festival für jungen fotojournalismus

Am Sonntag sind wir dann aufs Expo-Gelände gefahren, weit hinaus an den Stadtrand wo der Mediencampus brütet neben dem Messegelände. Einmal im Jahr findet hier in der Fachhochschule (die sich nun nur noch Hochschule nennt) das festival für jungen fotojournalismus statt, inzwischen im dritten Jahr.

Allgegenwärtig ist die Bilderflut, mit der wir konfrontiert sind und die sich durch Mediatisierung und die damit einhergehende schnelle Verbreitung digitaler Fotografien im Internet ergeben hat. Auf diese unüberschaubare Masse an Fotos reagiert das Festival nicht mit kulturpessimistisch kuratierten Kleinoden, sondern versammelt in 60 Ausstellungen über diverse Häuser verteilt ebenfalls eine Masse an Fotografien, die an einem Tag schlichtweg nicht erfasst werden kann. Fighting Fire with Fire.

Das Festivalticket ist deshalb auch ein Nylonband um den Arm, mit welchem die Ausstellungsräume während der gesamten Woche besucht werden können. Das wir es dennoch erst am letzten Tag geschafft haben ist eine andere Geschichte, über die hier der Mantel des Schweigens.


(Fotos an der Wand © Imke Hingst)

[Die Schwester hatte es schlauer gemacht und wohnt auch in der Nähe, so das sie unser persönliches Highlight durch Zufall und Glück bereits einen Tag vorher entdecken konnte. In einem Treppenhaus und nicht zur Ausstellung gehörend hängt eine kleine Reihe Fotos an der Wand, auf welchen Menschen zu sehen sind, die vor Projektoren tanzend Seifenblasen in die Luft pusten. Eines der projezierten Fotos zeigt unsere Großmutter, die sich offenbar im Garten ihrer Arbeitsstelle angeregt mit einer Kollegin unterhält…] [Und hier ist es nun ein Foto von einem Foto in welches ein Foto projeziert wird. Seifenblasen.]



»Everybody knows this is nowhere« Ist der Titel einer der Ausstellungen, die wir uns angesehen haben. Andrea Gjestvang zeigt in lakonischen Bildern das einsame Leben junger Menschen in einem einst florierenden Fischerdorf der Finnmark – überwältigende Natur und menschliche Perspektivlosigkeit in einem der ärmsten Teile eines sehr reichen Landes.

»Now|Here« von Jonas Ludwig Walter nimmt den Faden andernorts wieder auf. Er portraitiert hingegen keinen verlassenen Ort, sondern einen, den es niemals wirklich gegeben hat – und zwar gleich zwei mal. Seine Fotos zeigen das Leben einer Gruppe von Arbeitern, die ein nicht fertiggestelltes Atomkraftwerk abbauen. Sie wohnen in einem Musterhaus, dass ein in den Konkurs gegangenes Bauunternehmen vor Ort zurückgelassen hat.

Viele der von uns besuchten Ausstellungen thematisieren Orte und die mit ihnen verbundenen menschlichen Schicksale. Manche dieser Orte sind umkämpft und reflektieren eine Welt, die sich im Umbruch befindet auf besondere Weise. Dies ist sehr gut zu beobachten in den Bildern von Andrew Burton, der unter dem Titel »Occupy Wall Street« die Besetzung des Weltfinanzzentrums in New York dokumentiert. Burtons Fotografien kamen mir bereits sehr bekannt vor, was bestimmt ihrer Verbreitung in den Social Media zuzuschreiben ist – fast ikonographisch stehen sie für den friedlichen Protest und ungleichen Kampf der Okupisten gegen die kapitalistische New World Order.

Die schleichende Verdrängung eines anderen Marktplatzes zeigt hingegen Antonia Zennaro in »Die verschwindende Meile«, in der behutsam die Metamorphose des Rotlichtbezirkes in St. Pauli beschrieben wird.



Mary Turners Ausstellungstitel »A Place To Stay« kann als übergeordnete Beschreibung für die letzten vier Ausstellungen angesehen werden, die wir besucht haben. Auch diese Fotoserie über einen Wagenplatz britischer Traveller zeigt von Vertreibung bedrohte Menschen und in letzter Konsequenz auch die Zerstörung ihrer Zuflucht.

»Zwei Bier für Haiti« von Nathalie Mohadjer ist nach der Spendenaktion einer Bewohnerin einer Obdachlosenunterkunft benannt, bei der jeder der dort Lebenden auf zwei Bier verzichten sollte. So kamen zugunsten der Erdbebenopfer 15 Euro zusammen.

