LIKK

cover
Gestern auf einem Koncert von LIKK aka. Markus K. in der Galeria Lunar gewesen, Auftakt der Album Release Tour. Wie so oft an diesem Ort habe ich das Koncert größtenteils aus der Küche mit wenig freier Sicht auf das tatsächliche Musikmachen erlebt, wie so oft hat das die Musik selbst nicht wirklich geändert. Die ist spröde und leise und bricht sich zwischendurch Bahn in Verzerrung und Rückkopplung als Teil der Komposition. Die Lieder von LIKK handeln von intimen Innenansichten, die sich im experimentellen Pop mit großer Intensität entfalten. Die Fragilität wird dabei dann am deutlichsten, wenn der Sänger einmal die Distanz der englischen Sprache verlässt, dann ist das lyrische Ich ganz dicht dran und eine Spur Unsicherheit schwingt im Gesang mit, verstärkt aber nochmal die abgeklärte Traurigkeit, ein Grundthema der Songs. In einigen Liedern wurde dies durch das Geigenspiel von Stone nochmal auf einer anderen Ebene weiter verdichtet und erweitert, besonders im letzen Stück des Abends verstärkte die verstärkte und verzerrte Violine nochmals die sehr dichte Atmosphäre der intensiven Lieder zwischen Pop, Expriment und Folk.

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likk.bandcamp.com
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Tourdaten

Sa. 22. Februar: Bremen, LOX (Bremerhavener Straße)
Sa. 22. März: Hannover, Galeria Lunar, Kötnerholzweg 51
Sa. 05. April: Karlsruhe-Waldstadt, Wohnzimmerkonzert, Mail an Gudrun@konzerttagebuch.de
Mo. 07. April: Essen, Kunsthaus
Do. 10. April: Dresden, Hole of fame
Fr. 11. April: Cottbus, Galerie Fango
Sa. 12. April: Jena, Kunsthof

[Morgens am 16.1.2014]

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Wir mussten dann alle an der Peiner Straße aussteigen, weil kurz vor der Bothmerstraße ein Unfall geschehen war, so lief ich an diesem schönen Morgen von dort aus zur Arbeit, nur zwei Stationen, dass ist leicht zu machen. Es hat mich nicht so sehr interessiert, was dort geschehen war, so sind die Fotos auch im vorbeigehen pasiert, wie die anderen auch. Diese Kamera hat zu viele Körner auf dem Chip, die andere habe ich glorreicherweise displaymäßig zerstört, sie war aber viel besser. Mit dem neuen Handy kann ich noch nicht wirklich gut Fotografieren und glaube auch nicht es je zu können, die Welt wird hier wackelig und unsicher, die Welt fällt mir entgegen.

Das Telefon

meint seit Donnerstag nachmittag es wäre Döhren 11° sonnig. Die Grenzen des Machbaren, so sehen sie aus. Um sechs Uhren soll der Regen über das Land geweht sein, der Wind dann mit 4 Beaufort. Wir werden sehen und Sturm ernten. Im Merzen der Bauer. Manchmal in der Mittagspause fahre ich mit dem Bus über die Brücke fuhr, fast noch weiter bis hin nach Bemerode und nicht nur die eine Station zum hin verlassenen Wohnwagen am verlassenen Hotel, der Buddha grüßt von der Ferne im Industriegebiet, hinter der Tischlerei, zu den großen Parkplätzen hin die nun immer leerer sind zur Messezeiten, die Dohlen umkreisen bereits das Kongresszentrum und suchen die Nistplätze, die Bäume werden angeflogen kommen und auf den Dächern der Messehalle der Wald, wenn hier dann die Tribes wohnen werden, in der parallelen Zeit oder der nahen Zukunft bereits, nicht nur die eine Station, sondern bis zum Rathausplatz, dorthin wo der Penny war, von früher der Penny, ob der noch dort ist, dann weiter vielleicht noch oder aussteigen und eine Wurst zu essen an der Bude wo die große Pommestüte sich selber lecker findet und die Lippen leckt, ein keckes Häubchen Mayonaise auf den blonden Kartoffelfritten, der Wachbeton die eingelassenen Kieselsteine der Kindheit, ist hier eine Bank gewesen, war hier ein Restaurant, es war hier einmal ein zwischen Fall, ich weiß es dunkel. Sich treiben lassen in den Tag hinein (den lieben langen) den viel zu kurzen Tag und dann immer weiter fort, einmal solange noch wir dort, mit dem Bus den umständlicheren Heimweg nehme ich dann und wann.

