himmel

Hüah
Zinnten
Soldaten

Und Blumento-Pferde.

Da fuhr

ich dann am Gestern mit dem Fahrrad zur Arbeit und am Moltkeplatz: Ist ein Markt aufgebaut, (eine Obstverkäuferin beißt in einen Apfel hinein), neben der Leierkastenfrau sitz ein dicker, lieber Hund, zuvor die Blätter, von den Bäumen, im dunstigen Sonnenlicht, fallen, ein Kindergarten macht einen Ausflug und eine Nonne, die ist auf dem Weg ins Krankenhaus vom roten Kreuz.

Die Luft ist genau richtig kalt für den Überzieher, die Sonne blitzt hinter den Gardinen hervor. So war es.

Dann heute am Morgen: Das schwärzeste Schwarz sah ich, als ich die Espressokanne aufschraubte um den feuchten Kaffeesatz herauszuklopfen. Schwarz und schimmernd, zieht es Materie an.

An der großen Straße, das Hotel wechselt täglich seinen Namen, Hot Is oder Hotel I oder Ho Ib. Ich habe dort die Möbel hinein getragen, in jedes Zimmer: Einen Schrank und ein Bett und eine Wandverkleidung mit angebauten Nachttischen, erinner ich mich, manchmal, wenn ich nun daran vorbei fahre, wie ich auf dem Parkplatz stand und eine Zigarette geraucht habe. Manchmal denke ich, dort hinein zu gehen und mich an die Bar zu setzen, für einen Abend lang, zur Messe wohlmöglich auch noch, eine Geschichte zu erfinden.

Wenn ich eine halbe Stunde vor Schichtbeginn hier losfahre, wir produzieren dort tatsächlich in vier Schichten, die sich teilweise überschneiden, dann also habe ich noch genug Zeit, auf der Streusandkiste sitzend, ca. auf dem halben Weg von der U-Bahn dorthin, ein Gedicht zu improvisieren,

Im Moment schreibe ich auf allem was Papier ist, es ist furchtbar.

It’s Fiction! (2)

»Hier spricht Prostetnik Vogon Jeltz vom Galaktischen Hyperraum-Planungsrat«, fuhr die Stimme fort. »Wie Ihnen zweifellos bekannt sein wird, sehen die Pläne zur Entwicklung der Außenregionen der Galaxis den Bau einer Hyperraum-Expreßroute durch Ihr Sternensystem vor, und bedauerlicherweise ist Ihr Planet einer von denen, die gesprengt werden müssen. Das Ganze wird nur etwas weniger als zwei Ihrer Erdenminuten in Anspruch nehmen. Danke.«


Der Endverstärker verstummte.

Verständnisloser Schrecken senkte sich über die lauschenden Menschen auf der Erde. Der Schrecken zog langsam durch die versammelten Menschenmengen, als wären sie Eisenspäne auf einem Brett, unter dem ein Magnet entlanggezogen wird. Panik schoß wieder hoch, eine verzweifelte Panik zu fliehen, aber es gab nichts, wohin man fliehen konnte. Als sie das bemerkten, schalteten die Vogonen ihre Superanlage wieder ein. Die Stimme sagte:

»Es gibt überhaupt keinen Grund, dermaßen überrascht zu tun. Alle Planungsentwürfe und Zerstörungs- anweisungen haben fünfzig Ihrer Erdenjahre lang in Ihrem zuständigen Planungsamt auf Alpha Centauri ausgelegen. Sie hatten also viel Zeit, formell Beschwerde einzulegen, aber jetzt ist es viel zu spät, so ein Gewese darum zu machen.«

Douglas Adams: „Per Anhalter durch die Galaxis“