Das Denken

Heute für die nächste Woertersee-Sendung ein Interview mit Yukio van Maren King gemacht. Beim schneiden fiel mir auf, wie sehr sich das Denken in den Worten wiederfinden kann, wie sich dort der Gedanke, um den es geht, langsam herauskristalisiert, dieser Prozeß des Worte-Findens gekennzeichnet durch die Ähs und Pausen, ausprobieren von Worten, bis sich das richtige Wort ergibt. Ich mag soetwas, denn es zeigt mir, dass sich mein Gesprächspartner  darum bemüht, das Richtige zu sagen, dass ihm etwas an dem liegt, was er formulieren möchte. Das es ihm ernst ist mit der Sache, um die es geht.

Alles rausgeschnitten, so gut es ging. Im Radio zählen die Ergebnisse. Die Pausen und kleinen Versprecher, die Denklaute die im Ton bleiben, sie haben rein symbolischen Charakter. Aber sie bedeuten genau das Oben beschriebene. Rezeptionsästhetisch.

Mr. Blank, eating Pizza

Einen ganz in weiß (jedoch ohne Blumenstrauß) gekleideten Mann gesehen, der, einen Karton Pizza auf der einen Hand vor sich hertragend, (aus diesem geschnittene Stücke Pizza essend), über die Kreuzung Spichern/Krieger schlenderte (des Nächtens) und dann interessiert vor dem ausgehängten Angebot der Kneipe mit dem falschen Artikel stehenblieb. Sofort an den Auster und den Mr. Blank aus den Travels in the Scriptorium habe denken müssen. Ob sich der Pizza-Esser wohl zuvorderst mit der Frau, der die Zeit verloren ging, getroffen hat im Park? Ich werde es wohl nie erfahren.

Made in Germany (2)

Made in Germany war eine sehr ambitionierte Ausstellung mit Werken in Deutschland lebender Künstler der gegenwärtigen Gegenwart, die ich mit der Liebsten am letzten Samstag zum letztmöglichen Termin besucht habe. Vieles vieles hat mir gut gefallen, hier eine kleine Retrospektive, gewissermaszen, die vermutlich noch erweitert wird.

Gut gefallen ist besser als schlecht gestürzt:

Björn Dahlem mit Black Hole (siehe Foto) # Thomas Zipp mit seinem Feuerwehrauto, Klee Opa Trah und den 7 Hühner # Der Kronleuchter über der Straße vorm Künstlerhaus # Die Holzkamerafront von Oliver van den Berg # Dieses merkwürdige Interieur von Haegue Yang # Der bereits genannte (Video) schriftliche Wasserfall von Julius Popp # Die in einer Endlosschleife laufenden und an einem Punkt der Spirale durch einen Filmprojektor (vergrössert!) sichtbar gemachten Filmstreifen von Simon Starling und Wilhelm Noack # Das Mobile (2) (In dem man sich so schön selbstreflektieren konnte) von Jeppe Hein # Die Video-Installation „King. A Portrait of Michael Jackson“ von Candice Breitz # Und eine weitere Video-Arbeit: Julian Rosefeldts synchron/asynchrone Geschichte Stunned Man“ # Dann noch: Michael Sailstorfer: Zeit ist keine Autobahn. Danke für den Hinweis.


Bestürzt:

hat mich, das die Installation/Skulptur „Zeit ist keine Autobahn„, ausgestellt in der Kestner Gesellschaft, zugunsten des Pianisten mit den Jazz-Standards & Classics, welcher dem Finnisage-Publikum (hier keine weiteren Erleuterungen, jeder sein eigens Bild) versprochen ward, abgestellt wurde. Und das ausgerechnet von jenem äußerst kunstbeflissenen dunkelhaarigen Lockenkopf, der sein schöngeistiges Gesicht in jede Kamera gehalten hat, im Dienste der schönen Künste. Mittelfinger Dankeschön.

Außerdem die Verlorenheit, die sich mir im Sprengelmuseum zeigte. Neben einigen geisterbahnhaften, effekthascherischen Installationen, die abgesehen vom wallacemäßigen Gegrusel nicht viel zu bieten hatten, blieb mir nur das paranoide Personal der Kunstinstitution in Erinnerung, deren Direktor Krempel (er heißt wirklich so!) eigentlich als Häuptling von „Made in Germany“, aber lassen wir das. Jedenfalls sperrten seine Kunst-Untertanen, mit den Augen überall, als wir ankamen mal eben einen Gang mit zwei „Siebenern“ vom Jacobsen ab, schöne Stühle, aber eigentlich zum Sitzen gemacht. Am Eingang zum großen Ausstellungraum im Sprengelmuseum stand auf einem Podest ein junger Mann, der Visitenkartengroße Papierschnippsel, versehen mit einem Zitat aus einem U2-Song an jeden Besucher verteilte.


Made in Germany: EINS ZWEI

27.8., 17:27h

mein rechtes bein beginnt gerade einmal wieder, ein eigenleben zu entwickeln. heiss ist kalt und kalt ist heiss, behauptet es, möchte auf eigenen füßen stehen. soll es, ein jeder ist seines glückes hufschmied. ich wohne gerne dort, wo man des nächtens die züge auf den gleisen fahren hören kann. habe einmal direkt neben der strecke hannover  -> bremen gewohnt, hat mir auch nicht geschadet. ich befinde mich in innerer immigration zur allgegenwärtigen spassgesellschaft.