Ende der Durchsage.

Nur um das Wort

Ich hier testweise unterzubringen, wurde doch gedacht, es würde häufig hier vorkommen und müsse nur ein neuer Beitrag entstehen der auf dem alternden Ego Weihrauch verstreut, deshalb also nur entsteht nun dieser Beitrag zur frühen Abendstunde. Viel nachgedacht über das entstehen einer eigenen Welt in einem eigenen Kopf, viel nachgedacht über das Hineindenken der wichtigen Sachen, Dinge, in diese Projektion, wie es geschafft werden kann, die Wesen dort hineinzusetzen in eine noch zu erbauende, noch nicht fertige, Welt, wie sie dann bestenfalls (und das Bedingung) zu Leben anfangen sollten und wie es bewerkstelligt werden kann, dieses Wort dabei zu vermeiden, gänzlich (noch ist es mir nicht gelungen, wird es?). Wer sich nun bis hierhin durch den Text geschlagen hat. Heute morgen im Verkehrsmittel (das Wort hätte auch benutzt werden können), der Asiate der neben mir gesessen und die ganze Fahrt über in einem Flyer von einem China-Bringdienst gelesen hat. Ist es erlaubt, Asiate zu schreiben oder ist das schon ein Urteil, welches mir nicht zusteht, mir fiele nicht ein warum dem so sein sollte. Bald werden wir alle jeden Tag Sushi essen müssen. Die Fotos hochladen, sie sinnvoll in ein Durcheinander bringen, das alles lesen was die anderen schreiben, dazu noch Einkaufen gehen an einem oder zwei Abenden, dass Fahrrad in die Werkstatt bringen, ein Telefonat führen, letztenendes dann den Fernseher anmachen und dieses Zeug schauen, dabei einschlafen und den ganzen Tag und das ganze bisherige Jahr vergessen.

Erinnere mich an das eine Mal, da kam der Schlaf während eine Reportage lief über die Erde vor 6.000 Jahren, als die Erdplatten jeden Tag woanders anzutreffen waren und die Meere aus Lava waren, das dunkle Zimmer, der Winter vor den geschlossenen Fenstern noch dazu, die dunklen Planeten (es war nicht nur die Erde alleine, auf der die Lava pulsierte in Gesteinsspalten), die sonore Stimme des bekannten Sprechers, der die flüssige Erde erklärte, wie das alles entstand vor ungefähr 7.ooo Jahren, dies alles führte zu einem Traum inmitten der Urzeit, in einem noch viel leereren Universum, als sie heutzutage anzutreffen sind, das alles leerte auch das Herz ganz aus und alle Worte verschwanden daraus und die, da hundertjährige Haus, in dem wir wohnen, verschwand und mit ihm ich.

Jetzt auf Seite 582

heute morgen gewesen in der U-Bahn (genaugenommen: eben die Zahl von 462 auf die aktuelle geändert, weil mein Schreiben hier das Wassertragen mit bloßen Händen ist). Die Verschachtelung der Körper nimmt langsam Formen an (womit ich um des Himmels dem Buch keinen Kubismus nachsagen möchte, dass können Andere dann meinetwegen zum wiederholten Mal). Auch die Fährte mit dem Joyce’schen Ulysses erweist sich als Kuh auf dünnem Glatteis. Möglicherweise, wo auch heute gerade noch die Medusa im Spiegel im Spiegel (!) auftrat, an anderen Stellen auch Verweise zu finden sind, ist ein Herumgestocher in der griechischen Mythologie vielversprechend, könnte sich aber als anstrengend erweisen. Es ist zwar immerzu bzw. immer wieder von Syracuse (New York) die Rede und auch von Ithaca (New York).

