Die Menschen dort beim Freesound-Project mögen die…

Die Menschen dort beim Freesound-Project mögen diese Uhr gerne schlagen hören, und jedesmal, wenn ein neuer Kommentar dort geschrieben wird, denke ich an die liebe Großmutter. Wie auch immer wenn ich mit dem Bus am „Grünen Hagen“ vorbei fahre, dort bleiben uns dann nur wenige Sekunden. Jetzt habe ich den Regulator gerade wieder einmal aufgezogen, nach langer Zeit, fast zwei Jahre sind es nun, im April, und beschlossen, zu Ostern und zu Weihnachten, zum Geburts- und Todestag wird der Big Ben nun wieder zu hören sein, bei mir Zuhause,

und eben als ich, Late Night Shopping, noch einmal beim Kiosk war, und draußen vor der Tür stand er und schnorrte mich an um eine Zigarette, und dann kam ich heraus und schenkte ihm ’nen Beutel Tabak und Blättchen und für ein Feuerzeug ging ich dann nochmal rein in den Laden, da hatte der arme Tropf Tränen in den Augen, nur für ein wenig Tabak zum rauchen in der verregneten Nacht. Einen guten Rat wusste ich dann auch nicht, er bedankte sich mehrmals und sagte „man sieht sich immer zwei mal im Leben“ und ich sagte „Um ehrlich zu sein: besser nicht“.

Still <> Urban Fred Frith und das Arte Quartett I…

Still <> Urban

Fred Frith und das Arte Quartett Im Jazzclub Hannover.

Gestern war, wie hier angekündigt, Fred Frith zusammen mit dem Arte Quartett zum Zwecke eines Gastspiels in Hannover. Der Jazzclub war, wie bei einer solchen Gelegenheit zu erwarten, ausverkauft, und es wollten noch Leute rein. Wir haben es trotzdem geschafft, einen guten Platz zu bekommen, mit Blick auf den Solisten und 1/2 Quartett.

Im Orange-Rot angestrichenen Keller auf dem Berg (einen schönen virtuellen Rundgang finden Sie hier bitte entlang) war nicht gerade Festbeleuchtung, was den Vertreter der örtlichen Presse zum rummosern und profilieren Gelegenheit gab: „Wenn das Licht so bleibt kann ich gleich wieder Nachhause gehen“. Mach doch. Nach einer Weile kommt ein Mausgrauer Musikstudierter und macht eine Ansage, bitte nicht zu rauchen und zu Fotografieren. Dann geht es los.

Das Arte Quartett besteht aus den vier Schweizer Saxophonisten Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, Andrea Formenti und Beat Kapeller, die Saxophon in allen Tonlagen mit sich bringen. Was die wohl über den hannoverschen Berg gedacht haben mögen… Frith sitzt auf einer Klavierbank, neben sich eine Reihe Utensilien die er für das Spielen braucht. Bürste, Bindfaden, Dosendeckel. einen Geigen- oder Cellobogen und anderes. Des weiteren befinden sich vier Ghettoblaster auf der Bühne. Im ersten Set spielen sie ein Sammelsurium, im ersten Stück gleich mit einem langen und eindrucksvollen Gitarrensolo. Der Mann möchte in seine Gitarre hereinkriechen, bearbeitet die Seiten mit Bogen und Bürste, die Saxophone sind hier nur Ergänzung. Nach der Pause schließlich Still <> Urban, ein Stück, welches sich mit den Gegensätzlichkeiten von Urbanität und Weite befasst, geschrieben in einem Kloster in den Bergen. Von den Ghettoblastern kommen ein paar Fieldrecordings, ansonsten hier wiederum die Gitarre und vier Saxophone. Schön, wie in diesem Stück, eigentlich in allen, sich immer auch die ganze Bandbreite des Schaffens von Frith wiederfindet, die von eher „harten“ Projekten wie Naked City bis zu diesem ruhigeren Auftritt mit dem Arte Quartett reicht. Schnell und Langsam, Laut und Leise, Melodie und Dissonanz gehen ineinander über.

Am Ende des rund eine Stunde dauernden Werkes weiß ich nicht wie schnell die Zeit verging. Ein sehr gutes Zeichen.

Hier ein paar Videos/Klangbeispiele aus früheren und anderen Projekten:

Evelyn Glennie meets Fred Frith

John Zorn’s Bladerunner Project w/ Dave Lombardo, Bill Laswell & Fred Frith

„Morning Song“ mit Iva Bittová, Pavel Fajt (aus dem Film „Step Across the Border“, beachten Sie bitte auch den Knutschfleck auf dem Hals von Iva.)

Merzgebiete – eine Exkursion

Das erste was mir im diffusen Licht der Museumshalle in die Augen fällt sind kubistisch anmutende, düstere Ölgemälde. Dazwischen, fast ein Stück Strandgut, eine Assemblage aus Holz von Kurt Schwitters. Klein, fast unscheinbar zwischen den Ölschinken. Dazu Kommentar Nr. 10 aus der Audioführung, Schwitters zu eben diesem Stück Holz, warum gerade dieses ein besonderes ist.

Die „Merzgebiete“ sind keine Sumpflandschaft nördlich Hannover. Das Sprengel-Museum, renomierteste örtliche Kunsthaftanstalt, benennt so die Netzwerke des Kurt Schwitters, die Adressbücher, die beigeordneten Werke befreundetet Künstler wie von beispielsweie Arp & Taeuber Arp, László Moholy-Nagy (von dem nur Ungarn wissen wie er sich spricht), Raoul Hausmann, Hannah Höch, Theo van Doesburg, „die abstrakten hannover“ und.

Was mir auffällt ist, wie wenig Farbe diese Leute doch benutzt haben. Da gibt es Druckerschwarz, Zeitungspapierbraun, gilbliches Weiss. Dazwischen dann Akzente in Farbe. Rot. Gelb. Grundsätzliches. Und mit wie wenig Humor die Besucher an die Sache rangehen.. da kommt wer und klebt Garnrollen in einen Bilderrahmen. Sie stehen davor und runzeln die Stirn in deutscher Denker-Tradition. Ein Kunstdiplom veranstaltet die Führung, spricht von der Eizelle die er im Bild erkennen will, natürlich. Redet von Gegenstandslosigkeit (was immer das), dann macht er zwei mal denselben Witz über „Die Breite Schnurchel“, Was immer eine Schnurchel sein mag. In jeder Ecke steht eine 7, und in einer hängen Kopfhörer. Darauf zu hören: Die Ursonate. Es sollte andersrum sein – Der Dummschwätzer auf die Kopfhörer für die runzligen Denker, und die Poesie in die Halle hinein.

(Vielleicht gelingt etwas in der Art ja am 3.2., dann tritt nämlich zur Finnisage folgerichtig Merzbow im Merzbau auf).