Objektiv etwas besser getroffen haben es die Dauercamper, die Jonas Wresch für seine Reportage »Immobilis – Eigenheim Wohnwagen« auf dem Campingplatz „Erlengrund“ im niedersächsischen Gifhorn aufgesucht hat. Hier fand sich die Bildunterschrift, die für sich genommen schon so stark ist das sie fast des dazugehörigen Fotos nicht mehr bedarf…

„Herausgeputzt für die Weihnachtsfeier sitzt Sascha Deutschendorf auf dem Sofa und streichelt seinen Rottweiler“

Hunde spielen auch eine wichtige Rolle in Ann Sophie Lindströms Bildern mit dem Thema »Punk ist kein Kaffeekränzchen«, in welchen sie das Leben auf dem hannoverschen Wagenplatz Scheißegalien zeigt. Auch hier plant die Stadt Hannover mittlerweile die Umsiedlung der Wagen von Hainholz an den Stadtrand, und beweist durch die Wahl der neuen Heimat Fingerspitzengefühl und eine ausgezeichnete Kenntnis verschiedener (un)bürgerlicher Millieus; Die Punks sollen in eine Kleingartenkolonie ziehen.


Insgesamt hat uns das Festival sehr gut gefallen.

Verbucht unter „Récherche“

Auch ist das mit der Langeweile ja eine höchst subjektive Sache und ich kann mir durchaus vorstellen, diesen sehr langen Text von Proust langweilig zu finden, er fordert einen ja zur Geduld heraus. Und beständig die Angst, seine Zeit zu verlieren. Aber das wird so oder so geschehen. Also kann man ihn auch lesen.

So hab ich es vor und bereits begonnen. Und befinde mich nun also Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Hier erscheint an der Seite dann auch, folgerichtig weil alles ins Netz gebraten werden muss, ein neues Etikett das wichtig tut. Es ist mehr zur Erinnerung und für mich gedacht, damit es einfacher wird. Vielleicht falsch; Was ja auch immer gedacht wird, das ein Foto zum Beispiel das Erinnern vereinfacht. Ich hab so viele Fotos gemacht, es tut das nicht, soviel steht fest. Das sind nur Auslöser, das sind Schalter die man sich selber in die Kabelage baut, dann kann es gelingen,

Kein Anspruch auf Vollständigkeit oder sogar auf Richtigkeit, eine kleine Reihe von Fragmenten, vielleicht, so etwas. Mehr nicht. Pro Buch ein Eintrag, sollte sich nicht zu viel vornehmen. Andere haben es bereits ausführlich beschrieben, hier zum Beispiel (Der Anfang der Aufzeichnungen von Schmidt.)

Gestern fiel mir (unter anderem!) ein, als ich von 2:13h in der Nacht bis ungefähr 4 Uhr wach gelegen, das dieser Swann ja ein Hirngespinnst sein könnte. Das wird sich jedenfalls auch zeigen. Auch saß ich bereits im Wartezimmer mit dem gefledderten Suhrkamp Paperback, während die Rede war von den Ärzten. Und Gestern erst (oder war es schon Vorgestern) im Park, während die Sonne schien und eine Taube fünf mal niesen musste. In der Welt draußen, sofern es sich nicht gerade um die U-Bahn oder den Bus handelt, ziehe ich es mehr und mehr vor, unverkabelt umherzulaufen und die Musik nur von den Dingen zu hören. Es ist natürlich eine ganz andere Welt in der Zwischenzeit entstanden, deren Anklänge jedoch auch bereits beim Monsieur erwähnt sind mit Telefon und Fotografie, auch hier schon Gedanken darüber, was sie tun, diese angefertigten Augenblicke, es findet sich zumindest ein Beispiel dafür auf den ersten 327 Seiten.

Soweit bin ich schon oder noch nicht, sollte es besser heißten. Das folgende Lied darf natürlich auf keinen Fall fehlen,

und so wäre auch diese Referenz gleich schon von vornherein gemacht.

Puppenstube after dark

Seit dem 25.5. ist in der Galeria Lunar die Ausstellung „Energy from Waste“ der örtlichen Stadtwerke von Klaus Weiße zu bewundern. Die kleine Filmminiatur oben entstand bei der Eröffnung. Die Kunst von Klaus ist nicht hintersinnig oder subtil, sondern bitterböse-sarkastisch mit schwarzem Witz. Der Titel bezieht sich auf die Arbeitsweise des Künstlers, der seine Skulpturen unter anderem aus Fundsachen und dem was vom Tage übrig blieb anfertigt. Ein Karussel im Schaukasten, in dem sich die Paare bis in alle Ewigkeit zu „Highway to Hell“ drehen, zwei Gestalten auf dem Weg ins Puff, getarnt mit Blecheimern auf dem Kopf, ein Hund geht Gassi auf dem Boulevard der Dämmerung – Noch bis Ende Juni zu sehen! Wear Sunscreen!