Es gibt eine Seinfeld-Folge, in der Jerry ein Gastspiel in Ithaca (New York) hat, welches ziemlich in die Binsen geht. Infolgedessen muss er auf Irrwegen mit einem Mietwagen Nachhause zurückfahren, strandet mitten in der Walachhei (der Umgangssprachlichen, nicht der in Rumänien) in einem Swiming Pool und gelangt nur unter Überwindung vieler Hindernisse zurück nach New York (New York), wo seine Freundin in der Flughafen-Lounge auf ihn wartet. Ob sie zum Zeitvertreib ein Leichentuch gewoben hat, wird in der Folge nicht erwähnt: „Dass David Foster Wallace nicht mehr lebt, kann ich immer noch nicht fassen. Seine Texte, seine Art zu schreiben mochte ich wirklich sehr [nun gut, das Kreuzfahrtbuch vielleicht nicht ganz so sehr. Und die Fußnote als Stilmittel konnte einem manchmal schon auch auf die Nerven gehen. Aber trotzdem]“. Auch in Unendlicher Spaß sind die Fußnoten weit ausgebreitet und enthalten tatsächlich wichtige Schlüsselszenen. Zumindest Hinweise auf.

Dann die Körperlichkeit, die der Text sich aneignet, bis hin zur Deformation des großen Körpers der amerikanischen Nation (bei gleichzeitiger Aufblähung):

Die Stadt mit dem Kopf aus dem die Antenne ragt, über welche die Einflüsterungen der nächtlichen Kult-Radiosendung überertragen werden, mit der als eine Lunge beschriebenen Tennis-Court-Überdachung, mit dem unterirdischen Labyrinth von Gängen zwischen den Tennisanlagen und der Lunge, mit dem allerersten Satz, der gleich Körper sagt, mit dem (auch innerhalb des erzählten Zeit stark abgesetzten) eingeschobenen Monolog des Vaters, 1960 v. SZ., der den Körper des Sohnes zu manipulieren versucht. Mit all dem. Mit den explodierenden und missgestalteten und totgeborenen Körpern. Das ist tatsächlich bisweilen harte Kost. Das ist immer ein Grund, gleich noch die nächste Seite aufzuschlagen.  Alles ist verstiegen und verdreht, gleichzeitig erscheint es aber alltäglich und normal. Das abgespaltene Paralleluniversum. Dies ist der dritte Freitag an diesem Text. Im nichteuklidschen System offenbaren sich die Personen merkwürdig erstarrt gekrümmt oder deformiert. Konvex und konkav sind sowohl Landschaften als auch ein äußerer Bereich des Großhirns. Namen und Bezeichnungen treiben ein mehrfach hierarchisches Spiel von Referenz und Bedeutung und die Analyse als Methode versagt: Man kann auch versuchen, eine Textmauer darum herum zu errichten, wenn sich das Ding nun einmal der Festlegung entzieht. Das ist allgemeine literaturwissenschaftliche Praxis, das Wesen, das Gespenst in einen Käfig zu sperren, das Forschungsgebiet abzugrenzen. Damit es bewältigt und ggf. überweltigt werden kann, vermessen, etikettiert und dann taxidermiert zum glücklichen Ende.

Jetzt auf Seite 630. Und ich lese nur am Morgen und am Abend in der Bahn, während die anderen zumeist auf ihren Devices touchen und wenn Du schon schläfst und ich die Seinfeld-Folge noch einmal auf Anfang stelle, damit Du vom Seiten-Umblättern nicht aufwachst.