17=13=großes Koncert

17 Hippies am 29.4.2007 im Pavillon

Gestern war das, aufgrund der Reisevorbereitungen hier schon ziemlich weit weg. Hat Spaß gemacht. Die Mengenangabe bezieht sich auf die Hippies „On Stage“, wobei dort offenbar nach oben gerundet wurde, Unglückszahl und so weiter. Die Zahl der Instrumente und ihre Namen bleibt im unklaren, ich habe unter anderem 2 Akkordeone, 2 Geigen, ein Cello, einen Kontrabass, eine Tuba, Posaune, Waldhorn, Banjo und Gitarre ausgemacht, es kann aber auch noch mehr gewesen sein. Tenorsaxophon! Die Hippies haben angefangen damit das sie sich trafen und jeder ein anderes Instrument spielen sollte als das übliche…. zunächst in einem Keller, später auf halber Treppe, der Rest ist Geschichte.

17 Hippies, das ist das „alte Europa“ im besten Sinne, Musik aus vielen vielen Ländern, grenzenlos von Klezmer über Chanson und Polka durch den Balkan bis nach Louisiana. Von Eigenkompositionen über Standards bis hin zu Klassikern von Kurt Weill – alles dabei, alles im Reisegepäck des fahrenden Volks. Und auch wenn die Beats per Minute es mit vielen Stücken dieser Stilrichtung aufnehmen können, auch wenn es doll wummert hier und dort und immer wieder, dies als „Folklore-Techno“ zu bezeichnen würde dieser schönen Musique nicht gerecht werden. Das ist alles äußerst abwechslungsreich, scheut sich nicht auch mal mit leisen Tönen, mit Schrägen, schön und schön und schön, einfach nur.

Marlene

Der erfundene Satz, 6

„Johnny Schmitten – Neger und Linkshänder“ stand auf seiner goldumrandeten Visitenkarte, wobei nur eine dieser Behauptungen zutraf. Außerdem war Schmitten Detektiv, kein sehr guter zwar, aber er schlug sich so durch. Hier ein entlaufener Schoßhund, dort eine eifersüchtige Ehefrau – zum Leben langte es in den meißten Fällen.

(aus: Kenny J. Cruiser: „Configure me gone“, Hexa Publishing, Bristol 2001)

Zu Architektur tanzen…

Am schönen Ende des Ihmezentrum, dieses Ungetüm Betonkloz (direkt an der Benno-Ohnesorg-Brücke), das jetzt revitalisiert werden soll, von einer Berliner Firma, übrigens, also dort, im Capitol, welches nicht dazugehört zu den Neubauten, drehte sich am gestrigen Abend, ein Perpetuum Mobile. Unter anderem. Ein solches Wundergerät besteht aus mit Gaffertape zusammengeklebten (zerknüllten) Plastikgetränkeflaschen, welche durch ein Mikrofon nur sachte berührt diese Töne von sich geben. Andere Wundergeräte ebenfalls vorhanden. Später mehr. Herr Bargeld zu Beispielen, angetan in einem antrazitenen Dreiteiler, hervorragend bescheitelt und sehr präsent. Erklärt, warum der Auftakt der UK-Tour ausgerechnet in Hannover Stadt findet mit der starken Verbundenheit des Königreiches zur britischen Monarchie, was allerdings ein wenig an fadenscheinigen Haaren herbeigezogen.

Das Capitol ist nicht ausverkauft, was ein schöner Umstand ist, so haben alle genug Platz und wir freie Sicht vom Balkon aus auf die Bühne, den Neubauten beim aufspielen zuzusehen. Ich erinnere mich an dieses Interview mit Gero von Böhm, in welchem Schlaumeier von Böhm Hr. Bargeld zu polarisieren versucht indem er ihn fragt warum die Einstürzenden früher so Krach gemacht hätten und nun nur noch Leise töne spielten, worauf der antwortet es wäre immer noch dasselbe. So auch das Koncert, eine Abwechslung von Laut und Leise, von Ohrenbetäubung und gehauchter, hoffnungsloser Melancholie. Schwer von Begriff in Worte zu fassen, dass.

Leider ist aufgrund der Unfähigkeit magelnden Erfahrung des Tontechnikers mit derartigem Gereusch vieles von den Worten die dort fallen schwer verständlich. Auch habe ich die neuesten Sachen, die ja häufig nur einem willigen Rudel von Abonennten zur Verfügung stehen und standen kaum verfolgt, so dass eine Playlist hier reine Luftschlosserei wäre. Was zählt? = Der Gesamteindruck. Großartig. Schau ich mir auch gerne noch ein zweites Mal an. Wie dort auf Abflussrohren aus Plaste Xylophoniert wurde, kleine Metalstäbchen oder auch ein Sack mit sog. Füllmaterial aus Styropor zum Einsatz kamen, wie Herr Blixa (Publikum, wenig einfühlsam: Ausziehen, ausziehen!!, Bargeld, sich windend: ICH BIN DOCH SCHON NACKT!) die Texte mit den Händen in den Lüften nachformt, die ihn umgeben. Höhepunkt für mich war Die Befindlichkeit des Landes, dieses Stück in der das ganze Elend. Das mich immer so an Berlin erinnert, im November, dieses schreckliche Berlin. Als ich mit dem ICE dort hineinfuhr, damals noch an der Baustelle des jetzt neu eröffneten Lehrter Bahnhofes vorbei, und auf dem Walkman dieses Lied hörte, in weiser Vorraussicht.

Das Publikum ist so 50:50 gemischt in erste und zweite Generation der Menschen die solche Musiken sich gerne anhören mögen. Die erste Generation nervt etwas, da offenbar viele irgendwann in den 80ern eine Pilzvergiftung erlitten haben. Die zweite Generation erstaunt dadurch das sie höflich darum bittet, an den vor uns stehenden Aschenbecher heranzudürfen, um die Kippe auszudrücken.

Alles in allem (vermutlich der Titel des allerletzten Albums dann, irgendwann, einmal): Äußerst und bis aufs äußerste beindruckend. Alles ist ein Musikinstrument, auch 15-Liter-Olivenöl-Kaniszter!

( Eine Merkwürdige Idee die mir zwischendurch kam, dass die Neubauten garnicht so weit von Element of Crime entfernt sind wie man immer zu denken sich befleißigt fühlt. Eine Merkwürdige Begebenheit von Heute: Mit elektronischer Post festgestellt das Herr UKW Einheit (bereits am 19. dieses Monats) ein freundschaftliches Verhältnis zu dem berüchtigten Künstlerkollerktief the nylon standard beantragt hat. Wenn er sich da mal nicht ins eigene Fleisch. Außerdem hier irgendwo ein Komma, vergessen.)

Im Radio

Da fiel mir gerade ein als ich meine Zeit mit dem beantworten von Fragen vertrödelte, dass ich ja heute am Abende zusammen mit dem K. (ein Jahr lang Vollmond) eine Sendung anzufertigen gedenke. Und da heute so ein von Erinnerungen durchtränkter Tag (zu sein scheint), folgendes; Weezer, R.E.M., Tocotronic, Radiohead (Pablo Honey), Neil Young, Nirvana und Sonic Youth. So. Und jetzt kommst Du.