Kong★lomerat

jetzt faengt das an: in der bahn sitzt einer und führt allen ernstes ein videotelefonat auf seinem tablet. naturallement auf englisch und jedes zweite wort sagt er bullshit. als ich aussteige seh ich eine tragetasche auf der camp david steht. das ist doch eigentlich die ranch von george w bush auf der er den krieg neu erfunden hat. ein anderer zaehlt erstmal seine pillen durch. Seid ihr auch alle da und wirklich vorhanden? Und wir? „Wir gehen zurück in die Blogs, sagen wir. Auch wenn uns keiner mehr liest. Das Nicht-Lesen war noch nie der Verlust.“  — Hinter vorgehaltener Hand, all diese texte, die immerzu geschrieben werden fast könnte man sagen: produziert, die während der zahlreichen transitzustände in die medien fallen, in die notizbücher, in die mobiltelefone, in die leeren, glatten zustände hinein, die kalenderblätter. die ungeordneten gedanken — der hausmeister ist heute der elektrosensenmann, die luft nicht gesalzen wie gestern. die asiatin die am morgen in der u-bahn sitzt, eingeschlafen, eine pinke tasche  fest umklammert. da kam mir die idee, eine figur zu haben wie vielleicht sie es sein koennte. die ist und bleibt nun zunächst andernorts beschrieben weil sie noch nicht fertig erdacht ist, liegt parat im setzkasten neben der Dora Emon figur, die ich in lissabon auf dem trödel gekauft hatte für einen euro. aufbewahrt ist sie in ihrer welt. dort wo alles unfertige steht, das nicht hier hineinpassen soll, in verzeichnissen auf festplatten, in zwischen 10 vollgeschriebenen notizbüchern. heute mitten in der nacht wachgelegen. sachen überlegt, unter anderem namen für radiosendungen, die ich gerne machen würde, und was deren inhalte sein sollten. auf alle fälle müsste es alles bisher dagewesene in den schatten stellen. das ist aber ja ein leichtes — es empfiehlt sich jedoch, immer einen kleinen vorrat synthetischer aminosäuren im hause zu haben. immer auf der suche nach der passenden parallelgesellschaft. so ist das leben hier im stadtteil huckepack, voll mit überraschungen und alle völker sind freunde.

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Es ist Absicht mit der Vernachlässigung der Groß/Kleinschreibung. Aber immerhin die japanischen Touristen sind eine feste Größe im hiesigen Tourismus. Unerschrocken trifft man sie sogar auf der Ex-Expo-Site an, wo sie die Ruine des Niederländischen Pavillons anschauen, bspw. Mutig kämpfen sie sich durch die Horten-Kacheln der Fußgänger Zone, die nicht wegzukriegen sind.

Während der Arbeit an dem Text, der sich, wie sich herausstellte, wieder einmal nicht festlegt auf eine Lösung, die wie auch immer aussehen könnte, jedoch unbeirrbar die Einsamkeit propagiert, die Kauzigkeit und all das, wurde das Papier knapp jedenfalls. Ich druckte am Abend die jeweils letzte Version aus, um sie dann im morgendlichen Taumel, den Bleistift gespitzt, in der Straßenbahn zu überarbeiten. So wurde, wie auch im Text beschrieben, die morgendliche Fahrt zur Arbeit im Glasbunker am Rande der Stadt, zum schleichenden, schwindelnden Übergang zwischen zwei Welten. Als jedenfalls das Papier knapp war, habe ich mich auf die alte Methode verlegt, alte Ausdrucke noch einmal zu verwerten. Ein paar Seiten waren auch auf grünem Papier gedruckt, was ich besonders schön fand. Bei dieser Gelegenheit dann diese Geschichte von Haruki Murakami wieder gefunden, in dem Ordner oben auf dem Regal, die vor Jahren mal im New Yorker abgedruckt wurde und online zu finden war. Auch dieser Ausdruck, erstellt am 26.2.2012 um 16:22h, enthält zwei Seiten aus einem Aufsatz mit dem Titel „Zukunft des globalen Lernens“, auf der Rückseite. Dann ist da auch noch die Rückseite einer Billy-Aufbauanleitung, auf welcher Seite 10 der 12seitigen Geschichte abgedruckt war. Nun ist fast Mittsommer und keine Rede davon, die Vögel alleine lassen sich nicht beeindrucken von all dem. Die vor meinem Fenster in einen Topf gepflanzte Zwiebel, die neulich in der Küche austrieb, hat sich ein Gestrüpp zurecht gewachsen und schön sind sie ja nicht gerade, was man so sagt.

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